Freitag, 30. August 2013

[HATE]-talusicore – die Abrechnung: Drängler oder „Hey lasst mich vor ich bin ein wild gewordener Hornochse!“



Sperrt die Schwiegereltern weg und dreht euch sicherheitshalber noch einmal um, denn jetzt werden die Klingen gewetzt und die einst mal „beste“ Szene der Welt fachgerecht zerlegt. Nach jahrelanger Erfahrung bleibt der ernüchternde Ausblick, dass die jugendliche Naivität vollkommen fehl am Platz war. Auch bei uns gibt es Schlampen, Idioten und asoziale Arschlöcher und darüber hinaus noch ganz andere Sachen. It’s HATE-Time!

Jetzt geht man schon vorsorglich und mit Weitsicht jedem Sozialkrüppel aus dem Weg, hat ob aller Menschenmenge einen einigermaßen gemütlichen und erträglichen Platz gefunden und will sich ganz entspannt auf die Musik konzentrieren, da muss doch plötzlich dieses Nashorn von hinten quer durch die Menge pflügen, Dutzend Bierbecher entleeren und ohne Rücksicht auf Groß und Klein alles gewaltsam wegdrücken nur um vorne oder auch nur ein paar lächerlichere Reihen weiter vorne zu stehen.

Das bei einer gefühlten Körpergröße von weit über 2 Metern in der Regel locker um die 3 Köpfe kleiner stehende Menge gesehen werden kann und diese jetzt im Gegenzug nichts mehr sehen, soweit ist der denkende Teil im Kopf nicht mitgewachsen. Paradox auch, wenn es wirklich nur um noch einen Platz ging. Von der zweiten Reihe partout in die Erste oder von der Mitte zur Mitte minus eins. Von Empathie oder dergleichen muss man hier schon gar nicht mehr anfangen, das verbietet sich schon beim egoistischen Vernichtungszug durch Umstehende. Das geht auf keine Kuhhaut wie sich immer wieder Arschgeigen durch die Masse prügeln. Die Pointe ist immer dann besonders absurd: denjenigen interessiert die Band eigentlich nicht – nein am liebsten würde er mit dem Nebenmann ratschen und da die Musik leider so laut ist, muss halt geschrien werden. Somit wird auch gleich in Kombination nicht nur der Seh- sondern auch der Hörgenuss eingeschränkt. Merci – in den Momenten könnte ich am liebsten irgendwelche Knie- und Beinsehnen abtrennen um für eine gezielte Reduktion zu sorgen.

Auch gern gesehen die Annahme, mit genug Druck von hinten wird vorne alles frei und klein. Das könnte zwar mit genug Ausdauer durchaus der Fall sein, aber ich tipp mal darauf, dass es selbst die abgebrühteste Band nicht soo gern sieht wenn ihre Fans in den ersten Reihen zu Matsch zerschoben werden. Spaß macht so ein Auftritt dann sicherlich niemanden mehr und selbst Rindviecher haben auf der Flucht mehr Hirn. Eine Panik will ich mir bei keinem Festival und/oder vollgestopften Konzertsaal vorstellen.

Auch gern gesehen die Freundschaftsbesuche. Klar, wenn ich kurz Bier hohl oder auf dem Klo war, will ich auch schnellst möglich wieder zurück zu meiner Freundin welche ich irgendwo vorne stehen weiß. Aber a) schiebprügel ich dabei niemanden zusammen und b) verschwind ich nicht für Stunden. Das ist sicher eine Frage über die man streiten kann, ab welcher Wartezeit oder Abwesenheitsdauer kann man noch vertreten und sagen, dass ist mein Platz. Klar, die im Fokus stehenden Flachpfeifen können das immer irgendwie „vertreten“ – aber so mal als grundsätzliche Frage gestellt. Ich finde nämlich nicht, dass wenn ich mich für zwei Stunden irgendwo hin verpisse, ich noch darauf pochen kann dass mir ein vorgewärmter Stehplatz frei gehalten wird. So lang ist in der Regel kein Laufweg und keine Schlange der Welt.

Ihr Drängler geht mir aber definitiv ordentlich auf den Sack und der nächste der an mir und vor allem bei meiner Freundin so assig an/durch/vorbeiprescht zieh ich an den Haaren zurück oder gebe ihm einen extra Schwung mit den Stiefeln. Arschlöcher, FUCK YOU!

Donnerstag, 15. August 2013

Metalfest Open Air Germany 2013 – 22ter Juni @ St. Goarshausen (Loreley) – Teil 3/3





Warum nicht mal ein Bild von einem Klo?
Das kostete zwar 1€ Eintritt, sah dafür aber auch
für Festivalverhältnisse relativ gut aus. Warte-
schlangen waren auch okay, es sei denn
man wollte duschen...
Gerade noch dunkel, Cut – Sonne dringt durch meine Augenlieder, ich hör Menschen und realisiere: ich bin nicht in meinem oder irgendeinem Zelt. Ich sitze, schau mich um. Ich sitze vor irgendeinem Zelt, schräg gegenüber irgendeine fremde Frau in einem Liegestuhl, vor mir ein fremdes Zelt. Im Sitzen geschlafen? Keine Ahnung, ich will aufstehen und realisiere, dass ich im Schneidersitz sitze und so wie sich gleich sofort kein Muskel mehr vernünftig mehr bewegen kann, doch schon ziemlich lange. Ich wanke wie plötzlich massiv gealtert los, „Alles okay?“ werde ich von irgendwo gefragt und unfreiwillig unfreundlich brummel ich irgendwas vor mich hin und such irgendwas Bekanntes. Eigentlich dachte ich, mich links am Hang zu befinden mit dem Rücken zum Festivalgelände, aber inzwischen scheint mir rechts am Hang auch möglich wenn nicht sogar wahrscheinlicher zu sein. Ziemlich schnell ist meine Freundin aus dem Bett geklingelt. Huch wie erst 8 Uhr, Samstag frei und geweckt? Sry – aber ich muss erst gaaaanz viel erzählen.


Der Tag beginnt so richtig scheiße und zerstört, bis in den späten Nachmittag kann ich nicht mehr ohne Schmerzen laufen. Irgendwann stelle ich fest, dass mein rechter Arm komplett aufgeschlagen ist und massig Dreck in die Wunde reingewachsen ist. Das verheilte zwar gut, ist aber jetzt immer noch zu sehen und wird wohl als Erinnerungsstück bleiben. Irgendwann fand ich endlich mein Auto, belaberte die benachbarten Franzosen mit einem sicherlich ultraschlechtem Englisch, für das ich mich später nochmals entschuldigte – fand im Camp erst niemand wieder vor, genauso wenig wie den Stuhl und irgendwann zog es mich zu Krisiun. Eine Death Metal Band vor der ich ein Album habe und welches ich mir durchaus geben kann. Aber an dem Tag ging nichts mehr. Die Musik war mir einfach zu wild und zu schnell, bangen? Wäre der reine Wahnsinn gewesen…

Impressionen: Threshold live
Vorteil: Keine störenden Menschen, super Sound
Nachteil: Naja - nix zu sehen...
Zurück im Camp die ersten bescheuerten Fotos gesehen. Erinnerung? Fehlanzeige, Geschichten hingegen en masse. Was für ein Scheiß und dabei wollte ich extra wenig trinken.

Die Konsequenz des Abends? Ich musste sehr schnell die Segel streichen und mich wieder schlafen legen bzw. es versuchen. Im Auto döste ich fast eine Stunde vor mich hin um von den wunderbaren Klängen und Melodien von Threshold geweckt und/oder begleitet zu werden. Das hatte etwas Wunderschönes und stilvolles, gefiel mir total und selbst wenn ich sie dabei nicht gesehen hatte, der Sound war spitze und sicher besser als vorne. Das war bemerkenswert, aber auch irgendwie traurig. Vor der Bühne hörte sich alles einfach zu laut, bisweilen übersteuert an. Über das Camp verteilt und in den Hängen eingebettet dagegen perfekt. Das gefiel mir auf jeden Fall so sehr, dass ich gegen Ende des Sets mehr wach als schlafend und oder dösend war. Erholt war ich zum Glück im Rahmen der Umstände genug.

(Mit Bildern jetzt so ein langer Post, da setzt ich jetzt mal ausnahmsweise einen Jump Break)

Mittwoch, 14. August 2013

Metalfest Open Air Germany 2013 – 21ter Juni @ St. Goarshausen (Loreley) – Teil 2/3

Der erste Teil der großen Metalfest 2013 Saga:
Metalfest Open Air Germany 2013 – 20ter Juni @ St. Goarshausen (Loreley) – Teil 1/3
Metalfest Open Air Germany 2013 – 22ter Juni @ St. Goarshausen (Loreley) – Teil 3/3




Es war kalt und unbequem wie man anhand
dieses x-beliebigen Festivalbesuchers
sehen konnte welcher freundlicherweise erlaubte
ein Foto zu machen.
Vorne rechts Eingang mit Rodelbahn, links Merch-
stände, vorne links Weg zum Bürgerhaus,
nach hinten Campingbereich

 Denn der Tag startete mit ordentlichen Nacken- und Schulterschmerzen, welche nur teilweise der freiwilligen Halsnackenrotation geschuldet waren. Da der Parkplatz wie erwähnt am Hang lag, hing ich in der Nacht offensichtlich ekelhaft schief im Auto und das spürte ich gleich mehr als deutlich. Lange konnte man so nicht schlafen, zumal die Sonne sich unaufhaltsam unter die Augenlider bohrte. Kühl war es auch geworden, von ausgeschlafen konnte nicht die Rede sein und viel los, war wahrlich nicht. Nach einem gemütlichen Morgengespräch mit Julien und den sonstigen Nachbarn, machte ich mich auf die Suche nach meinem Stuhl – welchen ich in der Nacht vergeblich suchte und begraben unter dem Pavillon wähnte. Zu sehen war nichts, in mehrerlei Hinsicht.
Kein Stuhl, kein menschliches Leben und so inspizierte ich weiter das Gelände, wenngleich leider alle Merchstände noch geschlossen hatten.

Unterwegs konnte ich die angerichteten Schäden in Form von umgefallenen Bauzäunen noch deutlicher sehen und auch wenn die Sonne die Wege größtenteils sachte trocknete, war gut gewähltes Schuhwerk ratsam und meine Stiefel Gold wert. Im Nahe gelegenen Bürgerhaus gab es recht günstiges und genießbares Frühstück, welches auch mit einigem an Andrang rechnen musste. 
Vielleicht der richtige Zeitpunkt um über die Preise im Allgemeinen ein paar Worte zu verlieren, wenngleich ich kaum dort speiste und trank. 1-2 Bier und ein Döner wenn es hochkommt.
Blick auf den Campingbereich, idylisch wirkte
es ja schon...
Billig war es nicht unbedingt, aber im Vergleich zu sonstigen Festivalpreisen noch okay. Wucher Wacken oder Rock am Sack sind sicherlich eine andere Liga, hier ist man preislich so auf Höhe knapp um den Party.San Niveau. Es geht halt so, trotzdem würde ich lieber mein eigenes Bier trinken, was vor der Bühne aber nicht möglich ist. Kontrollen bzgl. Glas oder dergleichen gab es überraschenderweise nicht. Wichtig war nur, dass ich a) eine Karte hatte und b) gestern erwähnte Zusatzbeiträge löhnte.





(Mit Bildern jetzt so ein langer Post, da setzt ich jetzt mal ausnahmsweise einen Jump Break)

Dienstag, 13. August 2013

Metalfest Open Air Germany 2013 – 20ter Juni @ St. Goarshausen (Loreley) – Teil 1/3



Links den Wald entlang kam man her, wie man
leider nicht ganz so deutlich sieht war der ganze Parkplatz
am Hang.

Lasst euch berichten was sich zugetragen an jenen legendären Tagen! Die Anreise verlief ideal, zwar leicht verspätet da ich mein Gepäck etwas unterschätzt hatte, aber dafür reibungslos. Der Navihalter feierte ein gelungenes Debüt und so wagte ich mich nun mehr zum zweiten Mal vollkommen alleine auf ein wildfremdes Festival. Nach ein paar zügigen Autobahnwechseln, verlief die Route gemütlicher dem Rhein folgend und wahrlich ohne Stau oder dergleichen. Ohne Navi wäre ich wahrscheinlich schon etwas mehr aufgeschmissen gewesen, da ich eigentlich bis wirklich kurz vor Ziel kaum Schilder sah – da man aber vorwiegend einfach der kurvigen Straße folgen musste, bzw. gar nichts anderes konnte, hält sich dieses „Versäumnis“ wirklich in Grenzen.

Mein kleines Zelt der Unschuld in der Mitte
Merke: Bauzaun!
Noch in der Anfahrtsschlange wurde man auch gleich zweimal(!) zur Kasse gebeten was ich schon
Der Hang des Todes!
Er sieht sooo niedlich aus, aber er lügt...
mal ziemlich uncool fand. 5€ Müllpfand sind ja noch okay – bekam man auch mit praktisch leerem Sack wieder zurück, alles andere hätte mich auch nur tierisch aufgeregt, weil wie zur Hölle soll ich als Einzelperson auch einen 50 Liter Sack vollbekommen ohne mich wirklich wie die letzte Umweltsau zu verhalten? – 15€ Parkgebühr fand ich hingegen schon mal scheiße!

Da zahlt man 79€ für ein 3-Tages-Ticket inkl. Camping, darauf noch 7,90€ Bearbeitungsgebühren, Kommission oder was auch immer – evtl. noch um die 7€ Versand weil der Veranstalter natürlich in Österreich sitzt (ein E-Ticket hat mir aber vollkommen gereicht,
ich mein 14 Mark!!) und soll dann noch mal 15€ Parkgebühr blechen? Unschönes Ding und irgendwie fühl ich mich da ein bisschen wie mit dem typisch Kleingedruckten übers Ohr gehauen und das schon vor Beginn des Ganzen? Meiner Meinung nach, sollte das schon inklusive sein oder klarer deklariert werden, an die 35€ Zusatzkosten halte ich nämlich für ein Unding, ist immerhin fast die Hälfte des Ticketpreises.

(Mit Bildern jetzt so ein langer Post, da setzt ich jetzt mal ausnahmsweise einen Jump Break)



Samstag, 10. August 2013

Agrypnie – F51.4 (2006)


Frontcover

Heuer steht einer meiner Lieblingsbands auf der Matte, welche bis dato meine meistgehörte Black Metal Band ist und sich mit Swallow the Sun Platz 1 der am häufigsten Live gesehenen Bands teilt. Zur Bandgeschichte sei nur so viel vorweg genommen, dass sie indirekt in die Fußstapfen von Nocte Obducta trat, welche ich damals schon gerne hörte. Mit der „Nachfolgeband“ Dinner auf Uranos konnte ich nie wirklich so viel anfangen, ganz anders war es da dann schon mit Agrypnie welche der Sänger Torsten im Alleingang auf die Beine stellte. Und darum soll es nun gehen…

Der Albumtitel harmoniert schon mal wunderbar mit der Bedeutung des Bandnamens, mal sehen was da das „Intro“ zu bieten hat. Dieses startet sehr sphärisch und windig-wispernd um dann in vertraut wirkenden Gitarrenmelodien aufzugehen. Hier ist der Einfluss von Nocte Obducta noch mehr als augen- bzw. ohrenscheinlich, die einsetzenden Drums wird der Experte sicherlich als von der Konserve ausmachen – mich stört dies aber nicht weiters zumal es im Verlauf noch durchaus seinen eigenen Reiz entwickelt. Das Stück nimmt kurz Fahrt auf, beruhigt sich und leitet nahtlos in Track 2 über. Noch nett… 6,5 Punkte

Erschienen bei: Supreme Chaos Records
EAN-Nr.: nicht vorhanden
Katalog-Nr.: SCR-CD023
Da ich aber nicht auf nur „nett“ stehe, steigert sich folglich „Und Führet Mich Nicht In Versuchung“ und brettert gleich los. Lyrics sind hierbei sehr gut zu verstehen, das Lied ist zügig und geht trotz leicht progressiven Ausflügen dennoch sehr direkt nach vorne. Mit dem Rhythmuswechsel kurz vor Minute 2 wird es aber noch wesentlich interessanter und treibt den Hörer regelrecht vor sich her. Wirklich interessant gestaltet, vorwärts drängend und eindeutig stärkstes Wiedererkennungsmerkmal des Liedes. Dazwischen hämmern die Drums gnadenlos durch, die Gitarren erzeugen hierbei wechselnde Stimmungsbilder und werden mit latent epischen Anflügen von obig angesprochenem Rhythmus in die Stille hinaus eskortiert. Im Anbetracht der Tatsache, wie oft ich dieses Lied früher gehört hatte und welchen Sog es zu erzeugen wusste, runde ich – zwischen zwei Noten stehend wohlwollend auf glatte 8 Punkte auf.

Auf Den Nackten Korridoren“ lässt sich wieder mehr Zeit und versprüht schon eine gewisse Kühle bevor Gesang und Drums einsetzen. Die melancholische Resignation wird überwiegend durch die als sehr schleppend empfundene Dynamik erzeugt und erstmals punktet der Drum-PC allein durch seine sterile Ausstrahlung. Das passt perfekt ins lyrische Konzept, als auch in die Umsetzung. Hier kann noch so oft progressiv umgeschwungen werden, es entsteht keine Wärme sondern nur maschinelle Kälte. Die Wechsel sind nett aber in meinen Augen nicht zwingend und etablieren für mich persönlich viel mehr nur die Stimmung um im Folgesong darauf aufbauen zu können. 7,5 Punkte

Absolut stimmige Gestaltung, sachlich und nüchtern
dennoch vielsagend...
Dieser hört auf den Namen „Cogito Ergo Sum“ – ist zudem der längste Song des Albums und markiert für mich eine Art Kernstück. Die Gitarren benötigen hier nicht viele Riffs, erzeugen aber wieder einen sehr schleppenden und depressiven Sound. Der Doublebase unterlegt das ganze wunderbar dezent und passend, mehr betonend als bestimmend. Ungefähr in der Mitte des Songs nimmt der Song dann wieder Tempo auf um sich wunderbar wieder in verschiedenen Stimmungsbildern zu lösen. Klagend, verzweifelnd, einsam und ob der Situation dennoch hilflos wütend, erschöpft und matt. Dieses hoffnungslose Ringen wird wunderbar dadurch inszeniert, dass trotz vieler, vieler Ansätze und progressiver Elemente – jede Energie immer wieder zum Grundthema oder ähnlich klingender Spektren zurückkehrt, fällt und ebenso endet.
Verdient allein die Stimmung schon höchstes Lob, gewinnt die Inszenierung und Komposition enorm an Tiefe und Substanz – sicherlich keine überraschenden 10 Punkte!

Dass das „Kerkerseelenwanderung“ kaum noch toppen kann dürfte klar sein, daher wurde hier auch eine andere Idee verfolgt. Ist der Anfang noch ruhig und verspielt, irgendwo zwischen „Intro“ und etwas eigenem – so explodiert die Chose plötzlich nach fast 2 Minuten in einem extrem treibendem und eingängigem Rhythmus. Dieser Song geht volles Kommando nach vorne und streut fast schon beiläufig eine Gitarrenmelodie nach der anderen. Melodie ist hierbei natürlich immer schamlos untertrieben, Szenerie wäre das passende Wort. Leider verliert sich das Ganze ein klein wenig im Mittelteil, gewinnt aber am Ende wieder durch stärkerer Akzentuierung an Dynamik und Prägnanz. Des Eingangs prägender Rhythmus rundet gelungen ab. 8 Punkte

Weil es so schön ist, hier noch ein weiteres
Beispiel
Ziellos verwirrt mutet „Spiegel?“ an. Ohne gewohntes Vorspiel hämmert der Wahnsinn drauf los, fängt sich aber kurzfristig in suggerierten Ruhepausen, welche de facto aber nichts wesentlich an der irren Geschwindigkeit der Drums ändern. Diese - Warnung laienhafte Mutmaßung – werden durch ächzende Synthie Klängen vertieft, die Basedrum hat bis dato aber längst wieder volle Fahrt aufgenommen. Gegen Ende hoppelt der Rhythmus noch ein wenig was hier vollkommen positiv gemeint ist, die Klänge verbinden sich und eindrucksvoll neigt sich das Lied dem Ende zu. 7,5 Punkte

Gewohnt kritisch geht es mit „Masken“ und ihrer Wahrnehmung weiter. Die Töne knallen flott aus den Boxen und auch hier zeichnet sich das Lied durch wechselnde Dynamik und fließende Stimmungswechsel aus. Mal beiläufig, mal oberflächlich angedeutet und dann wieder Räume öffnend und tief, sowohl im Vorder- als auch im Hintergrund. Deutlich zu erkennen wenn sich das Schlagwerk leicht zurück nimmt, leiser wird und 7,5 Punkte
wieder auftaucht – aber auch sonst in den Zwischentönen erkennbar.

Backcover und Tracklist
 Glas“ fühlt sich im Gegensatz irgendwie leicht dumpf an, steht damit stark im Kontrast zur lyrischen Aussage, welche mit ziemlich spitzen Schilderungen aufwartet. Fühlt sich nicht unbedingt kalt, aber leicht be- und/oder sogar richtig gefangen an. Was am Ende – „Jeder Halt nach dem du tastest. Schneidet tief in wunde Hände“ doch irgendwie wieder passt. Sagt mir persönlich aber nicht ganz so zu. 6,5 Punkte

Wer sich so viel Mühe mit den Texten gibt und soviel Aussage zu erzählen hat, kann sein letztes Lied getrost auch „Outro“ nennen. Und auch wenn hier nichts gesungen wird, erzählt es dennoch allein durch Klang und Stimmung sehr viel. Von Traurigkeit und Einsamkeit, von Monotonie, von Abschied, von Vergangenheit und Nostalgie, von Ferne und Distanz, von Kälte, von Leere und ganz wichtig von „spiel mich bitte noch mal von vorne ab“. Und wenn dass das Schlusslied schafft, dann ist das doch ziemlich gut. 8 Punkte


Cover:

Schlicht und einfach eine in Grautönen gehaltene, kalte und unattraktive U-Bahn Haltestelle. Nicht spektakulär, auch nicht wirklich besonders aber unglaublich effektiv und beschreibend. Das was man sieht und wie das Bild wirkt, genau das bekommt man auch geboten. Sehr treffend und damit auch vielsagend, perfekt gewähltes Motiv als auch Farbgebung und Lichteffekte. Sehr gute Wahl…

Und auch der Rest knüpft genau da an. Seien es Bilder von Hochhausfassaden, leeren Gängen, Brücken oder Tunneln – das Konzept ist von vorne bis hinten in sich geschlossen, die Farben gräulich bis hin zu leicht braun, die kompletten Lyrics auf der anderen Seite ohne weitere Details nüchtern und kahl präsentiert.

Die Aufmachung des Digipacks ist sinnvoll und gut gestaltet, hochwertig und Worte sind da praktisch überflüssig – es spricht für sich und ist perfekt auf das Album ausgerichtet. Musik Hören und gleichzeitiges Durchblättern macht Spaß, weil es eben aufeinander zugeschnitten ist. Selten solch stimmige Gestaltung gesehen welche mit Höchstnoten zu honorieren ist.

Fazit:

Abschließend ein wahrlich in sich geschlossenes Werk, welches zwar noch deutliches Steigerungspotential hat, aber schon sehr gut vorlegt. Im Unterschied zu Nocte Obducta um ein vielfaches direkter, keine ewig lang ausschweifenden Parts und wenn, dann selten ruhig sondern immer mit dem Fuß an der Schießbude. Viel eingängiger und lyrisch vollkommen überzeugend. Dennoch oder sogar und trotzdem enorm tief und variationsreich, innerhalb des Stücks wie auch über das Album verteilt. Und klar werden Geschwindigkeitsrekorde anderswo gebrochen und klar ist dies kein arttypischer Black Metal, sondern ein sehr moderner und melodischer, aber ein sehr interessanter und guter. Nicht bombastisch, nicht glatt geschliffen und auch nichtsymphonisch überladen, sondern ehrlich und direkter. Und mag die Produktion ob des künstlichen Schlagzeugs passagenweise kalt und steril klingen, worüber man sich sicherlich vorzüglich streiten kann. Selten hat es besser gepasst, musikalisch wie auch optisch – praktisch in allen Belangen…


Gesamtergebnis: 8,42

Gesamtspielzeit: 51:48
Durchschnittsdauer: 5:45
= doppelte Wertung für Song 4

Liedqualität: 7,95 (3x)
[ 6,5 + 8 + 7,5 + (2*10) + 8 + 7,5 + 7,5 + 6,5 + 8] / 10 = 7,95
Cover: 9,75 (1x)
Cover: 9,5
Lyrics: 7/7 = 10
Aufmachung: 9
+ Digipack 1 = 10

Abwechslung: 8,5 (1x)