Dienstag, 11. April 2017

# Reingehört # Blitzurteil: April 2017 Spezial

Hallo,

von Ersteindrücken oder dergleichen kann jetzt sicher keine Rede mehr sein, ich habe hier noch eine Liste an Bands bzw. Alben abzuklappern, welche ich seit fast einem Jahr schon höre, sowas wie Ersteindruck hört sich einfach falsch an und nach so einer langen Zeit komme ich mir auch ein wenig blöd vor das "stell-dir-mal-vor-dass"-Spiel zu spielen und irgendwelche vagen Prognosen abzugeben, wenn ich doch schon weiß, wie die Musik einschlägt. Weil's jetzt so lange gedauert hat, zur Entschädigung ein kleines Päckchen mehrer Veröffentlichungen mit kurz gefasster Meinung oder Empfehlung:


Saturnus - Saturn in Ascension
Wer auf melancholischen und amtosphärischen Death/Doom steht hat Saturnus höchstwahrscheinlich schon längst auf der Liste, einer dieser wenigen Bands, von der man sicher sein kann, nicht enttäuscht zu werden. Ich hatte sie damals über die geniale Veronica Decides to Die kennen gelernt und mich dann rückwärts in die Vergangenheit getastet. Schlech war da nichts, aber selbiges Werk hatte die Messlatte ganz weit oben festgezimmert. Saturn in Ascension kommt dem sehr, sehr nach. Vielleicht sind es nostalgische Gründe, warum Veronica bei mir immer noch die Nr. 1 bleibt, aber auch hier haben wir alle Erfolgszutaten. Von abgrundtiefen Growls bis hin zu zarten Spokenwordpassagen, das Album ist dynamisch, sehr emotional und braucht sicher seine Zeit - aber bietet dafür auch so unglaublich viel, 5/5!

Arkona - Slovo
Die Russen von Arkona sind wieder so eine Band, welche ich früher wesentlich mehr gefeiert hätte. Ich war nie der ganz große, reine Paganfan - mit einer schwarzmetallischen Schlagseite okay, aber nur so fröhliches Rumgehüpfe war mir zu wenig. Ganz so schlimm ist es hier nicht, aber auch der Exotenbonus (das ist ja eine Frau die hier so schreit) zieht bei mir nicht mehr gänzlich. Auch ist es nicht die erste und einzige Band welche ich höre, welche auf russisch singt - aber egal. Schlecht ist gehörtes denn mitnichten, nur war meine verzerrte Erwartungshaltung höher und es ist nunmal kein Album welches ich in Dauerrotation hören würde. Wenn es gerade gespielt wird, registriere ich es annerkennend, mehr aber nicht. Dafür greift es zu wenig bei mir, auch wenn es abwechslungsreich gestaltet ist und die Mischung zwischen glockenklaren Klargesang und Growls prinzipell spannend ist. Auch die Einbindung ortstypischer Folklore finde ich gut, sagt mir in dem Fall aber nicht ganz so zu. Schade. 3/5

Die Antwoord - Donker Mag
Eine der durchgeknalltesten Bands welche ich kenne und dabei auch eine der spannendsten. Das südafrikanische(!) Duo wirbelt die internationale HipHop-Szene gehörig auf und zeigt, was alles möglich ist, wenn man sich von engen Scheuklappen befreit. Die Musikvideos sind von verstörender Häßlichkeit kaum zu überbieten und werden dennoch schmerzbefreit mit einer Ernsthaftigkeit vorgetragen und gelebt, dass es einen Annerkennung abzollt. Auch wenn das alles nur gespielt und Image sein sollte, was ich nicht mal glaube, es ist im höchsten Maße authentisch, tabulos und revolutionär. Die extrem hohe und piepsige Stimme von Yolandi ist sicherlich anstrengend aber auch ungewohnt, dabei irgendwo zwischen einem vordergründigen devoten Rollenbild, einer verdeckten radikalen Aufmüpfigkeit und einer unheimlichen Grusligkeit einzuordnen, welche nur davor warnt näher zu kommen. Aber auch Ninja hat einen unglaublichen Flow, welchen er auch ohne Beat in verschiedensten Akzenten jederzeit on Point bringt. Und wenn nicht, ist es dennoch Zef. Dazu gibt es stellenweise knüppelharte Technobeats, aber nicht in dem Maße, wie sich das jetzt liest. Das hier ist was ganz, ganz, ganz eigenes. Unbedingt mal reinhören. 4/5

Rapido - Messias
Bekannt wurde der Rapper aus Darmstadt durch seine Teilnahme am JBB bzw. JMC und wurde lange als Geheimfavorit gehypt, kam allerdings nie ins Finale oder dergleichen. Von vielen als Kolle Verschnitt kritisiert, ist ab vom leider doch zutreffenden Klischee ein hungriger Doubletimer hier am Start, welcher für ein Debüt hier schon sehr routiniert seine Lines kickt. Die Hooks haben defintiv Ohrwurmfaktor und viele Elemente bleiben definitv hängen und haben das Zeug sich als Markenzeichen zu etablieren (ra-), dennoch finde ich, muss er seinen Weg noch finden. Er hat viele gute Vergleiche und Lines, ist thematisch dann aber doch noch recht limitiert und Quoten 9-Mile Storys a lá "Mama hatte keine Geld, musste Staubsaugerbeutel klauen" wirken leider unfreiwillig komisch. Hat er eigentlich nicht nötig, dafür ist er zu gut und geht gut und offensiv nach vorne raus. Kann man aber wirklich gut hören (auch beim Pumpen). 4/5

Svarta Faran - Demo 2016
Auf einem spaßigen Konzert verschenkte die sympatische Band ihre Demo-Cd. Von einer Demo erwarte ich natürlich nicht so viel wie von einem fertigen Album, vor allem wenn ich es für umme bekommen habe, wäre es vermessen gigantische Erwartungen zu besitzen. Denn leider kommt die Stimmung auf der Cd nicht ganz so rüber, wie eben auf dem Liveauftritt Sowas ist natürlich selbstverständlich immer der Fall, aber gerade diese Liveatmosphäre hat der Musik gut getan. So bleibt es leider eine recht graue Angelegenheit, prinzipell nicht schlecht, aber der Funke springt nicht über. Weder der rar aber effektiv gesetzte Flöteneinsatz oder mehrstimmiger "Chor" erreicht die gleiche Intensität und so bleibt es eine recht mittelmäßige Angelenheit aus der Paganecke. Aber ist eben auch nur eine Demo, Live war schon besser, Hoffnung darf zurecht bestehen. 2/5