Gleich am nächsten Tag ging die Sause weiter, diesmal mit
einem Hammer Line-Up und daher zum Glück einer sicheren Bank. Imperium Dekadenz
konnte ich vorher schon 2x live sehen, Der Weg einer Freiheit 3x und den
Headliner Shining ebenso 3x. Ich wusste also genau was mich erwartete und ich
konnte es daher auch kaum erwarten.
Da ich am Bahnhof gleich beim McDonalds (das entwickelt sich
inzwischen sowas von zum Trend, mit der S-Bahn runter zum Hauptbahnhof fahren,
dort irgendeinen Groschenroman kaufen der gut in die Hosentasche passt, auf dem
Weg nach Wiesbaden lesen oder pennen, oder beides und danach noch schnell beim
Mäces noch schnell was snacken was auf dem Weg zum Schlachthof lässig gegessen
wird) Chris und Marc traf und kennen lernte, verzögerte sich die Ankunft etwas.
Aber wie gesagt, ich habe jede Band ja schon mehrfach gesehen und daher nicht
diese Ungeduld wie sonst, wenn ich merke, dass ich nicht pünktlich zu Beginn
der Veranstaltung aufschlage.
Folglich waren Imperium
Dekadenz schon auf den Brettern und gaben bereits direkt Vollgas. Eingängig
aber dennoch vielfältig wenngleich schnörkellos, die Band gehört für mich mit
zur deutschen Black Metal Oberklasse und verbinden spielend Atmosphäre und
Melodie mit Härte und einer gewissen Schroffheit. Ich finde den Sound rau,
nicht glatt poliert aber dabei nicht übertrieben wie das typische Geschepper
aus dem Keller. Kann ich absolut nur empfehlen, sowohl auf Scheibe
als auch live.
Umso erfreuter war ich natürlich, als mein Lieblingslied „Im
Reich der fahlen Seelen“ gespielt wurde, wenngleich leider ausgerechnet hier
kurz der Ton nicht ganz stimmte.
Der Weg einer
Freiheit spielten einige Songs, welche ich nicht kannte. Grundsätzlich
liefert die Band solide Kost ab, hatte hier aber auch leicht langatmige
Passagen, welche allein stehend sicherlich zu verkraften, direkt hinter
Imperium im Kontrast leider doch recht energiearm wirkten. Aus diesen
Abschnitten konnte sich aber zu jederzeit wieder befreit werden, der Übergang
kam hie und da dem Breakdown aus dem Hardcore gar nicht mal so fern. Aber das
verwundert ja auch nicht, was absolut wertungsfrei gemeint ist.
Um nicht falsch verstanden zu werden, größtenteils war das
wirklich sehr gut, aber gefühlt hatte der Auftritt je nach Lied dann doch
kleine Hänger, welche ich zuletzt als Vorgruppe von Satyricon (Bericht
natürlich noch nicht geschrieben, wo kommen wir da auch hin) nicht so in
Erinnerung hatte. Da ich aber auch da nicht die Setlist überprüft habe, eine
Behauptung rein aus dem Bauch heraus. Dennoch kann der Haken ohne Bedenken
hinter bravourös bestanden setzen.
Und dann stand Shining
auf der Programmliste, meine Schilderungen vergangener Skandale stachelte aber
vor allem Marc dazu an, nicht wie empfohlen etwas auf Abstand zu gehen, im
Gegenteil war die erste Reihe das anvisierte Ziel. Irgendwas zwischen Reihe
eins und drei wurde es dann auch. Kvarforth weiß natürlich ungemein die Bühne
zu dominieren, er wirkt groß, imposant, bedrohlich, gefährlich und definitiv
durchgeknallt – aber er fasziniert und hat eine unglaublich mächtige Stimme mit
der er wirklich wahnsinnig viel herausholen kann. Wirklich gut kenne ich
bislang nur das erste Album von Shining, wenngleich ich die meisten besitze,
ich bin nur noch nicht dazu gekommen sie zu hören. Ich finde das Album ganz
okay, trotzdem reicht es bei weitem nicht an das heran, was der gute, oder auch
böse Mann da live auf der Bühne zaubert.
Er ist ein unsympathisches Arschloch, aber singen kann er
definitiv und er dominiert mit seiner Boshaftigkeit oder Verrücktheit
kompromisslos und äußerst faszinierend. Lässt man sich darauf ein, hat man
neben dem Nervenkitzel, Anspannung und Erwartung das irgendetwas absolut Unvorhergesehenes,
Verrücktes passiert – was leider absolut ekelhaft-voyeuristisch klingt, sich Kvarforth
aber selbst zuzuschreiben hat, womöglich sogar Kalkül war – ein ungemein
intensives Konzerterlebnis, was in dieser Arten seinesgleichen sucht.
Erfreulicherweise, was ich ehrlich gesagt echt begrüße, war Kvarforth
heuer aber sehr brav, sein Gebrabbel versteht man meistens sowieso nicht und
wenn, dann war es nicht scharf genug um die Menge gegen sich aufzubringen und
bis auf einen kurzen Moment, in dem er den Rauswurf eines Konzertbesuchers
forcierte, da er sonst nicht weiterspielen würde, da dieser seinen Gitarristen
beleidigt hätte, war alles ganz gelassen und entspannt.
Und das ist und war auch gut so, ob der Rauswurf
gerechtfertigt war, entzieht sich meiner Kenntnis – aber auf jeden Fall lag der
Schwerpunkt definitiv auf der Musik. So soll es auch sein, wer auf irgendeinen
Skandal gehofft hatte, wurde enttäuscht – wer wegen der guten Musik da war,
hatte hingegen heute das ganz große Los gezogen.
Nachdem Marc stetig auf der Suche nach suizidalen Girls war,
wie gesagt Shining hat seinen Ruf weg, wenngleich der völlig anders intendiert
war – lernte ich so indirekt noch Ana und Bily kennen, zwei Austauschstudenten
aus Brasilien bzw. Frankreich und fuhr mit ihnen zusammen in der gleichen Bahn
heim, wo wir noch auf Max stießen.
Insgesamt ein wirklich genialer Abend, voller Laden aber
noch genug Platz um sich bewegen zu können, nur Top-Bands, ein Auftritt von
Shining bei dem es rein um die Musik ging, darüber hinaus noch lauter tolle und
nette Leute kennen gelernt, auf dem Weg zum Bahnhof Hasen und Ratten über den
Weg laufen sehen, kein Witz – die gibt es da wirklich in Hülle und Fülle, was
will man noch mehr? (Gut Hasen und v.a. Ratten brauche ich jetzt nicht immer,
aber dieser Moment, direkt nach einem lebensverneinenden Konzert, auf dem
Heimweg plötzlich unschuldig vor sich hin hoppelnde Hasen zu sehen, das ist so,
was zur Hölle?!! – geil?)
Dass ich mich vorab für diesen Abend und nicht für Children
of Bodom und Lamb of God entschieden hatte, was zwei Tage später stattgefunden
hätte, war ebenfalls die richtige Wahl. Dieses Konzert wurde aufgrund des Anschlags
in Paris abgesagt.
Für mich eine schwierige Angelegenheit, da definitiv das falsche Zeichen v.a. da keinerlei Bedrohungslage gegeben war, aber wer bin ich auch schon, in solch einer Zeit einer Band vorzuschreiben ob sie spielen soll oder nicht?
Für mich eine schwierige Angelegenheit, da definitiv das falsche Zeichen v.a. da keinerlei Bedrohungslage gegeben war, aber wer bin ich auch schon, in solch einer Zeit einer Band vorzuschreiben ob sie spielen soll oder nicht?
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