Ja ich war da! – Romano dürfte spätestens seit seinem
Auftritten bei Circus Halli Galli und der Hintergrundmusik der Programmvorschau
bei Pro7 offensiv aus dem obskursten Untergrund herausgesprungen sein, sich im
Gegenteil sogar schon in einer mehr als fragwürdigen Liste an Interpreten auf
dem „Après Ski-Hits 2016“-Sampler einreihen.
Dabei war sein erstes Auftauchen in letzter Zeit von Anfang
an schon provokanter Natur, rapte er doch in seinem Lied „Metalkutte“ über
seine Lieblingsbands, was für engstirnige Echtstahlkämpfer sicherlich schon ein
Affront an und für sich war. Dennoch blitzte da schon durch, dass dies nicht
nur vages Namedropping war, sondern sich Romano durchaus mit der Materie
auszukennen scheint. Komplettiert wurde das Ganze mit zwei Zöpfen links und
rechts am Kopf und schon schuf sich wie aus dem Nichts die Kultfigur von
alleine.
Zieht man jetzt noch seine Vergangenheit hinzu, welche von
Rap über Drum’n’Base bis hin zum Schlager reicht, wird sehr schnell klar, dass
die Schublade in die man ihn gerne stecken möchte, sicherlich erst noch gebaut
werden muss. In Interviews gab er unter anderem auch noch bekannt, gerne
Ballett zu machen und wirkte zwar symphytisch, gleichfalls aber auch ungemein
glatt – „alles schöne Menschen“, „ich will nur spielen“ usw. – wer paar
Interviews gesehen hat weiß was ich meine. Das muss man definitiv mögen und
über allem schwebt die Frage, meint der das ernst, spielt er nur eine Rolle?
Das und noch viel mehr galt es zu eruieren und die
wichtigste Frage vorab war, wer wird denn so alles auf diesem Konzert sein?
Metalfans? Ja auch, Rapfans, sicherlich ebenso. Viele Studenten und ebenso ein
paar abgedrehte Hipster und Teilzeithippies. Die Zuschauerschar war definitiv
extrem bunt, friedlich und harmonisch. Die meisten wollten einfach Spaß haben
und waren sicherlich ebenso gespannt was sie alles erwartet, manch Zuschauerinnen
kamen aus dem permanenten Lachen und Kichern gar nicht mehr raus.
Einlass war gegen 21 Uhr, Beginn sollte um 22 Uhr sein, den
Support gestaltete DJ Leo Yamane.
Kurz nach zehn schlug ich dann ebenfalls auf, nachdem ich mir auf den Weg
dorthin schnell behelfsmäßig noch ein paar Burger und eine Dose lauwarmen Jacky-Cola
in den Magen schaufelte um in mehrerer Hinsicht auf Nummer sicher zu gehen.
Der DJ spielte schon und legte einen sicherlich nicht
schlecht gemachten, aber auch nicht sonderlich extravaganten Mix auf, zwei
Lieder meinte ich erkannt zu haben. Unter anderem die Antilopen Gang mit „Beate
Zschäpe hört U2“ während ich mich zum zweiten Mal - die erste Bar links vorne
hatte nur Flaschen zum Verkauf - scharf rechts an der viel zu langen Schlange
der zweiten Bar anstellte. Normalerweise ist diese hinten rechts, da heuer der
Raum aber mit einem Vorhang halbiert wurde, befand sie sich direkt dahinter,
was nur den Nachteil barg, dass man während man ansteht, auch nichts von der
Bühne sehen kann.
Inklusive Toilettengang stand ich also eine geschlagene
dreiviertel Stunde an für einen kleinen Becher Äppler und verpasste somit gleich
den Anfang.
Die Stimmung war augenblicklich gut, nur gefiel mir mein
Platz am Rande nicht sonderlich, sodass ich ihn bei der nächsten Gelegenheit
(WC, erneutes Anstehen an der Bar ohne Sicht auf die Bühne – natürlich wurde
ausgerechnet da „Metalkutte“ gespielt) wechselte.
Insgesamt fällt es schwer das Treiben auf der Bühne auf
einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
Wir haben zum einen, einen gut gelaunten Derwisch auf der
Bühne der mal spaßig-unterhaltsame Partylieder, dann wieder welche mit durchaus
kritischem Einschlag zwischen den Tönen, ohne aber zu ernsthaft zu wirken,
darbietet. Zu viel Tiefgang schimmert bei aller Liebe aber leider nicht durch,
vor allem die Reime sind extrem plump und aus der Kategorie „Zweckreimmassaker“,
was aber mit unorthodoxen, prägnanten Beats mit einem stark elektronischen
Einschlag kompensiert werden kann. Der Refrain/Hook entpuppt sich dabei in der
Regel als absoluter Ohrwurm und umschifft dabei schmeichelnd sowohl Pop, als
auch hie und da den Schlager. Überraschend geht diese Mixtur aber durchgängig
auf und schafft es, je nach Thema durchaus auch eine andere, passende Stimmung
zu vermitteln. Auch optisch passt sich Romano via Kleidungswahl dem Song an.
Er interagiert gekonnt mit dem Publikum und bittet eine
Julia bei seinem Lied „Romano und Julia“ auf die Bühne, weiß also auch durch
seine Ansagen zu unterhalten, wenngleich er durchaus auch mal unfreiwillig
komisch wird, wenn er die Altstadt von Darmstadt lobt, durch welche er am
Mittag angeblich spaziert ist. Die komplett vom Krieg zerstörte Innenstadt kann
er also mal nicht gemeint haben, aber analog zu seiner Was-ist-schön-Gegenfrage
im 1Live Fragenhagel, kann man dies sicherlich auch umformulieren: Was ist alt?
Das ganze WÄRE also ein durchaus unterhaltsamer und
kurzweiliger Abend gewesen, hätte die Betonung auch mehr auf weil statt kurz
gelegen. Nach gerade mal lachhaften 45 Minuten (!) verschwand der Künstler
schon von der Bühne und ließ sich via Zugaberufen auf gnädige 60 Minuten
blicken. Das ist wirklich nicht viel… !
Klar hat er erst ein Album veröffentlicht, davon aber mit
Ach und Krach auch nur die Hälfte davon performt, zwar zwei neue Songs (die Ode
an Mutti erhärtete die Indizien nur nochmals: er sieht aus wie Putin, reitet
gerne, hat Muskeln und die Mutter und sicher auch er, spricht fließend
russisch!!!) der Setlist hinzugefügt, aber er hätte durchaus mehr zu bieten.
Sei es seiner Schlagerphase, kurz riss er hiervon einen Song für ein paar
Sekunden an – oder viel mehr auch als er noch unter Cornerboy produzierte.
Lustiger, oder eher trauriger Weise wurde sein Song mit Siriusmo (ich hab meine Hausaufgaben
gemacht!) sogar direkt nach dem letzten, gespielten Song vom Band abgespielt,
dann war die Musik auch schnell ganz aus und die Security bat die Fläche vor
der Bühne langsam zu räumen. Freitagabend um Viertel vor Zwölf?!
Auf der Facebookseite stand zwar etwas von einer Aftershowparty ab Zwölf Uhr, aber die meisten
Menschen waren doch schon längst gegangen bis dahin, mich eingeschlossen. Der
kurze Blick in die Krone, Kommerzdisko… äh ne, danke, dann doch nicht ließ mich
weitaus schneller daheim angekommen als geplant oder vorgestellt.
Abschließend gesagt war ich wirklich enttäuscht. Klar 17,90
Euro sind nicht die Welt, aber auch nicht nichts, dafür eine dreiviertel-Stunde
einem DJ zuhören um den Hauptakt und gleichzeitig einzigen wirklichen Akt nur
eine Stunde zu sehen? War für mich viel zu kurz und auch viel zu wenig
extravakant. Allein bei dem oben mit eingebundenen Tourtrailer für die „Klaps
auf den Po“ Tour im Vorjahr hatte ich eine surreale, abgefahrene Darstellung
erwartet, derer nichts gerecht wurde.
Musikalisch unterhaltsam, aber leider auch nicht
langfristig. Ich weiß ja auch nicht, aber geil wäre mehr gewesen, oder
andersrum…
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