Montag, 4. Januar 2016

28.12.2015 - Ein persönlicher Nachruf auf Lemmy Kilmister

Abends nach Feierabend muss ich noch gut einen Kilometer zum nächsten Bahnhof laufen, in der Regel habe ich chronisch zu wenig Zeit um diese Strecke gemütlich zu bewältigen, der allabendliche, adrenalingeladene Sprint gehört zum gewohnten Tagesablauf. Meine Kondition auf dieser Länge hat sich schon erheblich gebessert, aber dennoch ist mir das auf Dauer zu doof. Irgendetwas müsste es doch geben, was mich diese Strecke schneller und weniger angestrengt zurücklegen lässt, ein Fahrrad scheidet größenbedingt leider aus.

So begab ich mich am 28ten Dezember in den Supermarkt und kaufte mein erstes Skateboard, dass bis zum erhofften Ziel noch ein langer Weg ist wurde mir beim ersten Probestolpern sofort klar. Aber warum nicht im  neuen Jahr etwas neues erlernen, mit den kürzlich gehörten P.O.D. hätte ich schon den idealen Soundtrack im Ohr, mit der frisch zum Weihnachten geschenkt bekommenen Kopfhörer-Mütze von Archos auch optisch ein ansprechendes Accessoire, vor allem in Kombination mit offen getragenen Haaren stark in seiner Wirkung in die entsprechende Richtung. Während ich mangels Können aber das Board tragend heimbrachte, überkam mich immer wieder ein geistiger Impuls das Board einfach vor mich zu werfen und drauf zu springen, so wie bei Tony Hawk's Pro Skater - eine Welle der Nostalgie von Teil 2 und 3 durchfuhr mich.

Inklusive dem coolen Soundtrack von Bands wie Papa Roach, Bad Religion, Fu Manchu, Xzibit, Red Hot Chilli Peppers oder - was auf jeden Fall auch jedesmal im Ohr hängen blieb, Motörheads "Ace of Spades", mein erster Kontakt mit der Band - all das begleitete mich auf meinem Heimweg, an jenem Tag, am 28ten Dezember 2015.

Welch Ironie...

Denn an jenem Abend verstarb der charakteristische, sympathische Frontmann von Motörhead, Lemmy Kilmister.

Meine Berührpunkte sind bis auf eingangs erwähnte Tatsache relativ gering, klar - das Album "1916" befindet sich in meiner Sammlung, habe ich auch schon mehrfach gehört aber ich gehöre sicher nicht zu den großen Fans. Dafür gibt mir die Musik insgesamt doch zu wenig. Sie ist soweit okay, man kann sie gut hören - in meinen Augen ist es mehr die Attitüde dahinter, insbesondere in der Person von Lemmy, denn allein die Musik.

Dass sich selbige nicht verbiegt und ungeschliffen vor sich hinrotzt und sich nicht billig verkauft spricht für sich, aber auch das geht einher mit der Einstellung von Lemmy. Auf Wacken 2013 hatte ich mir die Band nicht angeschaut, viel verpasst habe ich allerdings auch nicht, der Auftritt musste vorzeitig abgebrochen werden. Auch jetzt im November hatte ich es mir kurz überlegt, das Konzert in Frankfurt zu besuchen, es dann aber unterlassen. Im Nachhinein schade, denn eine weitere Gelegenheit wird es nie wieder geben.

Der Unzerstörbare ist gegangen, ganz im seinem Sinne, praktisch fast noch auf der Bühne, mitten im Leben und zwar vom Alter gezeichnet, nicht aber gebrochen. Lemmy hat gelebt und angesichts seiner kürzlich ihm gestellten Diagnose wohl auch den perfekten Zeitpunkt Aufwiedersehen zu sagen. Ein großer, verdammt cooler Typ ist abgetreten und eine Generation mit unschätzbarer Pionierfunktion stirbt nach und nach aus.

Ich werde mich jetzt nicht mit der kompletten Diskographie eindecken oder trage tiefste Trauer, dazu war es mir wie gesagt auch doch ein wenig zu fern musikalisch, auch die bedingslos bis ins extrem getriebenen Eskapaden des Rock'n'Rolls decken sich nur bedingt bis kaum mit meinem Lebenscredo, zumal sie zu aufgebauschten Schlagwörtern geworden sind die in der Gegenwart zu fragwürdigen Prestige- und Imagemotivationen mutierten.

Dennoch, sollte ich jemals das Skateboard fahren lernen und optisch Hand daran anlegen, ich würde es zweifelsohne Lemmy widmen. Indirekt lernte ich ihn so kennen und als ich mir ein Skateboard kaufte, starb er. Ruhe in Frieden...

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