Frontcover |
Auf die Finnen von Ensiferum kam ich über meine Freundin.
Nicht dass mir der Name vorher nichts gesagt hätte, aber ich hatte bislang noch
kein allzu großes Interesse daran gefunden, mich damit zu beschäftigen, unter
anderem auch – weil mich die ganze Pagan Ecke nur rudimentär interessiert.
Während ich Ihr also den Black Metal schmackhafter machte, linste ich auf ihre
Last.fm Playlist und da waren vorne ganz groß dabei, NORTHER und ENSIFERUM.
Zwischen diesen beiden Bands besteht ein nicht unerheblicher Zusammenhang,
stieg Fronter und Gründer von Norther, Petri Lindroos doch 2004 als Sänger bei
Ensiferum ein. Norther warf ihn 2009 dann mehr oder weniger aus seinen eigenen
Band raus weil sein Engagement bei Ensiferum die Arbeiten bei Norther behindern
wurden, veröffentlichten noch ein mittelmäßiges Album und lösten sich danach
2012 nach 18 Jahren Bandbestehen auf.
Eine kleine Anekdote habe ich noch, Ensiferum ist die
einzige Band, welche ich bis heute scheinbar unberechtigt, bzw. zu oft auf
meiner Seen-Live Liste notiert habe. 2010 wähnte ich mich recht sicher, sie
live auf dem Summerbreeze gesehen zu haben, wenngleich etliche Zeugen anderes
erzählten. Tatsächlich und fundiert nachgeholt habe ich dies später auf jeden
Fall auf dem Nifelheim Festival in Stuttgart.
Aber genug der Vorworte, starten wir mit „Ad Victoriam“ welches mit leicht
stürmisch klingenden Naturgeräuschen startet, bevor erst ein Reiter vorbei
reitet und dezente, angenehme Klänge gleich wunderbar einen medivalen Flair
verbreiten. Ich könnte mich an dieser Stelle sofort in irgendein RPG versetzt
fühlen, als angenehme Ingame und Hintergrundmusik. Der Song baut sich aber
stetig aus, fügt passend neue Instrumentierungen hinzu und gewinnt deutlich an
Größe und Epik. Endet schlicht, aber kein bisschen langweilig. Starker
Einstieg. 8 Punkte
Erschienen bei: Drakkar Records / Spinefarm Records EAN-Nr.: 886970766029 Katalog-Nr.: DRAKKAR 118 Die erwähnten Pferde, für mich schon zu viel des Guten... |
„Blood Is The Price
Of Glory” klingt nicht nur gleich unwesentlich blutrünstiger, sondern wirft
das Schlichte und Erhabene mit einem Kriegsschrei hinfort und prügelt direkt
los. Der Song geht sehr direkt und flott nach vorne, schafft es dabei aber mit
sehr melodischen Gitarrenriffs und dezent in den Hintergrund getretenen,
sphärischen Klängen, gleichzeitig sehr eingängig und wiedererkennbar zu sein.
Die Growls verleihen dem ganzen zusammen mit den gnadenlosen Drums eine gewisse
Aggressivität, was aber mitnichten langweilig gestaltet ist. Durch diverse Gitarensoli,
Spokenwords und Chöre gegen Ende des Songs ist mehr als genug Abwechslung
geboten, ohne aber sich dabei zu verlaufen und an Grundstruktur zu verlieren. Eine
durchaus ansprechende Ansage. 8,5 Punkte
Nicht viel friedlicher klingt „Deathbringer From The Sky“ und wartet mit sehr markanten Riffs zu
Beginn auf. Ich bin kein Fan von übertrieben aufgeschwollenen
Genrebezeichungen, ein Viking, Celtic oder was auch immer, gibt es in meinen
Augen nicht wirklich, das ist eher was für die Marketingabteilung, analog dazu
auch so Spaßbezeichungen wie Nautic Doom (Ahab). Das hat mehr mit Imagegründen,
denn mit wirklich nennenswerten musikalischen Unterschieden zu tun. Was ich
hier höre ist, größtenteils sehr ansehnlicher Melo-Death mit starken Pagan und
Folk Einschlag. Mehr Genres brauche ich nicht, um das Klangbild zu umreißen.
Wir haben gewöhnliche, aber gut gemachte Growls, melodische Riffs, ein
Keyboard, das ein oder andere eher ungewöhnliche Instrument um den ganzen den
gewünschten Flair zu geben und dazu passend eingesetzt immer mal wieder Chöre
um auch der Epik Tribut zu zollen. Das ist gut gemacht, keine Frage – aber
schon jetzt habe ich ein wenig das Gefühl, das Rezept „Ensiferum“ verstanden zu
haben. 8 Punkte
„Ahti“ windet und
rauscht wieder, oder ist es eine Meeresbrandung? Viel Zeit haben wir nicht, uns
das durch den Kopf gehen zu lassen, denn sofort klimpert es los. Sonderlich
effektiv war das „Intro“ des Songs nicht, wenngleich die Absicht durchaus
erkennbar. Auch hier geht es gleich wieder flott vorne raus und mich umwebt
eine fröhlich-hüpfende Stimmung, was aber leider nicht so ganz meins ist. Und
hier werden erste Abnutzungserscheinungen für mich schon sichtbar. Trotz aller
Variationen im Song, und die sind in der Tat häufig vorhanden, ist das „Grundthema“
fast schon erschreckend austauschbar. Die Drums rattern im gefälligen, fast
durchgehend gleichen Rhythmus – auch Songübergreifend, dazu flitzen die Finger
über die Gitarrenbretter zwar filigran, aber immer in dieser feucht-fröhlichen
Klaviatur der Töne. Nach nicht mal einer Viertelstunde wünsche ich mir langsam
einen Bruch im Songwriting, eine Dramaturgie oder irgendetwas, was die wirklich
nicht schlecht gemachten Lieder einfach nur mehrdimensionaler wirken lässt.
Bedeutungsschwangerer wäre vielleicht das passende Wort… 7,5 Punkte
... ansonsten ist die Gestaltung sehr stimmig und ansprechend, gute Bilder! |
Was wir brauchen ist „One
More Magic Potion“ – die Flötengesänge sind immerhin ein neuer Auftakt,
aber sonst ändert sich nicht sonderlich viel. Wieder ein flotter, sehr
melodischer Song und Mitschunkelchören. Dass das gar so schunkelig wird, finde
ich fast schon schade, weil das nicht mal episch wirkt wie bei den Liedern
zuvor. Klar ist Dynamik vorhanden, vor allem wenn die Growls hie und da
zwischen den Zuckersüßen Melodien einsetzen, als wären sie nur kurz verstummt um
nochmal Luft zu holen, aber sie tragen diese energische Energie eben nur die
ersten paar Silben. Wäre es nicht so schnell gespielt und gesungen, man könnte
hier sicherlich schön mitsingen, schreien oder was auch immer. Aber mir ein
wenig zu fröhlich und nicht das, was ich mir nun gewünscht hätte. 7 Punkte
Wir suchen also verzweifelt nach einem Lied, das irgendwie
aus der Reihe tanzt, hervorsticht und den Klangkosmos überraschend und sinnvoll
erweitert und stecken alle Erwartungen daher in „Wanderer“. Findet er sein Ziel, oder verläuft er sich? Und
überraschend ist die eingeschlagene Richtung, in welche er schlendert gar nicht
so verkehrt. Bisschen Flöte, viel Keyboard, gemütliche, aber weitläufige
Atmosphäre kommen dem ersten Song des Albums wesentlich näher. Und als die
Gitarren und der Gesang einsetzen, sind diese erfrischend beruhigt, kein
eifriges Umherhüpfen sondern heruntergefahren, getragen und lassen sofort
aufhorchen. Der Klargesang vermittelt auch gleich ein völlig anderes Bild und
endlich tut sich etwas. Hier kann man sicher noch viel, viel besser mitsingen,
aber diesmal wird es relevanter, die Melodien sind gezielter eingesetzt und
eingefangen und nicht stetig davonspringend. Der ganze Song wirkt viel
dynamischer, weil endlich erkannt wurde, dass bei permanenten Vollgas eben kaum
große Sprünge machbar sind und das Vorbeiziehen der Landschaft zu einem
Zerrbild verschwimmt. Das hat es gebraucht, das haben wir bekommen und das ist
gut so! 8 Punkte
Überraschend war es jetzt aber auch nicht, dass „Raised By The Sword“ langfristig wieder
dort anknüpft, was davor geschah. Der Einstieg ist recht ruhig und gelungen
gestaltet, eine lang angehaltene, verloren wirkende Melodie über welche das
Drumgewitter hereinbricht bevor der Stimmeinsatz als geballte Kraft dem ganzen
einen Schub geben. Diese Spielerei taucht noch ein paar Mal auf und ist gut
für, das inzwischen sicherlich inflationär verwendete Wort – Dynamik. Diese
kleine zusätzliche Spielerei ist neben der Abwechslung durch den Vorsong aber
schon ausreichend um den Song und das Album spannender zu halten. Ich will
diese Parts, an denen es sich auch mal lohnt die Faust zu ballen. Immer nur
feiern und hüpfen ist langweilig. Geht doch! 7,5 Punkte
Tracklist und Backcover |
Es folgt ein kurzes Intermezzo namens „The New Dawn“ welches aber leider alles, mühsam errungenes wieder
in den Wind schießt, kaum Neues dazu fügt und irgendwie einfach nur das
zusammenfasst, was wir Anfangs das Album über gehört haben. Nicht schlecht,
aber leider auch nur so naja… 6 Punkte
Na dann wollen wir mal schauen ob das Albumnamengebende
Abschlussstück „Victory Song" mit seiner epochalen Länge von gut 10 Minuten
dies besser macht. Die Anfangsklänge sind okay, recht ruhig und versuchen
erneut wieder Atmosphäre zu erzeugen, gelingt bedingt. Entspannt aber auf alle
Fälle. Das klimpert fast an die zwei Minuten so vor sich hin, das Schlagzeug
setzt zunehmend ein bevor die Gitarren und das Keyboard übernehmen und den Song
wie die Ären im Winde schaukeln. Das ist ganz nett, aber nicht zwingend und so
dauert es über drei Minuten bevor sich langsam, ich betone wirklich langsam,
das Songwriting sich anschickt mehr Schwung zu übernehmen. Abwechslung nur
bedingt, weil wir leider in gewohnte Schemata verfallen. Die Chöre sind passend
gesetzt und gut, aber leider auch nicht mehr wirklich neu. Hie und da gibt es
ein paar schöne Headbangermomente, aber sonst ist es eher ernüchternd. Auch
Tempowechsel hin oder her, täuscht dies alles nur schwer darüber hinweg, dass
der Song leider einfach irgendwie ein wenig zu lang ist und allein durch seine
Länge mehr verspricht als er hält. Er kommt erst kaum in Fahrt, unterscheidet
sich größtenteils nicht großartig von dem was wir bisher gehört haben und eben
nicht so ein besonderes Schlüsselerlebnis besitzt, welches man sich von ihm
erhofft. Das Outro ist auch ganz nett, zieht sich über eine Minute aber zwingt
mich jetzt nicht, alles nochmal von vorne anzuhören. Schade… 6 Punkte
Cover:
Das in braun-grünen Tönen gehaltene und gemalte oder
gezeichnete Cover zeigt einen Krieger auf einem Pferd und ein paar verwundete
oder tote Soldaten am unteren Rand. Das ist soweit recht unspektakulär, aber
schafft es auch, durchaus mögliche Peinlichkeiten zu umschiffen. Die Szenerie
ist klar auf die musikalische und thematische Richtung ausgerichtet, das ist
vollkommen in Ordnung, nicht lieblos aber dennoch stereotypisch und in meinen
Augen nicht sonderlich hervorstechend, stabile 6 Punkte hierfür.
Lyrics sind alle vorhanden, Schriftart ist stimmig aber auch
nicht untypisch – Bandfotos sind alle in Rüstung und professionell, einzig das
Foto unterhalb der rostrot/braunen CD mit dem Abdruck des Reiters vom Covers,
finde ich ein wenig übertrieben wie sie da zu fünft auf fünf Pferden sitzen und
dem Betrachter entgegen schauen. Nochmals 6 Punkte hierfür.
Fazit:
Rein technisch geben sich Ensiferum überhaupt keine Blöße
und liefern weit über Durchschnitt ab. Sie verstehen spieltechnisch ihr
Handwerk gut und gehören nicht ohne Grund zu den besseren ihres Genres. Was mir
aber ein wenig fehlt ist aber irgendwie die Emotionalität, wodurch die Songs
nicht beiläufig, aber leider doch uninteressanter für mich werden.
Emotionalität ist mir persönlich in der Musik enorm wichtig. Dass muss nicht
zwingend tiefste Trauer, Wut oder Zorn sein, aber mir fehlt ein wenig dieser
Spannungsbogen den diese Emotionen zwangläufig mit sich bringen und mit dem man
auch bewusst spielen kann. Auf mich wirkt es teilweise zu nichtssagend heiter,
weswegen ich die Band und jetzt speziell das Album für gut, aber leider nicht
für überragend halte. Mir fehlt ein wenig der Mehrwert beim mehrmaligen
Durchhören. Hie und da schaffen Sie es, dieses Manko zu umgehen, aber leider nicht
immer. Schade…
Gesamtergebnis: 7,05
Gesamtspielzeit: 49:56
Durchschnittsdauer: 5:33
= doppelte Wertung Track 9
= doppelte Wertung Track 9
Liedqualität: 7,25
(3x)
[ 8 + 8,5 + 8 + 7,5 + 7 + 8 +
7,5 + 6 + (2*6) ] / 10 = 7,25
Cover: 7,0 (1x)
Cover: 7,0 (1x)
Cover: 6
Lyrics: 10/10 = 10
Aufmachung: 6
Aufmachung: 6
Abwechslung: 6,5 (1x)
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