Samstag, 28. November 2015

# Reingehört # Blitzurteil: Platten der Woche: My Dying Bride - Feel The Misery

Die CD der britischen Doom-Instituation lachte mich selbstverständlich erfolgreich schon am Releasetag an und schafft in mehrfacher Hinsicht einen sonderbaren Spagat. Das fängt beim eigentlich gar nicht mal so düsteren Cover an, geht weiter über einen ungewöhnlichen Intro-Song, der mir überraschend progressiv erscheint und eine sehr eigene, aber markante Melodie besitzt, bezogen auch auf die cleane Gesangsweise - welche mir in der Art und Weise von der Band neu war. Muss dies aber öfters hören um da konkreter werden zu können. Dahinter ist ein mehr old-schooliger Song angehängt, gegen Ende mit "I Almost Loved You" eine nicht nur vom Titel her tiefmelancholische und herzzerreißende Slomo-Ballade.

Facettenreich ist das Wort, das den Bogen von einem Gefühl eines Best-Offs von älteren zu neueren Tracks spannt und dabei auch mit neuen Einsprengseln nicht spart. Emotional überwiegend trüb, aber nicht durchgehend und hierbei liegt exemplarisch auch die einzige Achillisferse begraben (was für ein kruder Sprichwortbastard) - ich kann bislang das Album unmöglich auf eine Stimmung oder auf einen Song herabkürzen. Das muss nicht schlecht sein, kann aber auch latent zerfahren wirken, wenngleich ich nicht denke, dass ein Langzeiteindruck das wirklich gute Material in Frage stellen wird.

Um auf den Punkt zu kommen, ich finde es fast schon interessanter als es zum Beispiel "For Lies I Sire" beim ersten Hören war, ich bin auch froh darüber nicht komplett schon erraten zu können wie das neue Album klingt, aber ich brauch noch in der Mitte ein paar Highlights um wirklich sagen zu können, perfekt! Aber der Anfang ist vielversprechend und ich gehe bislang stark davon aus, dass dieses Album ein richtig guter Grower wird.

Meckern auf hohem Niveau, ich erteile 4 Blitze! mit vager Hoffnung, dass dieses Album in einem Review dann in der Lage sein wird richtig abzuräumen. Wenn das kein Ansporn ist es sich das Teil, v.a. in dieser Jahreszeit noch öfter zu geben.

Montag, 23. November 2015

# Reingehört # Blitzurteil: Platten der Woche: Dee Tail - Eye Owe You

Boah da schreib ich doch gleich beim ersten mal live hören mit, weil ich irgendwas tun muss um die Musik auf die sekundäre Wahrnehmungsstufe zu verbannen. Das bald 10 Jahre alte Album der deutschen Band wurde mir an jeder Ecke, man informiert sich ja kurz was man gleich anhören wird, als Hard Rock verkauft - und nein keine Sorge, die CD ist auch nur wieder berüchtigter Beifang und wurde nie im Leben gezielt gekauft.

Allein schon dieses ultra-häßliche, verpixelte, nichtssagende Cover - ja das soll ein extrem vergrößerter, nicht vollständiger Ausschnitt eines Auges sein, was total cool zum Albumtitel passt - das offenbar mit dem obligatorischen Arsch verwechselt wurde, als man im Büro aus Spaß den Kopierer missbrauchte um es dann durch einen uralt Drucker zu jagen, dem die Hälfte der Farben schon ausgegangen waren - hätte mich schon NIE im Leben angesprochen, diese CD auch nur länger als 3 Sekunden in den Fingern zu halten.

So ein hässliches, liebloses Cover habe ich dieses Jahr, nein generell noch nie gesehen - ich komm ja nicht umhin es hier zu zeigen:

Zum Verständnis: das ist nicht wegen irgendeiner schlechten Auflösung oder so, so unscharf - das sieht im Original eigentlich noch schlimmer aus, das Bild schmeichelt dem Cover sogar - welch Paradoxon!

Was die Musik auf jeden Fall NICHT ist, ist hart - in meinen Augen belangloser SOFT Rock mit gelangweilt dahin dümpelnden Songs, ja fast schon Pop / Rock mit einigen unfreillig dem Rap angelehnten Einsprengseln und nein, das ist auch nicht gut, revolutionär, gelungen oder gekonnt.

Die Musik langweilt mich zutiefst und ich ärger mich gerade sehr, dass ich nicht IRGENDEINE andere CD gerade höre, sogar SO FAR AWAY und BALMUNG wären mir gerade lieber und das soll schon was heißen... !!!

Wisst ihr was, ich hau den Eintrag auch gleich online, eigentlich sollten noch ganze 4 Alben vorab im Schnellcheck auftauchen, aber egal - ich leg noch nach mit einem unschlagbaren Angebot:

Für nur 3,95 € inkl. Versand (ausschließlich innerhalb Deutschland, unversichert) + einen neues, unbenutztes Clear-Jewl Case gratis oben drauf kann die CD schon heute DIR gehören, einfach das Kontaktformular nutzen und mir Gutes tun. Vor allem jetzt kurz vor Weihnachten DIE Geschenkidee für Masochisten.

Wer zuerst kommt malt zu erst, Rechtsweg ist ausgeschlossen, kein Umtausch, Rückgabe oder Garantie auf akkustische Unversehrtheit, Privatverkauf und so weiter und so fort.

Gerade eben eine Nachricht von Zeus und Thor bekommen. Sie wollen gar keinen Blitz rausrücken, vermaledaite Axt!


Dieser Beitrag kann eventuell einen Hauch von Ironie erhalten und überzeichnet geschrieben sein. So Far Away und Balmung will ich jetzt nämlich wirklich nicht auch noch hören müssen. Aber kaufen dürft ihr die CD gerne, allerliebst ;)

Donnerstag, 19. November 2015

Hardcore Explosion – 17ter Oktober 2015 @ Goldene Krone, Darmstadt


Veranstaltungsflyer

Okay jetzt wird es etwas kompliziert, vor allem da a) schon wieder ein verdammter Monat vergangen ist – wann zur Hölle ist das passiert?!! Und b) weil ich, sich wiedersprechende Informationen bzgl. dem Line-Up vor mir liegen habe.

Ursprünglich auf der lieben Homepage von der Krone angekündigt waren:
Ablaze, Nothings Left, Veilside und Worst Case für 6 Euro, sprich 4 Bands - musikalisch eigentlich alles nicht so ganz meine Tüte, aber in einer davon spielte ein ehemaliger Arbeitskollege (Ablaze) was ein Anreiz war, neben meiner gestern noch nicht gestillten Lust und Freude auf Konzerte. Angekündigte Startuhrzeit lassen wir mal außen vor, das ist bei der Krone Homepage eh immer so eine Glaubensfrage und ganz davon abgesehen, traf ich eh erst zu spät ein und musste davon ausgehen, zumindest die erste Band zu verpassen.

Während dem Konzert wusste kaum ein von mir Gefragter, welche Band gerade spielt, wer schon gespielt hat oder wie das Line-Up ist, den Kollegen sah ich auch weder auf der Bühne, ging also davon aus, dass dies die erste Band hätte sein müssen, immerhin bekam ich ja 3 noch zu Gesicht.

Umfangreiche Nachrecherche warf aber wieder alles völlig um, so findet sich via Facebook nämlich etwas ganz anderes, hier war auch von 8 Euro Eintritt die Rede, was tatsächlich abkassiert wurde und 5 Bands standen am Start.

Ablaze hatten abgesagt, stattdessen sollten Nothings Left, Worst Case, Burning Fight, Veilside und Carry The Dead aufspielen, das Veranstaltungsbild suggerierte auch, dass Nothings Left der Headliner sein könnte, bei der Kronen Homepage sah es eher nach Worst Case aus, welche e saber defintiv NICHT waren und auch nicht als letzte Band spielte.

Weiter lässt sich herausfinden, dass Burning Fight den Auftakt bildeten, ergo nicht gesehen.
Ablaze wurden von Carry The Dead ersetzt, davon kann ich mich auch an kein Gesicht erinnern, ich mutmaße einfach mal, dass dies die zweite Band war, welche ich dann folglich auch verpasst haben muss. Wie man sieht, ich gebe absolut keine Garantie, dass da in der Zuordnung auch nur irgendwas richtig ist, da es so schon chaotisch war und ich zugegebenermaßen nach der für mich zweiten, also für pünktliche Zuschauer schon der vierten Band, relativ schnell das Interesse verlor.

Nachdem ich Veilside nach zwei gehörten Liedern auf YT definitiv ausschließen kann, mein persönlicher Opener (also der dritte Akt für normale Zuschauer) gewesen zu sein, zwecks für mich musikalischer Irrelevanz; weil – ich diesen (also den Opener) noch ganz im Gegensatz, am besten und gelungensten fand. Wenn ich davon ausgehe, dass Nothings Left der Headliner waren, was auch musikalisch hinhauen könnte, war – Trommelwirbel – nach 7 einleitenden(!) Absätzen und diversen, konfusen Schachtelsätzen meine erste Band:

Worst Case – in diesem Fall wurden sie ihrem Namen nicht gerecht, weil sie ausgestattet mit einem fähigen Sänger, teils stark an schnörkellosen Death Metal Vocals angelegt und mit simplen, aber effektiven Hardcore Mustern einfach direkt groovten und mitzogen, zumindest mich – das Publikum bedingt, was – wenn zuvor schon zwei Bands gespielt haben, schwach wäre. Wenn man bei der dritten Band noch nicht genug aufgeheizt und wach ist, muss man vorher ja im Tiefschlaf gewesen sein oder ich kann recht froh darüber sein, die Chose zuvor nicht hab mitbekommen müssen. Die Band und der Auftritt war also nix weltbewegendes, aber ganz okay und war für mich als Warmmacher ideal.

Problematisch war dann nur, dass mich Veilside vollkommen kalt ließen, also wirklich vollkommen. Das war vielleicht OldSchool oder sonst was, aber nicht eingängig – was ja nicht zwangsläufig schlecht sein muss aber packte mich in keiner Weise, fand keinen Rhythmus, keine besondere Melodie, nicht mal ansprechende emotionale Ausbrüche oder irgendwie zwingend drückende Härte und Energie, gar nix, sry.

Am Schluss mussten dann wohl Nothings Left spielen, welche für mich leider an Veilside anknüpfen. Zwar zum Teil etwas besser, aber für Ekstase und Freude reichte es bei mir nicht. Zudem waren hier und bei der Band zuvor schon, endlich genug Karate Kiddies anwesend – auch erwachsene Personen bezeichne ich so! – um mich wieder ausreichend Abstand nehmen zu lassen. Zwar war es nicht vollkommen asozial, was durchaus lobend zu erwähnen ist, aber mich packte nicht die Lust mich da reinzuschmeißen und allein musikalisch bockte das für mich nicht sonderlich, also ging ich vorzeitig los um eine Bahn früher zu erwischen.

Ein überlanges Intro erfordert natürlich auch noch ein ebenbürtiges Outro, welches sofort augenfällig in Form einer größeren Truppe rennender Personen offenbar wurde. Wie sich herausstellte handelte es sich hierbei um eine gut 80 köpfige Truppe Frankfurter Ultras, welche nach der 5:1 Heimkatsche gegen Gladbach auf die siegreichen Darmstädter Fans warteten, welche aus Augsburg zurückkamen. Neben einigen skandierten Sprüchen und der Ankündigung, Darmstadt sollte für den 6ten Dezember schon mal die Laufschuhe anziehen – danke schon mal für den Hinweis, wann ich am besten die Innenstadt meiden sollte, war das ganze zwar vielleicht einschüchternd, aber friedlich. Dennoch zog kurz darauf ein riesen Tross an Polizeiwagen auf und raste den Ultras hinterher und als es nichts mehr zu sehen gab, kam auch schon die Bahn. Wunderbar…  

Mittwoch, 18. November 2015

# Reingehört # Blitzurteil: Platten der Woche: Mantar - Death By Burning

Dass die Scheibe des energiegeladenen Duos MANTAR unbedingt her muss, war nach den zwei sehr gelungenen Live Auftritten innerhalb kürzester Zeit nur noch reine Formsache, etwaige Live-Berichte werden hoffentlich gewohnt verspätet und hoffentlich nicht allzu verjährt nachgereicht. Festzuhalten ist aber defintiv, dass die beiden Norddeutschen Jungs allein mit Schlagzeug und Gitarre und Gesang in der Lage sind sonstige Instrumente überflüssig erscheinen zu lassen und mit ihrer Mixtur aus Hardcore-Punk, Doom und sonstigen Gebrubbel theoretisch die perfekte Blaupause für überzeugenden Sludge zu liefern. Einzig die Band stößt sich an dieser Bezeichung, aber wenn das kein Sludge ist, was dann?

Groovt unglaublich und erinnert mich am ehesten an BLACK TUSK, aber auf so viele Art und Weisen dann doch wieder ganz anders gelegen. Die einzig relevante Frage war daher auch, schafft es die Band auf der Scheibe genauso dynamisch und explosiv zu klingen wie live, der erste gehörte Ansatz verführte zu einem zaghaften Nicken. Das Teil hat definitiv Qualität, aber live war es dann doch noch ein Ticken schweißtreibender und geiler, aber davon werdet ihr hoffentlich auch bald lesen können.

Kleinliche 4 Blitze! 

Donnerstag, 12. November 2015

+++ Visa Vie verlässt 16bars +++

Da ich doch hie und da ein wenig über den gewohnten Tellerrand schaue, konnte ich natürlich nicht umhin kommen, zwangsläufig auch über Interviews von und mit Visa Vie unter dem Banner von 16bars zu stolpern. Für die deutsche Hip Hop und Rapszene eine durchaus wichtige und renommierte Person, welche sympathisch und kompetent etliche große und interessante, durchaus tiefschichtige Interviews führte.

War mir neben Rooze von HipHop.de am liebsten, wenngleich dieser nicht immer ganz objektiv (Bushido, Prince Kay One, Araft - ich hab ALLE Interviews gesehen) oder durchdacht in seinen Äußerungen (Wählercheck mit Serdar Somuncu) war. Von Visa Vie hab ich solche Aussetzer nicht wirklich mitbekommen, mal abgesehen vielleicht von ein paar nicht ganz nüchternen, fitten Festivalinterviews. Dass der Kommentarbereich unter Youtube gerne mit vorpupertären Bullshit vollgetextet war, dürfte nicht wirklich ihr Verschulden sein.

Bestimmt würde ich sie beschämend überhöhen, würde ich sie gleich zur Ikone emporheben, aber sie ist und war durchaus wichtig und Aushängeschild von 16bars, wenngleich ihr unter anderem genau das Anlass bot sich unter anderem von der Plattform zu trennen, wie auch ihrem gut 10-minütigem Abschiedsvideo zu entnehmen ist:

Hach das Einbinden von Videos funktioniert mal wieder hervorragend - Klick mich hart!

Dieses Video ist auch eingebunden auf ihrem neuen YT-Kanal, der recht interessante, neue Formate in petto hat. Wird ihren Weg sicherlich machen, thematisch weitläufiger, defintiv - aber ich denke ihre "Roots", also musikalisch gesehen wird sie sicherlich nicht aufgeben, was Thema und Gäste angeht. Kann gerne angeschaut und unterstützt werden.


Donnerstag, 5. November 2015

Ensiferum - Victory Songs (2007)


Frontcover

Auf die Finnen von Ensiferum kam ich über meine Freundin. Nicht dass mir der Name vorher nichts gesagt hätte, aber ich hatte bislang noch kein allzu großes Interesse daran gefunden, mich damit zu beschäftigen, unter anderem auch – weil mich die ganze Pagan Ecke nur rudimentär interessiert. Während ich Ihr also den Black Metal schmackhafter machte, linste ich auf ihre Last.fm Playlist und da waren vorne ganz groß dabei, NORTHER und ENSIFERUM. Zwischen diesen beiden Bands besteht ein nicht unerheblicher Zusammenhang, stieg Fronter und Gründer von Norther, Petri Lindroos doch 2004 als Sänger bei Ensiferum ein. Norther warf ihn 2009 dann mehr oder weniger aus seinen eigenen Band raus weil sein Engagement bei Ensiferum die Arbeiten bei Norther behindern wurden, veröffentlichten noch ein mittelmäßiges Album und lösten sich danach 2012 nach 18 Jahren Bandbestehen auf.
Eine kleine Anekdote habe ich noch, Ensiferum ist die einzige Band, welche ich bis heute scheinbar unberechtigt, bzw. zu oft auf meiner Seen-Live Liste notiert habe. 2010 wähnte ich mich recht sicher, sie live auf dem Summerbreeze gesehen zu haben, wenngleich etliche Zeugen anderes erzählten. Tatsächlich und fundiert nachgeholt habe ich dies später auf jeden Fall auf dem Nifelheim Festival in Stuttgart.

Aber genug der Vorworte, starten wir mit „Ad Victoriam“ welches mit leicht stürmisch klingenden Naturgeräuschen startet, bevor erst ein Reiter vorbei reitet und dezente, angenehme Klänge gleich wunderbar einen medivalen Flair verbreiten. Ich könnte mich an dieser Stelle sofort in irgendein RPG versetzt fühlen, als angenehme Ingame und Hintergrundmusik. Der Song baut sich aber stetig aus, fügt passend neue Instrumentierungen hinzu und gewinnt deutlich an Größe und Epik. Endet schlicht, aber kein bisschen langweilig. Starker Einstieg. 8 Punkte

Erschienen bei: Drakkar Records / Spinefarm Records
EAN-Nr.: 886970766029
Katalog-Nr.:  DRAKKAR 118

Die erwähnten Pferde, für mich schon zu viel
des Guten...
Blood Is The Price Of Glory” klingt nicht nur gleich unwesentlich blutrünstiger, sondern wirft das Schlichte und Erhabene mit einem Kriegsschrei hinfort und prügelt direkt los. Der Song geht sehr direkt und flott nach vorne, schafft es dabei aber mit sehr melodischen Gitarrenriffs und dezent in den Hintergrund getretenen, sphärischen Klängen, gleichzeitig sehr eingängig und wiedererkennbar zu sein. Die Growls verleihen dem ganzen zusammen mit den gnadenlosen Drums eine gewisse Aggressivität, was aber mitnichten langweilig gestaltet ist. Durch diverse Gitarensoli, Spokenwords und Chöre gegen Ende des Songs ist mehr als genug Abwechslung geboten, ohne aber sich dabei zu verlaufen und an Grundstruktur zu verlieren. Eine durchaus ansprechende Ansage. 8,5 Punkte

Nicht viel friedlicher klingt „Deathbringer From The Sky“ und wartet mit sehr markanten Riffs zu Beginn auf. Ich bin kein Fan von übertrieben aufgeschwollenen Genrebezeichungen, ein Viking, Celtic oder was auch immer, gibt es in meinen Augen nicht wirklich, das ist eher was für die Marketingabteilung, analog dazu auch so Spaßbezeichungen wie Nautic Doom (Ahab). Das hat mehr mit Imagegründen, denn mit wirklich nennenswerten musikalischen Unterschieden zu tun. Was ich hier höre ist, größtenteils sehr ansehnlicher Melo-Death mit starken Pagan und Folk Einschlag. Mehr Genres brauche ich nicht, um das Klangbild zu umreißen. Wir haben gewöhnliche, aber gut gemachte Growls, melodische Riffs, ein Keyboard, das ein oder andere eher ungewöhnliche Instrument um den ganzen den gewünschten Flair zu geben und dazu passend eingesetzt immer mal wieder Chöre um auch der Epik Tribut zu zollen. Das ist gut gemacht, keine Frage – aber schon jetzt habe ich ein wenig das Gefühl, das Rezept „Ensiferum“ verstanden zu haben. 8 Punkte


Ahti“ windet und rauscht wieder, oder ist es eine Meeresbrandung? Viel Zeit haben wir nicht, uns das durch den Kopf gehen zu lassen, denn sofort klimpert es los. Sonderlich effektiv war das „Intro“ des Songs nicht, wenngleich die Absicht durchaus erkennbar. Auch hier geht es gleich wieder flott vorne raus und mich umwebt eine fröhlich-hüpfende Stimmung, was aber leider nicht so ganz meins ist. Und hier werden erste Abnutzungserscheinungen für mich schon sichtbar. Trotz aller Variationen im Song, und die sind in der Tat häufig vorhanden, ist das „Grundthema“ fast schon erschreckend austauschbar. Die Drums rattern im gefälligen, fast durchgehend gleichen Rhythmus – auch Songübergreifend, dazu flitzen die Finger über die Gitarrenbretter zwar filigran, aber immer in dieser feucht-fröhlichen Klaviatur der Töne. Nach nicht mal einer Viertelstunde wünsche ich mir langsam einen Bruch im Songwriting, eine Dramaturgie oder irgendetwas, was die wirklich nicht schlecht gemachten Lieder einfach nur mehrdimensionaler wirken lässt. Bedeutungsschwangerer wäre vielleicht das passende Wort… 7,5 Punkte

... ansonsten ist die Gestaltung sehr
stimmig und ansprechend, gute Bilder!

Was wir brauchen ist „One More Magic Potion“ – die Flötengesänge sind immerhin ein neuer Auftakt, aber sonst ändert sich nicht sonderlich viel. Wieder ein flotter, sehr melodischer Song und Mitschunkelchören. Dass das gar so schunkelig wird, finde ich fast schon schade, weil das nicht mal episch wirkt wie bei den Liedern zuvor. Klar ist Dynamik vorhanden, vor allem wenn die Growls hie und da zwischen den Zuckersüßen Melodien einsetzen, als wären sie nur kurz verstummt um nochmal Luft zu holen, aber sie tragen diese energische Energie eben nur die ersten paar Silben. Wäre es nicht so schnell gespielt und gesungen, man könnte hier sicherlich schön mitsingen, schreien oder was auch immer. Aber mir ein wenig zu fröhlich und nicht das, was ich mir nun gewünscht hätte. 7 Punkte

Wir suchen also verzweifelt nach einem Lied, das irgendwie aus der Reihe tanzt, hervorsticht und den Klangkosmos überraschend und sinnvoll erweitert und stecken alle Erwartungen daher in „Wanderer“. Findet er sein Ziel, oder verläuft er sich? Und überraschend ist die eingeschlagene Richtung, in welche er schlendert gar nicht so verkehrt. Bisschen Flöte, viel Keyboard, gemütliche, aber weitläufige Atmosphäre kommen dem ersten Song des Albums wesentlich näher. Und als die Gitarren und der Gesang einsetzen, sind diese erfrischend beruhigt, kein eifriges Umherhüpfen sondern heruntergefahren, getragen und lassen sofort aufhorchen. Der Klargesang vermittelt auch gleich ein völlig anderes Bild und endlich tut sich etwas. Hier kann man sicher noch viel, viel besser mitsingen, aber diesmal wird es relevanter, die Melodien sind gezielter eingesetzt und eingefangen und nicht stetig davonspringend. Der ganze Song wirkt viel dynamischer, weil endlich erkannt wurde, dass bei permanenten Vollgas eben kaum große Sprünge machbar sind und das Vorbeiziehen der Landschaft zu einem Zerrbild verschwimmt. Das hat es gebraucht, das haben wir bekommen und das ist gut so! 8 Punkte

Überraschend war es jetzt aber auch nicht, dass „Raised By The Sword“ langfristig wieder dort anknüpft, was davor geschah. Der Einstieg ist recht ruhig und gelungen gestaltet, eine lang angehaltene, verloren wirkende Melodie über welche das Drumgewitter hereinbricht bevor der Stimmeinsatz als geballte Kraft dem ganzen einen Schub geben. Diese Spielerei taucht noch ein paar Mal auf und ist gut für, das inzwischen sicherlich inflationär verwendete Wort – Dynamik. Diese kleine zusätzliche Spielerei ist neben der Abwechslung durch den Vorsong aber schon ausreichend um den Song und das Album spannender zu halten. Ich will diese Parts, an denen es sich auch mal lohnt die Faust zu ballen. Immer nur feiern und hüpfen ist langweilig. Geht doch! 7,5 Punkte

Tracklist und Backcover
Es folgt ein kurzes Intermezzo namens „The New Dawn“ welches aber leider alles, mühsam errungenes wieder in den Wind schießt, kaum Neues dazu fügt und irgendwie einfach nur das zusammenfasst, was wir Anfangs das Album über gehört haben. Nicht schlecht, aber leider auch nur so naja… 6 Punkte

Na dann wollen wir mal schauen ob das Albumnamengebende Abschlussstück „Victory Song"  mit seiner epochalen Länge von gut 10 Minuten dies besser macht. Die Anfangsklänge sind okay, recht ruhig und versuchen erneut wieder Atmosphäre zu erzeugen, gelingt bedingt. Entspannt aber auf alle Fälle. Das klimpert fast an die zwei Minuten so vor sich hin, das Schlagzeug setzt zunehmend ein bevor die Gitarren und das Keyboard übernehmen und den Song wie die Ären im Winde schaukeln. Das ist ganz nett, aber nicht zwingend und so dauert es über drei Minuten bevor sich langsam, ich betone wirklich langsam, das Songwriting sich anschickt mehr Schwung zu übernehmen. Abwechslung nur bedingt, weil wir leider in gewohnte Schemata verfallen. Die Chöre sind passend gesetzt und gut, aber leider auch nicht mehr wirklich neu. Hie und da gibt es ein paar schöne Headbangermomente, aber sonst ist es eher ernüchternd. Auch Tempowechsel hin oder her, täuscht dies alles nur schwer darüber hinweg, dass der Song leider einfach irgendwie ein wenig zu lang ist und allein durch seine Länge mehr verspricht als er hält. Er kommt erst kaum in Fahrt, unterscheidet sich größtenteils nicht großartig von dem was wir bisher gehört haben und eben nicht so ein besonderes Schlüsselerlebnis besitzt, welches man sich von ihm erhofft. Das Outro ist auch ganz nett, zieht sich über eine Minute aber zwingt mich jetzt nicht, alles nochmal von vorne anzuhören. Schade… 6 Punkte

Cover:

Das in braun-grünen Tönen gehaltene und gemalte oder gezeichnete Cover zeigt einen Krieger auf einem Pferd und ein paar verwundete oder tote Soldaten am unteren Rand. Das ist soweit recht unspektakulär, aber schafft es auch, durchaus mögliche Peinlichkeiten zu umschiffen. Die Szenerie ist klar auf die musikalische und thematische Richtung ausgerichtet, das ist vollkommen in Ordnung, nicht lieblos aber dennoch stereotypisch und in meinen Augen nicht sonderlich hervorstechend, stabile 6 Punkte hierfür.

Lyrics sind alle vorhanden, Schriftart ist stimmig aber auch nicht untypisch – Bandfotos sind alle in Rüstung und professionell, einzig das Foto unterhalb der rostrot/braunen CD mit dem Abdruck des Reiters vom Covers, finde ich ein wenig übertrieben wie sie da zu fünft auf fünf Pferden sitzen und dem Betrachter entgegen schauen. Nochmals 6 Punkte hierfür.


Fazit:

Rein technisch geben sich Ensiferum überhaupt keine Blöße und liefern weit über Durchschnitt ab. Sie verstehen spieltechnisch ihr Handwerk gut und gehören nicht ohne Grund zu den besseren ihres Genres. Was mir aber ein wenig fehlt ist aber irgendwie die Emotionalität, wodurch die Songs nicht beiläufig, aber leider doch uninteressanter für mich werden. Emotionalität ist mir persönlich in der Musik enorm wichtig. Dass muss nicht zwingend tiefste Trauer, Wut oder Zorn sein, aber mir fehlt ein wenig dieser Spannungsbogen den diese Emotionen zwangläufig mit sich bringen und mit dem man auch bewusst spielen kann. Auf mich wirkt es teilweise zu nichtssagend heiter, weswegen ich die Band und jetzt speziell das Album für gut, aber leider nicht für überragend halte. Mir fehlt ein wenig der Mehrwert beim mehrmaligen Durchhören. Hie und da schaffen Sie es, dieses Manko zu umgehen, aber leider nicht immer. Schade…


Gesamtergebnis: 7,05

Gesamtspielzeit: 49:56
Durchschnittsdauer: 5:33
= doppelte Wertung Track 9

Liedqualität: 7,25 (3x)
[ 8 + 8,5 + 8 + 7,5 + 7 + 8 + 7,5 + 6 + (2*6) ] / 10 = 7,25
Cover: 7,0 (1x)
Cover: 6
Lyrics: 10/10 = 10
Aufmachung: 6

Abwechslung: 6,5 (1x)