Frontcover |
Hatten wir letztes mal mit Tarja Turunen schon eine
großartige Sängerin am Start, wird das heuer von meiner absoluten
Lieblingssängerin Lisa Johansson getoppt welche hier zusammen mit ihren
Bandkollegen Johan Ericson und Andreas Hindenäs von DRACONIAN, sich für dieses
Projekt zusammenrauften. Federführend dürfte der gute Johan sein, der bei
Draconian gesanglich maximal im Hintergrund agiert und sich mit der Band
DOOM:VS bereits schon selbstverwirklichte. Wem diese Namen bereits geläufig,
für den könnte auch dieses Album interessant sein, wenngleich es vorab
anzumerken gibt, dass dieser Output wesentlich markttauglicher konzipiert ist,
als es die düsteren Goth/Death/Doomer von Draconian sind.
Mit immenser Vorfreude und großen Erwartungen – die
Hauptband wird unter anderem der Beweis dafür sein, dass ich durchaus in der
Lage bin auch hohe Punkte zu verteilen – mach ich mich also ans Werk und starte
die Reise. „Shadowplay“ heißt der erste Track, welcher erst mit leicht
diffusen Klängen und schnell mit einer sanft gespielten Akustik-Gitarre uns
einstimmt. Sobald der Gesang einsetzt und die Gitarren eine Stromzufuhr
erhalten, wird klar wohin die Reise geht. Das klingt nach eingängigem Goth-Rock
wie ich ihn am ehesten mit sanfteren Veröffentlichungen von PARADISE LOST
verbinde. Mir fehlt da leider die breitgestreute Expertise um womöglich
treffendere Vergleiche zu finden, ein gedankliches Abschweifen zu Moonspells
„Darkness And Hope“ erweist sich in meinen Augen als ein Irrweg. Das ist direkt
und weniger dramatisch, flott nach vorne rausgespielt mit angenehmen Melodien –
reißt noch keine Bäume ab, markiert aber das Gelände schon mal eindeutig. 7 Punkte
Ob der Jahreszeit bald wieder aktuell, „Last Summer“ knüpft nahezu nahtlos an der Grundstimmung und Tempo
des Vorgängersongs an. Und trotz des vielleicht traurigen Textes, verspüre ich
keinerlei Schwermut. Gutelaunesong wäre natürlich zu weit gegriffen, aber das
Soundbild ist griffig und nach vorne mitreißend und entlockt doch die ein oder
andere optimistisch stimmende Melodie. Ich denke das wäre sogar fast tanzbar.
Mir gefällt das Lied einfach ohne mich auf gewohnte, emotionale Talfahrten zu
schicken. 7 Punkte
Erschienen bei: Napalm Records EAN-Nr.: 885470001081 Katalog-Nr.: NPR 337 |
„With Love And A
Bullet“ klingt schon nach etwas mehr Dramatik und da passt es hervorragend
ins Bild, dass hier Lisa ihren ersten Einsatz bekommt. In meinen Augen kann sie
hier definitiv nicht ihre volle gesanglichen Qualitäten unter Beweis stellen,
dafür ist der Song nicht konzipiert – aber das ist auch nicht weiter schlimm.
Er hat im Vergleich zu den Vorgängern einen Hauch mehr Dynamik und bietet trotz
ähnlicher Instrumentierung eine gelungene Abwechslung. Die Stimmen passen in
den kleinen Duett-Abschnitten auch wunderbar zusammen. Innovationspreise gibt
es damit in der Ausführung sicherlich nicht zu gewinnen, aber es ist soweit
handwerklich solide und durchaus passabel geschaffen. 7,5 Punkte
Einen kleinen Tick zugelegt wird bei „The Withering Of Mine“, das mit einem flotteren Auftakt kokettiert
um dann Platz für einen wunderbaren Aufbau zu räumen. Die gesungenen Zeilen
liegen erst verhältnismäßig blank dar und werden hin zum Refrain stärker
eingesungen, welcher mit wunderschönen Melodiebögen zum Zuhören verleitet. Die
sind nicht komplex und können sofort mitgesummt werden, aber eben auch nicht
banal. 7,5 Punkte
Würde ich nicht auf die Lyrics schauen, welche mir gefallen
würde ich womöglich an dieser Stelle mit Sprüchen von vielen Köchen und Brei um
die Ecke biegen, so schlagen wir aber lieber direkt in der „Sorrows Kitchen“ auf. Die
Anfangsgeräusche die ersten paar Sekunden sind interessanterweise, auch die
Songs davor immer ein wenig anders, als das Credo der Lieder, welche sich wie
ein roten Faden bislang durch das Album ziehen. Ich hoffe es zumindest nicht
mit der Planierraube zu verwechseln die gerade nebenan versucht meinen
Hörgenuss zu schmälern. Aber das sind nur Sekunden und dann ist da schon wieder
dieser griffige, warme und groovende Sound. Ich würde das Ganze nicht zwingend
zahnlos nennen, aber es umschmeichelt den Zuhörer eher, als ihn und seine
Psyche ernsthaft zu attackieren. Klar ein melancholisch-melodischer Vibe
schwingt mit, aber der tut keinem weh sondern zeigt nur offenkundiger seine
Schönheit als es andere Interpreten, Alben oder Songs tun – was primär nicht
negativ ist. 7,5 Punkte
Schrift ist sehr weich und gut zu lesen, Zeichnungen sind sinnvoll gesetzt und greifen auch mal harmonisch ins Bild hinein. |
„1:40 Am“ haben
wir gerade nicht, trotzdem hören wir den so lautenden Song nun an. Mit seiner
warmen Stimme entführt Johan Ericson erneut in schwarzromantische Gefilde ohne
auf gefährliche Kitschgefilde aufzulaufen. Wären die Gitarren einen Tick
weniger schwer und die Band bekannter, denke ich wäre es gar nicht so utopisch,
zum Beispiel exemplarisch dieses Lied gelegentlich im Radio zu hören. Der
gelungene Refrain würde definitiv jedes Programm aufwerten. 7 Punkte
Na wer muss bei folgendem Titel auch an eine dänische Doom
Band denken? SATURNUS heißt die um das Rätsel gleich aufzulösen, die ebenfalls
einen gelungenen Titel mit dem Namen „Murky
Waters“ in petto hat. Hier fällt zuerst das Keyboard ins Auge, welches den
Song nebenbei höchst effektiv seinen Stempel aufdrückt. Dann drückt Johan dem
Lied seinen Stempel auf und beweist eindrücklich, dass er ein wirklich guter
Sänger ist, der mit angenehmer Stimme, gefühlvoll Stimmungen ganz alleine
gestalten kann. Ich komm nicht umhin zu erwähnen, dass das nicht wirklich
spektakulär ist – aber im Endeffekt einfach Spaß macht, der guten Musik
zuzuhören. 8 Punkte
Wir leiten den Endspurt ein mit „Way Down Low“. Ich weiß mittlerweile auch nicht mehr was ich groß
dazu schreiben kann oder was ich beschreiben soll. Es klingt inzwischen alles
vertraut und ähnlich, ohne sich aber selbst platt zu wiederholen und an
Qualität abzufallen. Die Rezeptur steht, sie mundet und sättigt und wird auch
hier weiterhin gefühlvoll verabreicht. 7
Punkte
„Empty Days“ ist
das vorletzte Lied, ändert eine Nuance am Gitarrenspiel und hat auch hier nur
das nötigste getan um weiterhin auf Erfolgskurs zu bleiben. Dies gelingt auch
und mehr gibt es nicht zu sagen, auch wenn dies leider unfreiwillig
vorhersehbar und langweilig klingt. Dem ist aber nicht so. 7 Punkte
Tracklist und Backcover |
Das finale bildet „Slowmotion
Apocalypse“ und wird seinem Namen auch gerecht. Hier schimmert zum ersten
Mal der Doom wirklich durch und lebt sich in langlebigen Gitarrenriffs aus. Das
mir zuerst eingefallene Wort zäh passt dann aber doch nicht durchgehend. Und
als dann zum ersten Mal Growls auftauchen deutet sich der gemeinsame Ursprung
der meisten Bandmitglieder zumindest an. Allein durch die cleanen, männlichen
Vocals liegen da aber trotzdem noch Welten dazwischen, zumal sich jetzt im
letzten Song sicherlich nicht wie aus dem Nichts eine vergleichbare Stimmung
erschaffen lässt. Aber diesen Anspruch erhebt der Song auch nicht. So fasst er
zwar mitnichten das Album zusammen – dafür fällt der Song doch zu sehr aus dem
Rahmen, bündelt und bindet gehörtes aber dennoch und markiert mit schwergängigerem
und gedrosselten Tempo einen Schlusspunkt und fadet verträglich aus. 7,5 Punkte
Cover:
Ich bin kein Kunstexperte und kann den Zeichenstil keiner
Epoche oder Art zuordnen, würde mich also blamieren, sollte ich wahllos
Begriffe wie „Barock“ oder dergleichen in den Raum werfen, folglich habe ich
dies nun auch nicht getan. Nichts desto trotz wirkt es auf mich, als wäre es
irgendein bestimmter Stil, indem sowohl das Cover als auch das Booklet gehalten
ist. Die Art und Weise ist auf jeden Fall recht untypisch und unüblich, sagt
mir auf jeden Fall sehr zu. Das zieht sich von hinten bis vorne konsequent
durch, ist angenehm anzuschauen und zu lesen und sieht gut aus.
Fazit:
Hat man sich einmal damit abgefunden, dass dieses Album
eindeutig eine kommerziellere Ausrichtung hat und eben kein Draconian 2.0
darstellen soll, kann man sich damit in meinen Augen gut mit anfreunden. Das
Album ist gut und durchdacht kombiniert, hat aber weder sonderliche positiv,
als auch keine sonderlich negativ herausstechende Songs, vielmehr ist es
konstant auf einem Niveau. Die minimalst abweichende Punkte innerhalb der Songs
haben nicht wirklich eine Bedeutung, dies kann auch allein das aktuelle
Tagesempfinden sein. Potentiellen Interessenten empfehle ich daher auch,
einfach in zwei x-beliebige Songs anzuhören, dann weiß man auch schon genau,
was einen erwartet. Das klingt leider ungewollt langweilig, ist dem so aber
nicht. Es ist ein Album, welches ich gerne höre und das man auch oft und
beliebig hören kann. Es hat keine großartige Tiefe, aber dies vermisst man auch
nicht. Der vielen Worte überdrüssig, ich mag das Album und finde es gut. Nicht
mehr und auch nicht weniger.
Gesamtergebnis: 7,58
Gesamtspielzeit: 41:59
Durchschnittsdauer: 4:12
Liedqualität: 7,30
(3x)
( 7 + 7 + 7,5 + 7,5 + 7,5 + 7
+ 8 + 7 + 7 + 7,5 ) / 10 = 7,3
Cover: 8,5 (1x)
Cover: 8,5 (1x)
Cover: 8
Lyrics: 10/10 = 10
Aufmachung: 8
Aufmachung: 8
Abwechslung: 7,5 (1x)
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