Frontcover |
So, heute gehen wir wieder etwas weiter zurück in die
Vergangenheit was die Veröffentlichung angeht, als auch zurück in die Zeit als
an eine Affinität zum Black Metal noch undenkbar war. Und – diese Spitze
verkneif ich mir nicht, bei Nightwish noch eine gestandene Sängerin und kein
Popsternchen hinter dem Mirko stand. Dann mal los…
„Bless The Child“
fängt schon mit einem Art Chor und viel Keyboardsphäre an, steigert sich aber
gleich von Anfang an bis die ersten Gitarren einsetzen und eine männliche
Stimme mehr spricht denn singt. Aber das hat auf jeden Fall eine positive
Dynamik, spätestens als dann auch das Schlagzeug noch einsetzt. Die Musik geht
zuckersüß ins Ohr und entfaltet sich vollständig mit dem Einsatz von Tarja. Das
ist kein bloßes Gesäusel, sondern eine voll ausgebildete Opernstimme sodass
hier auch schon einiges an Tiefe im Gesang liegt. Es gibt ein paar kleine
Momente wo dies wirklich magisch trifft, leider nicht immer und ich finde der
Song fällt zwischendurch auch ein wenig ab. Zwar wird versucht ihn auch so
abzurunden wie er angefangen hat, zwischendrin wird die Instrumentalisierung
zurückgefahren, aber er hat ein klein wenig seine Längen und hält die Spannung
nicht durchgehend. Trotzdem ein passabler Einstieg. 6,5 Punkte
Direkter steigt „End
Of All Hope“ ein und legt sofort los. Klar darf hier kein brutales
Geknüppel erwartet werden, es ist ein bombastisches, symphonischer Dampfer der
sich hier durch die Wellen schiebt, kein MG beladenes Schnellboot. Stimmlich
ist durchaus Varianz vorhanden, bin mir auch nicht sicher ob da nicht schon
wieder ein Chor mitsingt oder einfach die Tonspur der Sängerin mehrmals
aufgenommen wurde. Es klingt auf jeden Fall groß und kräftig. Ich find das
soweit ganz okay, versetzt mich heute aber auch nicht wirklich mehr in Ekstase,
was es eigentlich früher auch nicht getan hatte – egal. 6,5 Punkte
Erschienen bei: Drakkar Records / Spinefarm Records EAN-Nr.: 743219430229 Katalog-Nr.: DRAKKAR 031 |
„Dead To The World“
– das fängt definitiv mit Chor an, bevor es mit Keyboardgefrickel überschüttet
wird. Vor meinen Augen fühlt sich das wie eine Lamettaexplosion mitsamt
blinkender Glitzerkanone an, ein bisschen zu viel des Guten – aber zum Glück
fängt sich der Song schnell. Die männliche Stimme ist ein willkommener
Gegenpart und der im Hintergrund einsetzende Doublebase der die Frauenstimme
untermalt steht dem Ganzen hervorragend. Insgesamt ein gar nicht mal so
unspannendes Duett bei dem durchaus einiges geboten ist. Man wird zwar hie und
da wieder rückfällig und schrammt teilweise auch wieder hart am Kitsch vorbei,
aber gesanglich ist das ganz großes Kino – vor allem passen die Stimmen
wunderbar zusammen und sie haben Luft und Raum um sich zu entfalten und
gleichberechtigt nebeneinander und miteinander zu brillieren. Wir steigern uns
jetzt einfach mal auf 7 Punkte.
Mit Klavieruntermalt beginnt „Ever Dream“ wieder sehr ruhig. Aber nicht lange und auch hier
blitzt der große Epos hervor, wird aber immer wieder zur Besinnung zurück
gepfiffen und erneut Tarja die Bühne überlassen. Auch hier gibt sie sich
keinerlei Blöße und trifft jeden Ton in noch so abgefahrenen Höhen, nicht ohne
genug Kraft dahinter vermissen zu lassen. Der Song ist auch schön rund
komponiert, sehr melodiös und nicht ganz so aufgetragen wie der vorherige. Die 7,5 Punkte sollen primär der Stimme
diesmal Tribut zollen.
Während andere Gestalten jetzt womöglich darüber sinnieren
würden, warum im nächsten Liedtitel das vorangegangene „Dream“ wieder
aufgenommen und abgeschlachtet wird, konzentrieren wir uns hier in einem
seriösen Format auf die musikalische Komponente von „Slaying The Dreamer“. Und die hört sich erfrischend anders an und
startet ungewohnt Gitarren betont. Ich würde es nicht aggressiv nennen, aber
das hat definitiv einen recht rockigen Charakter.
Und in dem Rhythmus verharrt es auch konsequent bis auf ein
paar wenige Momente, wo davon abgewichen wird. Das ist jetzt nicht wirklich
schlecht, aber obwohl es doch anders ist – wird es recht schnell eintönig.
Dazwischen trällert Tarja erneut die Tonleitern hoch und runter, aber das hat
sie auf den Liedern zuvor teilweise schon besser gemacht. Bis eben zur Mitte des
Songs der Bruch kommt, das Schlagzeug wird noch mehr betont und der Bassist
setzt erneut zum Singen an. Das ist nicht schlecht gemacht, aber bei „Dead To
The World“ hatte das wesentlich mehr und das Finale ist zu groß, dafür hat der
Song zu wenig an Fundament hergegeben um glaubwürdig so zu enden. 6 Punkte
Dafür ist natürlich der Kontrast zum sanft einsteigenden „Forever Yours“ wieder enorm groß. Der
Song schickt sich auch gar nicht erst an Tempo aufzunehmen, sondern fährt
seelenruhig die ruhige Gefühlsballade inklusive einfühlsamen Flötenspiel und
kuschelweichen Keyboardteppich während die Gitarren nur sanft wie kleine
Kätzchen schnurren. Überlagert von weit tragendem Sirenengesang dürfte das
einfach polarisieren, den einen zum Träumen verleiten, den anderen sofort
hinter den nächsten Busch flüchten lassen. Ich finde es ehrlich gesagt schwer
da ein Urteil zu fällen, wäre es nämlich nicht ganz so arschglatt und
konstruiert – dass da ein gewisses Zielpublikum anspringt ist glasklar und
hätte hie und da seine Ecken und Kanten, wäre wesentlich mehr noch aus dem Song
zu hohlen gewesen. Besänftigende 6
Punkte
Zur Allgemeinen Bookletgestaltung eignet sich das vorherige Bild wesentlich besser, aber dies hier ist der unten zitierte Stilbruch, in meinen Augen zumindestens... |
„Ocean Soul“
klingt für mich gefühlt nach dem Albensong bei dem ganzen Wasser auf dem Cover,
ist es aber nicht. Was mir zuerst in die Ohren fällt, das extrem hohe
Keyboardgeklimper wieder. Finde ich ehrlich gesagt gar nicht mal so angenehm zu
hören und sticht auch dann hervor, als die Gitarren einsetzen. Als es dann
aufhört ist dies wunderbar – ein ganzer hoher Soundteppich ist plötzlich weg
und das hat unheimlich etwas befreiendes, wenngleich auch leider nur
kurzfristig. Und das finde ich schade, denn ansonsten hat der Song eine schöne
Melodie, Epik und auch Dynamik – sprich ist auf seine Art und Weise gut
komponiert und ausgeführt. Das Ende ist vielleicht etwas vorschnell, bedenkt
man wie verhältnismäßig „lange“ es zum Aufbau am Anfang braucht, aber sonst
wäre das ganz gut. Nur ist mir dieses Geklimper ein Manko zu viel, ich hatte es
vier Tracks zuvor ja schon mal kritisiert und als Lamettaexplosion abkategorisiert,
im Endeffekt oft auch das gleiche Schema wie Weihnachtslieder eben nach
Weihnachtslieder klingen und das finde ich so unglaublich öde und ätzend. Und
diese Soundhöhe ist auch nicht nett, ich höre höhere Töne erstaunlicherweise
noch recht gut und ich empfinde sie eher als störend. Lang ausargumentierte 5,5 Punkte.
Groß fährt dann wieder „Feel
For You“ auf. Groß und wuchtig anmutende Keyboardsequenzen in
Orgeldimension, dazu breite Gitarrensounds, leider wieder leichtes Geklimper,
also genau das was ich vorher schon wieder nicht so toll fand. Aber zum Glück
dezenter im Hintergrund, dafür mit deutlichem Schwerpunkt auf den Gesang, der
hinter dem ganzen Sound regelrecht hervorbricht. Und ich muss hier auch mal
klar stellen, dass ich wirklich auch ein Fan der männlichen Stimme bin, die
hier wieder absolut auf Augenhöhe agiert. Zwar hat sie einen wesentlich
geringeren Anteil, schafft es aber diesen mit Prägnanz zu nutzen. Aber auch
Tarja ist hier wieder stark und TROTZ erneutem Geklimper, ersingen die beiden
sich 6,5 Punkte. Gern geschehen…
Dass der nächste Song ein Cover ist, dürfte jetzt nicht so
überraschend sein allein beim Namen: „The
Phantom Of The Opera“ – mit dem allseits bekannten Orgel-Theme startet der
Song und liefert die Vorlage, für deren Gesang Tarja eben auch ausgebildet ist,
was wenig überraschend auch routiniert dargeboten wird.
Ich kenne das Original jetzt nicht so sonderlich, denke
aber, dass es nicht allzu sehr davon abweicht. Mutmaße ich jetzt mal und lasse
mich gerne eines bessern belehren. Die Inszenierung von ICED EARTH auf dem
„Horror Show“ Album gefällt mir persönlich aber wesentlich besser. Da wurde
viel eigenes reingebracht, was ich bei Covern seit eher am besten finde,
gelungene Neuinterpretationen anstatt nur, zwar gelungen, aber dennoch gleich
klingend. Da wirkt das Ganze auch kräftiger, impulsiver, ohne hier die Leistung
schmälern zu wollen. Aber ist nicht so meins, denn hier ist es mir irgendwie
ein wenig zu viel, was bei der Vorlage vielleicht nicht überraschend ist, aber irgendwie,
ich weiß nicht. In keinem Song auf dem Album wird so viel und übertrieben
Geträllert und ich schick das jetzt mit 5,5
Punkten wieder heim!
Den Abschluss bildet „Beauty
Of The Beast (Long Lost Love / One More Night To Live / Christabel)” und
ein Lied mit so einem langen Titel kann natürlich nicht nur drei Minuten gehen.
Nein hier geht’s zum ersten Mal in die Langdistanz, teilt den Song aber in drei
verdauliche Häppchen.
Backcover und Tracklist (PS: Nicht irritieren lassen, der Kreis ist nur die Spiegelung meiner Tischlampe, unglücklicherweise) |
Der Erste Part „Long Lost Love“ ist nicht nur eine schicke
Alliteration, sondern auch eine recht ruhige Ballade welche gerne einen
x-beliebigen Liebesfilm unterlegen könnte und das ganze recht harmlos umwebt
und aufbaut um dann…
… in „One
More Night To Live“ aufzugehen. Sieht man daher das voran gegangene als eine
Art Intro hierfür an, hat dies durchaus seine Berechtigung gehabt. Immerhin
braucht jeder Berg auch ein Flachland um als solcher wahrgenommen zu werden.
Wie auch immer, ist hier wesentlich mehr Pfeffer und Dynamik vorhanden was sich
in der Tat plötzlich auftürmt und versucht sich immer wieder zu überbieten und
aufzusteigen. Das hat zwar seine Längen, aber wird auch künstlich spannend
gehalten indem immer wieder neue Elemente dazu kommen. Das geht von irgendwann
noch einsetzenden Doublebase, bis hin zur Rücknahme um mit dem vorherigen
Keyboardgerüst erneut in die Presche zu springen. Das funktioniert sogar gar
nicht mal so schlecht.
„Christabel“ sticht da aber auch nicht mehr sonderlich
hervor. Plötzlich wird ein Text quer in die Musik reingelesen, was wohl diesen
Schlusspart ausmachen soll um dann irgendwann, nachdem schon gar nicht mehr
gelesen wird auszufaden, von daher ist für mich dieser Part eher das Ende von
„One More Night To Live“, als ein eigener – aber im Booklet und im Titel wurde
das ja extra so schön separiert.
Wie das ganze jetzt werten? Die ersten gut drei Minuten
finde ich recht langweilig, dann wird es gut wenngleich mit der Tendenz zur
Langatmigkeit und als diese erreicht ist, kommt kurz der Text dazu, sozusagen
wie ein zusätzliches Sample, aber sonst ändert sich da ja nicht viel daran. Das
ist ein wenig getrickst. Bisschen kompakter hätte ich mir den Song durchaus
gewunschen, den Einstieg flotter oder irgendwie attraktiver und weniger banal
gestaltet. Ich gebe dem ganzen noch 6
Punkte und gut ist.
Cover:
In Ermangelung der richtigen Worte beginne ich mit den
diplomatischen Worten „verträumt“ – denn eigentlich finde ich das Cover, sogar
bezüglich Farbwahl, trotz seiner extremem Kitschigkeit schön, so wie man bei
manchen Victoria Frances Bildern auch heimlich Gefallen finden kann. Trotzdem
ist es eine Gratwanderung, unter anderem auch, weil es sehr plump auf dem
Klischee reitet. Bei näherer Betrachtung verliert die holde Maid auf dem Cover
auch ein wenig an Attraktivität. Das hatte ich ein wenig anders in Erinnerung,
Augen und Lippen gefallen mir nicht so, aber ich schweife ab. Ich gebe dem
Coverbild mutige 8 Punkte, um danach sofort wieder Abstriche zu machen.
Das Backcover ist in meinen Augen dann definitiv zu viel: ein
„Lila-Meer-und-ein-Kind-legt-seine-Hand-in-die-Hand-eines-Erwachsenen-Mutterinstinktbild“?
Das halbe Booklet in lila? Inklusiv Bandphotos, die in meinen Augen da gar
nicht mal so geil bei rauskommen? Zwischendrin aber dann plötzlich eine Seite
in fast nur braun Tönen? Ich finde das sieht nicht nur unfreiwillig billig,
sondern zu sehr gewollt aus. Mag ich nicht und irgendwie in meinen Augen auch
ein Stilbruch mit dem Cover, zumindest qualitativ als auch inhaltlich.
Fazit:
Sind dir Nightwish eigentlich noch peinlich? – könnte eine
Frage sein, die man mir jetzt vielleicht berechtigt stellt, im Versuch mich an
der Achillesferse zu treffen, woraufhin ich mit einem selbstbewussten „nicht
mehr“ ausweichen würde. Fakt ist: Ich schätze Tarja als Sängerin sehr und hatte
mich damals beim bandinternen Rosenkrieg doch ein wenig echauffiert, aber
wenngleich ich es bislang immer noch nicht geschafft hatte sie bei last.fm aus
meinen Top50 zu werfen, sagen sie mir heute auch nur noch bedingt zu. Was nach
dem ganzen Theater kam dürfte selbst Wayne kaum vom Pferd locken und wenn ich
mich weiter in der Diskographie vertiefen wollen würde, wäre das primär nur rückwärtsgewandt.
Zwar scheint mit Floor Jansen wieder eine Sängerin hinter dem Mikro zu stehen,
aber mich interessiert es zurzeit nicht wirklich. Um aber wieder auf das Album
zu sprechen zu kommen:
Ja es ist gut produziert und hat seine Stärken, Nightwish sind und waren einer der prägendsten Bands im Symphonic Metal und wurden tausendmal kopiert und nicht wirklich erreicht, sind kommerziell eine ordentliche Größe und und und… aber sie erreichen mich leider nicht wirklich auf einer emotionalen Ebene, dafür bewegt sich das Ganze viel zu sehr in der sicheren Zone, lotet kaum Extreme aus sondern legt Wert auf das Eingängige, das Große und Opulente, dennoch ist es handwerklich gut gemacht, da stehen talentierte Musiker dahinter, was ich ebenfalls zu schätzen weiß und gebührend honoriere. Ich will der Band auch nicht den Einsteigermetal-Button anheften, das wäre viel zu kurz gegriffen aber um jetzt irgendwie zu einem Ende zu kommen, der Schlusssatz gelingt mir nicht wirklich. Peinlich – nein, kann man hören, muss man aber nicht. Hört rein und entscheidet selbst, OVER and OUT.
Ja es ist gut produziert und hat seine Stärken, Nightwish sind und waren einer der prägendsten Bands im Symphonic Metal und wurden tausendmal kopiert und nicht wirklich erreicht, sind kommerziell eine ordentliche Größe und und und… aber sie erreichen mich leider nicht wirklich auf einer emotionalen Ebene, dafür bewegt sich das Ganze viel zu sehr in der sicheren Zone, lotet kaum Extreme aus sondern legt Wert auf das Eingängige, das Große und Opulente, dennoch ist es handwerklich gut gemacht, da stehen talentierte Musiker dahinter, was ich ebenfalls zu schätzen weiß und gebührend honoriere. Ich will der Band auch nicht den Einsteigermetal-Button anheften, das wäre viel zu kurz gegriffen aber um jetzt irgendwie zu einem Ende zu kommen, der Schlusssatz gelingt mir nicht wirklich. Peinlich – nein, kann man hören, muss man aber nicht. Hört rein und entscheidet selbst, OVER and OUT.
Gesamtergebnis: 6,49
Gesamtspielzeit: 50:10
Durchschnittsdauer: 5:01
= doppelte Wertung Track 10
= doppelte Wertung Track 10
Liedqualität: 6,27
(3x)
[ 6,5 + 6,5 + 7 + 7,5 + 6 + 6
+ 5,5 + 6,5 + 5,5 + (2*6) ] / 11 = 6,27
Cover: 7,13 (1x)
Cover: 7,13 (1x)
Cover: 8
Lyrics: 9/10 = 9
Aufmachung: 3,5
Aufmachung: 3,5
Abwechslung: 6,5 (1x)
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