Frontcover |
Ginge es hier um das schönste Bandlogo, wäre das Podium für die sympathischen Landshuter mindestens vorreserviert. Dass sie sich zudem noch die Dienste von Travis Smith – meinem absoluten Lielingskünstler in dieser Disziplin, für das Cover und die Bookletgestaltung gesichert haben, ist ein weiterer bärenstarker Vorteil.
Der Rest ist nicht so leicht und sofort zugänglich. Ich muss
zugeben mir damals verdammt schwer mit diesem sperrigen, aber auch sehr
eigenständigen Black Metal Brocken getan zu haben. Wie es jetzt aussieht? Licht
aus, Musik an…
Mit „Ghastly
Indoctrination“ startet gleich der längste Song des Albums als Opener und
braut sich zunehmend und lauter werdend, unheilvoll zusammen bis die Gitarren
einsetzen und ihr diffuses Werk beginnen. Der Text anfangs noch gesprochen und
zu rhythmischen Trommelschlägen vorgetragen, bricht sich nach einigen
unkonventionellen und progressiven Spielerein in Raserei. Die Gitarren flirren
dabei unentwegt und wirken auf mich unbequem, keinesfalls gemütlich einladend.
Die Vocals sind nicht rein dem Black Metal Genre entnommen, da bricht auch
einiges aus dem Death mit raus. Am stärksten meiner Meinung aber dann, wenn die
Worte rhythmisch parallel zum Schlagzeug geschrien werden. Progressiv ist im
Allgemeinen vielleicht zu viel gesagt, aber immer wieder gibt es
Tempoänderungen, wird der Sound zäh und schwer, dann bricht er wieder aus und
der Drummer prügelt sich einen ab, bis sich das ganze wieder verfestigt. Auch
die Gitarren ändern immer wieder Nuancen an der Stimmung, quietschen und
flirren aber fast durchgehend unangenehm, nicht ob der spielerischen Qualität –
sondern der Stimmung wegen. Man fühlt sich einfach nicht so ganz Wohl, das ist
mutig für einen Opener – vielleicht durchaus aber auch ein starkes Statement.
Für mich aber ein wenig zu viel des Guten. 6
Punkte
Erschienen bei Century Media EAN-Nr.: 5051099752023 Katalog-Nr.: 77520-2 Wirklisch schön gestaltete Bandfotos und Co. |
„Catawomb“
startet da gleich wesentlich angenehmer indem es einfach eine deutlichere und
prägnantere Melodie vor sich mitträgt ohne dabei aber seine Schroffheit zu
verlieren. Der Klang ist auch mitnichten rumplig wie aus dem Keller, aber eben auch
nicht steril auf Hochglanz poliert sondern trifft eine interessante Mischung.
Kraftvoll abgemischt und klar, aber trotzdem unglaublich rau und düster in der
Ausstrahlung, auch wenn zwischendrin ein sauberes und extrem melodiöses
Gitarrensolo ein paar Funken Licht in den Song lässt. Ich will hier auch nicht
großartig mit Begriffen wie Avantgarde aufwarten, da die Basis doch eher
klassischer Natur ist, aber sie ist modern umgesetzt und neu bearbeitet und
interpretiert, definitiv aber eigen ist. Der Break gegen Ende ist meiner
Meinung nach gut setzt, man wähnt das Lied zu Ende, stattdessen setzt das Lied
aber wieder genauso ein und schafft trotz anfänglicher Wiederholung eine
Abwechslung und keine Langeweile, was auch für sich spricht. 7 Punkte
Der dritte Song „Requiem
Grotesque“ steht an und man dürfte immer noch unschlüssig darüber sein, was
einen im Verlauf erwartet und dem nicht gerade weiter dienlich ist dieser leise
Anfang. Und dann setzt diese ultraschwere Gitarre ein und die Tiefe stimmte
growlt und spricht. Ich finde das von der Komposition sehr interessant, man
fängt mit einem extrem sperrigen Titel das Album an, lässt im zweiten mehr
Melodie zu und geht diesen Weg eben nicht weiter sondern wählt einen neuen,
aber dennoch nicht unlogischen Weg. Das Lied wirkt erst zäh aber ist es nicht,
sondern es entfaltet sich erst nach und nach mit immer neuen oder sich
wiederholenden Melodiespuren, flankiert von bärenstarkem Gesangseinsatz.
Die Stimme ist nicht sonderlich brutal oder böse, aber ihr
wohnt diese unbequeme Rauheit und tonale Tiefe inne, die sie ungemein kräftig
und imposant erscheinen lässt, ohne aber primär im Mittelpunkt zu stehen und in
Kombination, wirkt sie dann durchaus gewollt, alles andere als nett, sondern
düster und bedrohlich. Das Lied ist wirklich nicht schlecht, sondern gut – aber
es ist auch nicht leicht zugänglich. Irgendetwas haftet an mir, wenn ich dieses
Lied höre und lässt mich nicht los. Etwas, was mich daran hindert ungehindert
Spaß an der Scheibe zu haben, ohne dass ich dies nachvollziehbar erklären kann.
Vielleicht ist dem absichtlich so, was ich für denkbar halte, ich verbleibe mit
sehr gut gemeinten 7 Punkten mit
Tendenz nach oben.
Eine insgesamt düstere Bookletgestaltung, stimmige Zeichnungen, nein Kunstwerke sind da neben den klar lesbaren Lyrics noch ein kostenloses Schmankler... |
„While They Sleep“
hört sich eher nach einem Horrorfilm, denn nach einer Gutennachtgeschichte an
und so passen die klassischen Schauerinstrumente wie Geige hier auch sehr gut
ins Bild, die hin und wieder dem eh schon leicht verstörendem Lied noch
zusätzlich etwas Vehemenz in der Wirkung gibt. Ist der Song anfangs „nur“
düster und schwer, wird er beim ruhigeren Zwischenpart auch noch unheimlich,
wenn – spekuliert im Hintergrund eine Maschine schlägt und dissonante Melodien
und Stimmengemurmel und Geräusche das Setting vervollständigen. Das ist ruhig,
aber nicht beruhigend und man ist froh, wenn sich die Gitarren und der Gesang
wieder über das versteckt im Hintergrund immer noch durchschlagende Gehämmer
legen. Jetzt sollte spätestens klar sein, dass hier auf Lächerlichkeiten wie
„Eingängigkeit“ und „Spaß“ garantiert kein Wert gelegt wird. 7,5 Punkte
Das flotte „To
Harvest The Artefacts Of Mockery” untermauert es auch gleich. Volle Kraft
voraus hämmert das Schlagwerk und auch der Sänger begrüßt einen gewohnt
garstig. Das geht zum Teil schon sehr in Richtung MARDUK, bewahrt sich aber
seine eigene Note und Wiedererkennung. Krude Samples beziehungsweise
merkwürdige Tonfetzen bereichern die Raserei und mit einigen gekonnten
Tempoverlagerungen keimt hier auch mitnichten Langeweile, im Gegenteil finde
ich den Wechsel kurz vor Ende sogar am stärksten. Eingestreute Solis wirken
zufällig platziert, passen aber und machen Sinn. 7 Punkte
„Poltergeist“
nimmt seinen Namen, sehr, sehr ernst! Es rauscht erst kurz, dann ein
Marschrhythmus – dann Raserei. Die Vocals sind interessant, bei 1:15 ist das
aber definitiv ein Rülpser, was dem Ganzen ein bisschen was nimmt, da es
unfreiwillig für Belustigung sorgt. Ansonsten erinnert mich das wieder sehr
stark an MARDUK, hat aber zum Glück wieder diese Verschleppung des Tempos und
das sich verfangen in einem einigermaßen groovenden Rhythmus. Andernfalls fände
ich das Lied leider im Vergleich etwas substanzlos, begeistert mich leider auch
nicht restlos. 6 Punkte
Es folgt „Revolution:Vanity“
mit einem einprägsamen, schneidenden Gitarrenklang der irgendwie wieder leicht
unbequem ist, bevor das Ganze folgerichtig zäh aus den Boxen quillt. Alles
wirkt schwer und zäh, die Gitarren, die Stimmen, selbst das Schlagzeug scheint
einzig von der unbarmherzigen Gravitation betrieben, welche den Schlagzeuger
zwingt seinen Arm auf die Trommeln fallen zu lassen. Das Lied gewinnt durchaus
auch an Tempo, aber es wird seine imaginäre Last doch nie los, irgendetwas
Schweres sitzt permanent auf der Schulter und kann trotz aller Mühen und
Einfälle nie ganz abgeschüttelt werden. Es macht irgendwie nicht so viel Spaß,
mir dünkt es ist gewollt. 6,5 Punkte
Ihr hört gerne Musik zum Einschlafen oder während ihr in der
Bahn oder im Bus sitzt, schlaft dabei gerne ein oder findet beim Musik Hören
eure innere Ruhe und entspannt? Dann sollte der folgende Track definitiv auf
die Ban-List, denn „Incide“ fängt
schon so an, als würde gleich irgendetwas aus dem Schrank springen und dann
folgen einfach abartige Schreie mitten in die Stille. Da ist keine Musik, nur
ein Pochen wie ein schwach schlagendes Herz, dann ein Stöhnen, ein Röcheln,
dann bläst der Wind stark um das Haus, Schlagzeug setzt ein und irgendjemand
schreit sich zu Tode. Und es hört und hört nicht auf. Immer wenn man denkt, es
ist vorbei, er hat sich beruhigt, er schweigt, er röchelt nur noch – dann setzt
wieder Musik ein. Nicht fröhlich, nein – als würde Gefahr drohen, als wäre man
nicht schon so total erschrocken dem Halbschlaf entrissen, braut und bauscht
sich ein Unbehagen auf und endet so. Ungelöst, angespannt, war es das? Oder
lauert da noch was? Ich hasse den Song wenn ich ihn im Shuffle höre, ganz
ehrlich! Aber eine Wirkung entfaltet er zweifelsohne, respektierende 6 Punkte.
Tracklist und Backcover |
Wunderbar, ver- oder zumindest angestört wie wir sind,
freuen wir uns natürlich, dass „Shardfigures“
die abgemilderte Version gerade gehörter Horrorstimmung gleich mitnimmt und
fließend übergeht, dabei auch vergessen hat die Tür zu schließen, denn
irgendwie höre ich es immer noch leise Murmeln und Röcheln. Aber die Ängste
sind unbegründet, die rettende Schwere der Gitarre legt einen erdrückenden
Teppich des Vergessens, oder Beruhigens. Die gewohnten Vocals des Sängers sind
plötzlich wie Balsam, darüber hinaus umschmeichelt eine zumindest ansatzweise
greifbare Melodie die Ohren und fast schon zärtlich mutet der sphärische Klang
des Keyboards an. Angenehmer Midtempo Song, der auch im Großen und Ganzen all
Sperrigkeit abwirft und scheinbar versucht zu trösten. Sehr nett von ihm. 7,5 Punkte
Beim Titel „Insomnia“
(dt. Schlaflos) fürchte ich ja fast schon, zu viel der lobenden Worte vorrausgeschickt
zu haben, vor allem da sich ein Schocker zum Abschluss in puncto Nachhaltigkeit
sicherlich anbieten würde, doch bleiben meine Sorgen unbegründet. Sanfte
Gitarrenklänge leiten ein, druckvoll geht es weiter und es ergibt sich ein
wunderschöner Moment indem ein lang gehaltener Schrei, wunderbar mit der
Melodie und dem Double-Base harmoniert. Der Song ist flott, aber hat sich im
Griff, kommt von selbst an den passenden Stellen zur Ruhe und hat die richtige
Stimmung, die ein letzter Song haben muss. So aggressiv-melodiös lasse ich mich
gerne nachts wach halten. Treffer! 8
Punkte
Cover:
Nun ja, dass ich das Cover und den Artstyle mag – dürfte
keine Überraschung mehr sein, nachdem ich ja schon verraten hatte, dass mit
Travis Smith mein Lieblingskünstler mit am Werke war. Das Cover zeigt eine
Schattengestalt im weißen Nebel und links davon eine Hand, welche sie zu
greifen versucht. Und irgendwie passt dies auch wie die Faust auf das Auge,
bezogen darauf, wie ich zu diesem Album stand und teilweise immer noch stehe.
Die Hand bin ich, die Person das Album. Ich versuche es zu greifen, ich hab
eine Vorstellung davon was es beinhaltet, aber irgendwie habe ich es noch nicht
ganz gefasst.
Nein auch abgesehen davon, ein sehr minimalistisches Bild,
aber mit viel Atmosphäre, welche tatsächlich passt. Auch das Booklet ist voll
mit derer abstrakter Bilder, welche in sich stimmig sind und hervorragend zu
den sehr coolen Bandbildern sind. Schön aufgemacht, auch die düsteren Farben
passen. Alles wie aus einem Guss.
Fazit:
Dieses Album ist alles andere als eine einfach Kost, im
Gegenteil, finde ich es in seiner Aufmachung vertrackt, komplex und
vielschichtig – sicherlich kein Album für einen Durchgang. Es wird definitiv
wachsen! Ein Blick in die Lyrics dürfte sich gefühlt auch lohnen, sie scheinen
mir doch etwas gehobener als der schwarzmetallische Durchschnitt, wenngleich
ich mich nicht näher mit ihnen beschäftigte, da mir wie gesagt Anfangs deutlich
der Zugang fehlte und es auch einem sicher nicht leicht gemacht wird. Definitiv
nicht das leichteste Album der Band.
Trotzdem ist es schön abwechslungsreich, verliert aber nie
seinen düsteren Grundtenor und untermauert auf jeden Fall das Dark Fortress
eine der wichtigsten und größten deutschen Black Metal Bands sind, welche in
der Lage sind traditionelle Klänge neu zu interpretieren und damit eine
Eigenständigkeit herauszuarbeiten. Für Black Metal Fans eigentlich zumindest reinhören
Pflicht, wobei – wie gelernt, einmal nicht ausreichen wird!
Gesamtergebnis: 7,41
Gesamtspielzeit: 61:58
Durchschnittsdauer: 6:12
Liedqualität: 6,85
(3x)
( 6 + 7 + 7 + 7,5 + 7 + 6 +
6,5 + 6 + 7,5 + 8 ) / 10 = 6,85
Cover: 8,50 (1x)
Cover: 8,50 (1x)
Cover: 8
Lyrics: 10/10 = 10
Aufmachung: 8
Aufmachung: 8
Abwechslung: 8,0 (1x)
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