Donnerstag, 11. September 2014

Sex mit der Ex Part I: Balmung - Auf Der Suche Nach Thule (2000)



Eine wunderbare neue Kategorie über CDs die sich nicht mehr physisch in meinem Besitz finden, sich lange genug darin allerdings befanden, als dass ich ein Review darüber schreiben kann auch wenn ich sie mir jetzt live als Mp3 anhöre. Ähnlich wie bei Promo-CDs zählt der Wertungspunkt Cover nur halb, da ich außer dem Bild nix zu sagen kann und nicht davon ausgehen kann, mir bei jeder CD gemerkt zu haben wie viele Lyrics vorhanden sind oder nicht oder wie toll das ganze aufgemacht ist.
Das Bett ist aufgeheizt und mit gemischten Gefühlen geht es ans Eingemachte. Werden alte Gefühle wieder wach oder hatte es alles seine guten Gründe…

Vorab noch ein paar vielleicht notwendige Informationen: Die fränkische Band Balmung ist nicht zu verwechseln mit der amerikanischen Band Balmung, welche hier NICHT thematisiert wird. Diese spielen definitiv und ganz sicher NSBM, die fränkische Band hingegen nicht. Sie besingt zwar auch extrem oft und pathetisch die heidnischen Vorfahren, rechtsextremes Gedankengut kam mir im vorliegenden Album aber nicht vor, dennoch ist auch die deutsche Band mehr oder weniger direkt im Zielfernrohr extrem linker Vereine. Sei es weil einfach mal die Länder verwechselt werden oder weil man einfach mal unterstellt im Fahrwasser von ULTIMA THULE mit zu schwimmen. Die sprechen sich inzwischen von rechter Gewalt und Rassismus frei, waren in der Vergangenheit aber nicht ganz koscher und haben trotzdem absolut NICHTS mit der fränkischen Band Balmung zu tun auch wenn sie vielleicht klanglich ähnliche Musik zu machen scheinen. Kann ich nicht beurteilen, da ich Ultima Thule nicht kenne, was ich aber kenne ist eine absolut undifferenzierte Verurteilung und das geht mir tierisch auf den Sack! Jetzt aber los mit der Musik…

Balmung“ heißt das erste Lied und hat ein absolut peinliches Intro. Während wahrscheinlich Wellbleche geschüttelt werden kräht es pathetisch „Odin“ – geiler Scheiß, NOT! Überraschenderweise folgt jetzt aber kein straighter Paganmetal sondern das ganze klingt jetzt ziemlich nach Deutschrock mit einem kleinen Schuss Punkrock nur eben mit „Thor und Odin“ im Chorus. Das finde ich schon mal ganz schön eine Mogelpackung, immerhin wollte man mir das als Metal andrehen – aber das wird es wohl offensichtlich nicht sein. Rein musikalisch passiert jetzt nicht sonderlich viel, das hat seinen einen Rhythmus und der wird durchgespielt – die kleinen Zwischenpassagen sind nicht der Rede wert. Lyrics wiederholen sich gefühlt auch permanent und reißen nicht gerade vom Hocker. Geht so gar nicht geil los und das Intro überhaupt nicht, wir fangen also mit einer Bauchlandung an. 3,5 Punkte

Mit dem philosophischen Titel „Selbstheit“ geht es munter weiter, ausgelassen ist die Stimmung auf jeden Fall, das muss man ihnen zu Gute halten aber wenn ich Lyrics wie

In der Schule und durch Medien wird dein Weltbild geprägt, wird die Lüge praktiziert die den Namen Freiheit trägt. Jedem zeigt man seine Feinde - den Gegner im System. Mit dem Brett vor deinem Kopf wirst du nie das Spiel verstehn.
Glaub nicht all die Scheisse die man ständig dir erzählt, übernimm nicht jede Meinung die ein anderer für dich wählt. Du hast den Kopf zum denken also setz ihn endlich ein. Finde die Wahrheit, du musst dich selbst befrein!

Höre, habe ich fast das Gefühl ich könnte eigentlich gleich FREI WILD hören. Das ist so plump und einfach, indem man einfach sagt denk selbst, alles andere ist eine Lüge und darüber hinaus kommt nicht wirklich was, ein Vorschlag, eine Idee, eine richtige Revolution. Das ist so 08/15 Alternativ und wie Schema F „In der Bravo stand so schreib ich einen rebellischen Song“ und da die regelrecht monotone Musik der „Aussage“ untergeordnet ist, finde ich es erst recht so schwach. 2 Punkte

Zum Glück folgt darauf mit „Tanz Der Schwäne“ erstmal ein Instrumental. Die Keyboardorgel(?) klingt auf jeden Fall mal richtig wohltuend anders und auch das sachte Gitarrenspiel klingt nicht schlecht und findet in der Melodie mitunter sowas wie Tiefe. Das ist noch kein Meilenstein, aber scheinbar geht es doch irgendwie, auch wenn es kürzer hätte sein können. 5 Punkte

Den Albentitel „Auf Der Suche Nach Thule“ gelingt es erfolgreich gekonnt daran NICHT anzuschließen und wieder in den Deutschrocktrott zurück zu fallen. Kein Übergang nichts, folglich wirkt der gerade eben gehörte Songs leider fast schon wie ein Fremdkörper. Immerhin wird jetzt auch wieder mehr über schöne Orte gesungen um den paganistischen Anstrich zu wahren. Der Refrain hat sogar auf jeden Fall ein leichtes Wiedererkennungsmerkmal allerdings kann man darüber streiten ob das positiv oder negativ ist – bin mir noch nicht sicher zu was ich da tendieren soll. 3 Punkte

Bis Die Augenlider Sinken“ wird hier weiter gesungen, auf Halbmast hängen meine schon längst und auch dieses Lied wird nicht viel daran ändern. Es kommt noch eine gewisse Saufattitüde und Kneipenflair hinzu was das Lied sicherlich zum Mitgröhlhit macht. Sowas ist nicht unüblich, gefällt mir eigentlich in der Regel eher nicht aber das hat hier sogar Stimmung und eine schöne Sing-along Melodie oder so. Nicht dass ich dies großartig finden würde, aber ich vergebe mal hochgegriffene 4,5 Punkte

Im nächsten Lied geht es nicht um ein Browsergame, auch wenn „Die Ruhmreichen Stämme“ das vielleicht assoziieren mögen, sondern wieder um Deutschrock der in krampfhaften Reimschemen die Geschichte der Kriege zwischen Germanen und Römern erzählt und besingt. Der Refrain sticht wieder leicht zweischneidig hervor, ansonsten wieder der übliche Rhythmus – schade wie limitiert hier der Rockanteil ist. Es wird doch wohl etwas mehr Abwechslung geben verdammt nochmal? 3,5 Punkte

 Unser Tag“ wird das ganz garantiert nicht mehr, vor allem dann nicht wenn man scheinbar langsam die Doublebase entdeckt um dann nix draus zu machen und sie wieder gleich einmottet, als wäre es ein Versehen gewesen. Ich gebe es zu, ich bin kein Deutschrockfan – ich finde ihn per se aber nicht schlecht, was ich aber nicht gut finde, ist wenn er absolut unkreativ ist. Das ist er auch hier spielerisch, als auch gesanglich und auf Bombentexte würde ich echt nicht hoffen – da hilft auch keine abschließende „Sei stolz, sei stark“ x20 Gehirnwäsche nichts. 2,5 Punkte

Wenn du den Wink mit dem Zaunpfahl nicht siehst, „Hörst Du Nicht Die Bäume Rauschen“ – wenigstens? Es klimpert und spährt zur Abwechslung und bewegt sich damit gekonnt auf durchschnittlichem Niveau, was immerhin auch schon eine Leistung ist. Der Gesang klingt auch gleich anders und angenehmer, ein Flüstern tut auch noch der Atmosphäre gut und es blitzt kurz auf, dass da wirklich viel, viel mehr möglich gewesen wäre wenn man offener mit der musikalischen Ausrichtung umgegangen wäre, statt sich selbst in eine Sackgasse zu manövrieren. Trotzdem denke ich, dass auch dieses Lied nicht unstrittig in der Sympathiebekundung sein dürfte – aber ich vergebe nochmals 4,5 Punkte !

Wem das Rauschen zu leise war, freut sich vielleicht über „Schlachtgesang“. Ich auf jeden Fall nicht, ich will wieder mein Rauschen zurück denn die Gitarren stoßen mir gleich unangenehm auf. Wieder das gleiche Schema verdammt auch wenn es sich davon lösen kann und dann doch noch anders wird. Der Refrain geht auch wieder gut ins Ohr, aber ist gesanglich wieder so eine Gratwanderung die man entweder hasst oder okay findet. Sie treffen ja schon irgendwie den Ton, aber ob das perfekt gelungen ist, ist eine andere Frage.

Am Schluss gibt es auch mal ordentliche Gitarrensolos die auch auffallen, warum nicht eher?
Die Zwischenparts sind dabei gewollt(?) stockend, ach so ganz rund läuft das nicht. Humpelt sich zu 4 Punkten.

Welcher DJ kennt ihn nicht? Den „Tote Welt [W.R.-Demo Remix]“ – da ich alles andere nicht kenne ist mir das Schnuppe, es klingt für mich nur mehr Live als die anderen Songs.
Es sind auch wieder brauchbare Melodien vorhanden, aber die sind leider wieder sehr rar, gut versteckt und gehen viel zu kurz. Ansonsten wieder Deutschrock mit, wie mir scheint teilweise ein paar Wörtern zu viel in der Zeile oder gepressten Übergängen, wie man es sieht. Naja… 2,5 Punkte

Jetzt noch schnell „...Vergossen Die Heiden Ihr Blut“ mit wieder besseren Instrumentalparts sprich mit so gut keinen Instrumenten außer dem Keyboard bevor die ganze Chose im gemächlichen Tempo dazu stößt. Und hier zwickt der Gesang jetzt definitiv, über andere Songs kann man vielleicht noch streiten, aber hier wird zu lange auf der schiefen Ebene getanzt als das man da noch von gewolltem Meistergriff reden kann. Das ist natürlich etwas schade, aber mein Mitleid hält sich mittlerweile stark in Grenzen. 2 Punkte

… und final dann noch „Siegvaters Runenlied“ dem es ohrenscheinlich gut tut, einfach nur langsam gespielt zu werden. Da aber ein gutes Ende zu schön wäre, nur eine gute Minute und dann haben wir wieder das übliche ohne großen Ausrufezeichen, Chor hin oder her. Müßig da noch weiter ins Detail zu gehen. 2 Punkte


Cover:

Es ist ein See im Wald mit Spiegelung und mit Photoshop auf Lila/Rosa getrimmt. Okay, kann man machen – gefällt vielleicht manchen ich find es subjektiv gesehen nur ganz aber vollkommen glatt und rund „ausreichend“.


Fazit:

Reue und Trauer? Nein, diese Ex vermisse ich nicht wirklich und bin es im Gesamtpaket Leid die olle Kamelle von den guten Ansätzen auf den Tisch zu legen. Dafür hat es zu wenige, sprich praktisch keine Höhepunkte, wagt kaum aus bekanntem Muster auszubrechen, nur dann wenn es wirklich muss und vor allem bleibt so gut wie nichts hängen. Gut den ein oder anderen schiefen Refrain, aber das liegt nur daran, dass du meinen Fetisch für merkwürdige Geräusche ausnutzt. Ich hoffe du bist in guten Händen, mit uns wäre das eh Nichts geworden, musst mich nicht anrufen, Freunde wären wir glaub ich eh nicht geworden. Mach es gut und pass auf dich auf, schade… =/




Gesamtergebnis: 3,06

Gesamtspielzeit: 52:52
Durchschnittsdauer: 4:24

Liedqualität: 3,25 (3x)
( 3,5 + 2 + 5 + 3 + 4,5 + 3,5 + 2,5 + 4,5 + 4 + 2,5 + 2 +2 ) / 12 = 3,25
Cover: 4,00 (0,5x)

Abwechslung: 2,0 (1x)