Sonntag, 30. November 2014

# Reingehört # Blitzurteil: Platte der Woche: Thunder - Laughing On Judgement Day

Sonderlich eigenständig ist der Name sicher nicht, denn unter diesem Namen firmieren etliche Bands und so war es auch reiner Zufall, dass mir diese Scheibe der britischen Hardrock Kombo in die Hände fiel. Optisch zumindest nicht der Brecher, fielen mir schnell zumindest einige sehr wohlwollende Bewertungen auf, welche das Album doch gleich in die oberen Bewertungssphären wuchtet. Folglich hatte ich diesbezüglich zweifelsfrei schon eine kleine Erwartungshaltung, auch wenn ich immer noch keine genaue Ahnung hatte was mich erwarten würde und das Album per se her eigentlich als nichts besonderes abgeschrieben hatte. Aber ich lasse mich gerne überraschen, gerne sofort - oder aber auch im Verlauf.

Denn nach einmaligen Durchhören kann ich die hohen Bewertungen in keinsterweise nachvollziehen. Klar einige Melodienläufe sind ganz nett, aber das ist auch schon das Kernproblem. Nett - ist eben auch nur ein sehr vages und beschissenes Wort. Vielleicht entpuppt sich das Ganze noch als Grower oder dergleichen, aber hätte ich vorher reingehört und darauf entscheiden müssen, ob ich mir dieses Album zulege, wäre es enttäuscht zurück gelegt worden, wenngleich ich sagen muss - technisch gesehen wird da wirklich wenig falsch gemacht. Es fehlt für mich auf jeden Fall noch der springende Funke.

Daher erst noch verhalten knisternde 3 Blitze.

Mittwoch, 19. November 2014

Sólstafir – 08ter November 2014 @ Nachtleben, Frankfurt

Folgendes ist ein chronologischer Affront, den für diesen Bericht überspringe ich ganze 15 noch nicht geschriebene Konzertberichte, derer es auch stetig immer mehr werden. Ob ich alle noch schreiben werde oder überhaupt werde schreiben können ziehe ich ein wenig in Zweifel, da das aber frisch ist und noch nicht alt, vermodert und fast schon verjährt, einfach zur Abwechlung mal ein "neuer" Bericht, viel Spaß:




Manchmal gibt es Tage, die sind gespickt mit Anzeichen, dass irgendwie der Wurm drin ist und der Tag nicht so läuft, wie man sich dies gerne wünscht. Dabei sah es anfangs ganz gut aus. Vom netten Micha – Gruß an dieser Stelle – bekam ich die Eintrittskarte geschenkt, was ob der Ratzfatz ausverkauften Veranstaltung sehr toll von ihm ist. Auch Zeit war vorhanden, morgens arbeiten – abends feiern, hört sich alles verdient an. Dazu mit Sólstafir einen sicheren Garanten für einen guten Abend und mit Sahg durchaus auch eine Band im Line-Up, die ich doch mal gerne hören würde. Aber von reibungslos kann leider nicht die Rede sein.

Eingerahmt wurde der Abend, das ganze Wochenende, gefühlt der ganze Monat vom illustren Bahnstreik, der mir vorab einiges an Kopfzerbrechen verursachte. Fahren die Anschlüsse, fährt überhaupt was – komme ich nach Frankfurt und noch viel wichtiger, davon auch irgendwie wieder weg?
Parallel dazu plagten mich noch Zahn- und daraus resultierende Kopfschmerzen vom Konzert der voran gegangen Woche mit Insomnium, als sich zwei Köpfe beim Bangen näher kamen, als sie es sollten. Drin sind sie noch alle, wackeln tut auch keiner – aber irgendwie war das nicht so gesund und was sich normalerweise, die letzten Tage über immerhin für ein paar Stunden mit Kopfschmerztabletten egalisieren musste, funktionierte an diesem Abend natürlich nicht.

Aber das war noch lange nicht alles, da ist durchaus noch einiges an Potential da – um den Abend stark zu beeinträchtigen, wenngleich auch zum Teil selbstverschuldet, wie die absolut unausgeschlafene Tatsache; das mich ein Forenchat mit viel zu lange nicht mehr „gesehenen“ Usern die Nacht über wach hielt. Natürlich bereue ich gar nichts, aber wir hantieren mit lächerlichen 3,5 Stunden Schlaf, welche mich den ganzen Tag und Nacht über begleiteten; und wesentlich mehr war mir auch in der vorangegangenen Nacht nicht gegönnt, oder kam einfach nicht zustande.

Völlig übermüdet und mit Kopfschmerzen wählte ich also aus einer Vielzahl an ausfallenden Zügen, die scheinbar verlässlichsten aus und hatte, ausgehend von den angegebenen Uhrzeiten (Einlass 18:00 Uhr, Beginn 19:00 Uhr) und abzüglich einer kurzen Stippvisite bei ehemaligen Kollegen ein Zeitkonto von ca. Minus 10 Minuten. Aber 10 Minuten von der ersten Band verpassen ist okay, immerhin fährt ja eine Bahn.
Sollte man meinen, denn kurz nachdem sie die erste Haltestelle passierte, fiel kurzfristig das Fahrtriebwerk aus und quälende 20 Minuten des Wartens zogen sich zäh dahin und schickten mich gleich auf die Bretter. Ich werde in Bahnen und Bussen wahnsinnig müde – was ich eh schon war; und wenn gar nix passiert – was bleibt mir auch noch viel über als zu schlafen?

Ich zog mir also gleich einen Energy-Trink am nächsten Automaten um irgendwie wieder auf die Beine zu kommen, klapperte die eingeplanten Routenpunkte schnell ab und verspeiste im Gehen noch flott eine Bratwurst um endlich im mehr als gut gefüllten Nachtleben einzutreffen.
In selbiger Location war ich bislang noch nie gewesen; mir war aber durchaus bewusst – dass sie zusammen mit dem Batschkapp betrieben wird, folglich waren die in meinen Augen überteuerten Getränkepreise keine Überraschung, sondern zu erwarten. 3€ für ein 0,3er Bier nach Wahl sind für mich teuer, ich mein das sind hochgerechnet 20 Mark für die Maß, ich glaub es hakt?!!


Ansonsten ist die Location eigentlich recht schnuckelig, die tapezierten Wände machen durchaus was her und wäre es nicht gerammelt voll gewesen, hätte sich sicher ein Gemütlichkeitsfaktor eingeschlichen, aber die Zuschauer standen wirklich dicht an dicht bis zur Tür.

Wie ich recht bald erfuhr, war die Band on Stage bereits Sahg, denn wie eingangs angedeutet – wenn es läuft, dann läuft es richtig; heißt konkret mit Betonung auf bereits, weil ich sie als zweite Band erwartet hatte und damit auch noch richtig lag! Scheinbar fing das Ganze gut eine halbe Stunde früher an als angekündigt, somit addiert mit den 10 Minuten eingeplanten Verspätung und der weiteren Verspätung durch die Bahn, war der Abend beim Eintreffen schon halb durch. Später wurde im Gespräch mit anderen Besuchern die HoGeLo (Hooligans gegen Lokführer) ins Leben gerufen; aber so viel Interaktion fand vorab noch nicht statt.
Im Gegenteil, empfand ich das Publikum ausgesprochen lethargisch und teilnahmslos, Applaus fiel gefühlt nur beiläufig und außerversehen und bei Anfeuerungsrufen traute ich mich ja fast nicht mal mitzumachen, so stoisch es sich vor der Bühne verhielt.

Und das hatten Sagh garantiert nicht verdient, denn sie wirkten unverkrampft und sympathisch und gaben sichtbar ihr Bestes um irgendwie ein wenig Leben in die Bude zu bringen. Der Sound war erdig und schwer, direkter und grooviger Stoner-Rock mit doomigen Querschlägern. Leider nicht ganz partout on point, ab und an riss bei mir die Begeisterung kurzzeitig und ich kam etwas ab vom Flow, aber insgesamt wirklich eine anständige Performance, mit lediglich – in meinen Augen, viel zu wenig Resonanz aus dem Publikum.

Das änderte sich bei Sólstafir schlagartig – allerdings nicht im Geringsten, wie ich es mir wünschte, aber dazu später mehr. Ich verrate gleich jetzt schon, es war bei weitem nicht mein bester Gig von ihnen, welche ich zum ersten Mal 2010 auf dem Summerbreeze sah, kurz darauf im Haus 11 in Stuttgart, was bislang der beste Auftritt war, in den Niederlanden auf dem FortaRock Festival 2012 und zuletzt auf dem Party.San Festival 2012. Bei letzterem hatten sie sehr viel Hall auf die Stimme gelegt, was ich bei anderen Bands kritisierte, hier aber zur Musik passte. Dieser war heuer nicht mal ansatzweise vorhanden und ich bin mir nicht sicher, was mir lieber gewesen wäre.
Für mich lebt die Musik von Sólstafir von verzauberter, tranceartiger Monotonie, welche selbst mit wenigen Riffs und oft scheinbarer Unklarheit es schafft, wunderbare Melodien zu erzeugen und sich jederzeit ausdrucksstark aus sich herauszubrechen und damit in jeglicher Phase der Musik eine unglaubliche, musikalische wie auch emotionale Tiefe zu erzeugen. Sie präsentiert für mich auf jeden Fall auch eine sphärische Weite, Freiheit aber auch Einsamkeit.
Diesem Gefühl auch nur ansatzweise nahe zu kommen, war bei den örtlichen Verhältnissen schon etwas schwieriger. Relativ kleiner Raum, niedrige Decke, zwar sehr guter aber auch knalldirekter Sound und überfüllt, vor allem mit Vollidioten… !

Mir geht es echt nicht in den Kopf, wie man zu Sólstafir permanent meint, einen Moshpit anzetteln zu müssen, das ist schlicht und ergreifend nicht die Musik dazu! Sólstafir zaubert so wunderschön ausschweifende Soundlandschaften und ich möchte ergriffen meine Augen schließen und diesen endlos gehaltenen Riff genießen, da bricht vor mir schon wieder Unruhe aus und die ganze Menge ächzt unter der egoistischer Selbstbespaßung einiger musikalischer Ignoranten. Wenn euer Ritalin falsch dosiert ist, wendet euch an euren Arzt, aber geht nicht den Leuten auf den Sack, denn da war ich bei Weitem nicht der einzige, der davon mehr als nur genervt war. Auch diesen komischen „wir-ziehen-uns-unser-Oberteil-aus-und-fassen-uns-an-und-hüpfen-im-Kreis-oder-gegeneinander“-Homotanz wollte niemand sehen. Was zur Hölle habt ihr denn für Musik gehört? Sólstafir wird es wohl kaum gewesen sein.

Der Auftritt war soweit recht passabel, die Ansagen lustig und humorvoll „silent, it’s so silent here – i like that. No, im not kidding“ und von da an flüsterte er immer wieder „silent, silent“ und das Publikum sollte mitflüstern und raunen. Dass der Frontmann gerne redet war nicht neu, hatte wieder nicht alles verstanden aber ich meinte – er fand das Rumgehopse vor der Bühne sogar auch doof.

Hier und da waren ein paar neue Songs vertreten, welche ich noch nicht kannte – aber sich perfekt in die Setlist einfügten, dazu auch ein paar meiner Favoriten – „Goddess Of the Ages“ – welches Performance technisch aber nicht an erwähnten Gig im Haus 11 heranreichte. Wie er da mit seiner Jacky Flasche über die Bühne torkelte, der Ausdruck, die Stimme dabei – Gänsehaut!! Diesmal war die Show leider nicht so stark, genauso wirkte er auf mich damals verzweifelter UND sobald der Song ein bisschen mehr Fahrt aufnahm, musste natürlich wieder gemosht werden. Was zur Hölle ist da bitte kaputt in den Köpfen? -.-

Als Beweis dafür, wie zivilisiert man zu der Musik sein kann, ein Link zum damaligen Auftritt – man sieht leider nur nicht alles so gut, er labert am Anfang noch ein wenig rum und ich stand damals auch ganz woanders, aber sehens- und hörenswert!
(https://www.youtube.com/watch?v=tJ4F7kuu8go)

Was bleibt, ein eigentlich guter Auftritt, der durch dämliche Zuschauer leider doch stark beeinträchtigt wurde. Schade, schade…

„Fun-Fact“: Als das Konzert um ca. 22 Uhr aus war, sollte der Streik eigentlich schon vorbei sein, trotzdem fielen die nächsten zwei S-Bahnen aus, worauf hin ich eine Stunde am Hauptbahnhof auf die nächste Regionalbahn wartete. Es war irgendwie nicht ganz mein Tag…


PS: Nochmals Grüße und vielen Dank an Micha, auch wenn das kumuliert unglaublich negativ klingt – war es doch noch ein schöner Abend und Musik war top, danke. ;)

Dienstag, 18. November 2014

N.T.O.T.B. – III (2010)


Frontcover

Die Ulmer Punkrocker rund um N.T.O.T.B. dürften wohl die allerwenigsten kennen, aber das lässt sich ganz leicht ändern – wenn man hier einfach weiterliest. Die kryptische Abkürzung steht ausgeschrieben für NewTec On the Block und ist so etwas wie die (in?)-offizielle Band der gleichnamigen Firma. Nach vorab zwei veröffentlichten EPs, wobei letztere sowas wie eine vorausgegriffene Singleauskopplung sein könnte, ist dies hier sozusagen die Debütscheibe, auch wenn der Titel des Albums etwas anderes suggerieren lässt. Aber dafür findet sich auch gleich im Booklet eine Erklärung, wie mit allen möglichen Zahlen, Quersummen und und und, immer die Nr.3 heraus kommt.

Musikalisch per se ist dieses Genre nicht unbedingt mein Steckenpferd, aber die Scheuklappen können gerne andere haben. Das Besteck liegt bereit und die CD auf dem Tisch oder in der Anlage, je nachdem wie sehr man es mit Metaphorik hat oder nicht.

Um „3 O'clock Rock“ fing laut erwähnter Beschreibung immer die Mittagspause und damit die Bandprobe an. Es bleibt zu hoffen, dass diese länger ging und ergiebiger war, als dieser 22-sekündige Appetizer. Dies ist einfach kurz und schnell gespielter Punkrock, allerdings auf eine sehr sanfte Art und könnte in einer x-beliebigen Sitcom z.B. als typische Übergangsmusik von der einen in der andern Szene fungieren. Das kann man als Kompliment sehen, oder aber eben auch als das, was es in der Regel ist – nicht wesentlich. 4 Punkte

Erschienen in Eigenproduktion
EAN oder Katalog-Nr. nicht vorhanden
She Rock Oh“ ist dann das erste richtige Lied und nicht die vermutete Ballade sondern eine flott vorgetragene Träumerei gegenüber dem Traumauto. Was auffällt ist auf jeden Fall die forsch angespielte Snare, die das ganze zügig vor sich hertreibt – ansonsten ein recht durchschnittlicher Song mit annehmbaren Refrain, der allerdings eine leichte Gefahr bezüglich der Gesangsspur andeutet. Da darf teilweise nicht mehr viel stimmlich wegrutschen, weil dies durchaus mutig und selbstbewusst, aber sicher nicht vorsätzlich und absichtlich der Toleranzgrenze schon mal Hallo sagt. Das kann leicht zum zweischneidigen Schwert werden, stark dagegen der kurze Bläsereinsatz in der Mitte – der kommt unerwartet, fast schon progressiv angehaucht im doch recht simplen Song und erweitert das Klangspektrum sehr sinnvoll. Es endet wieder ruhig, aber lässt dieser Ruhe nicht wirklich viel Zeit, daher kaum der Rede wert. 5 Punkte

Während es den ersten Teil auf der ersten EP gab, folgt hier der zweite und zwar „Scene It II“. Was mir der Text sagen soll, versteh ich zwar bis heute kaum – soundtechnisch präsentiert man sich ähnlich wie zuvor nur ein wenig ruhiger. Zwar wirkt die Snare auf mich fast identisch, aber trotzdem ist das Lied geordneter und lässt kleinen Solos den Raum, welche sie brauchen um sich zu entfalten. Generell hat dieses Lied mehr Zug, lässt Nuancen einer Stimmung aufkommen, wirkt runder und auch der Gesang läuft hier besser. Nur endet es ebenso abrupt, was mir fast zu schnell ist. Klar, in der Mittagspause hat man womöglich nicht viel Zeit, dafür ist dann aber doch wieder der Sound zu gut und zu klar. Hätte es mehr diesen Proberaumsound, dann wäre dies passender gewesen und hätte seinen eigenen Charme gehabt. Krudes Lob und Kritik zugleich, ich gebe es ja zu. 5,5 Punkte

Der – von mir wirklich positiv gemeinte – Nerd-Faktor bricht bei "Ijunk“ dann das erste Mal aus. Anfangs bratzen die Gitarren noch schön frontal rein, bevor sie sich dem Schlagzeug etwas unterordnen und zusammen eine nicht näher von mir zu beschreibende straighte Da-dam-da-dam Punkrock Attitüde abbekommen.

Zum Glück erwehren sie sich diesem Schema aber mehrfach erfolgreich und verbleiben nicht in diesem lahmen, gefühlt schon tausendmal gehörtem Muster. Während die Solos und unterschiedlich klingenden Gitarrenläufe also bewusst und gekannt der Blaupause entfliehen, weiß ich nicht, ob dies auch für den Gesang gilt. Der präsentiert sich auch in irgendwie doch verschiedenen Stimmfarben, aber leider auch in mal besser, mal schlechter treffenden Tönen. Das ist dann klar nicht typisch und vorhersehbar monoton, aber trifft meine Befürchtungen die ich zuvor hatte wie Nagel und Kopf, sprich auch nicht immer gut. 5 Punkte

Erwähnte kleinen Zeichnungen im Bild,
insgesamt unspektakuläre, aber
sehr stiltreue Gestaltung

High Noon“ hält sich selbst für sehr lustig, so klingt auf jeden Fall das mutmaßliche Kicker-und-„High Noon“-Ruf-Intro. Damit hat N.T.O.T.B. auch durchaus Recht, aber mehr als ein flotter gute Laune Midtempo Song ist es leider auch nicht. Da hilft auch kein mehrstimmiger Gesang und Chorus, kein erneut gekonnt in Szene gesetztes Gitarrensolo. Die Band hat Spaß daran, das hört man, das klingt authentisch aber limitiert sich auf der anderen Seite auch selbst irgendwie weil es auf mich mehr wie ein Funprojekt wirkt, was es auch durchaus auch sein kann und auch nichts schlechtes ist; aber – falls man das so nicht versteht/nachvollziehen kann, es fehlt noch der Funke, der überbordende Moment, die perfekte Mischung aus Spaß und Professionalität. Stümperhaft produziert ist es mitnichten, im Gegenteil – wie gesagt, das ist alles ordentlich, aber es fehlt noch ein wenig der Regler, der dem ganzen mehr Charme, mehr Seele gibt und die vorherrschenden Ansätze auch ins richtige Licht rückt. Ich stagniere weiterhin auf 5 Punkten.

Warum ich eingangs den Nerd-Faktor erwähnt hatte? Dürfte bei Titeln wie „Bugfix“ eigentlich auf der Hand liegen. Die Arbeit schlägt sich scheinbar auch bis in die Musik wieder, scheint im Umkehrschluss aber auch auf jeden Fall sehr viel Spaß zu machen – sonst würde man kaum so fröhlich über die eigentlich lästige Bugsuche und –lösung singen. Der Refrain schafft dabei das schräge Kunststück, nicht nur eingängig und wiedererkennbar zu sein, sondern auch je nach Laune total nervig zu sein, was leicht suboptimal ist. Schade, und auch wenn ich längst erkannt habe und haben müssen, dass dies kein Genre ist, bei dem man viel Wert auf lange Ausklänge oder Outros legt oder legen muss, mich stört dieses nahezu sofort stoppende Erklingen jeglicher Gitarre mit ein-zwei Schlägen immer noch. Mit diesem gedanklichen Malus im Kopf bleibt das gute Stück aber trotzdem noch auf 5 Punkte.

So, genug geträumt – jetzt mal noch kurz die Ohren gespitzt und zugehört, es wird gelehrt und gelernt! „R = U / I“ ist eigentlich an und für sich eine coole Idee, anhand eines flotten Punkrockliedes physikalische Gesetze zu erklären. Dass der Text vielleicht nicht ganz rund in die Zeilen passt oder etwas arg verbogen werden muss, sei da mal ganz verziehen ob des Lehrwertes. Auch der recht hoch und schräg gesungene Refrain prägt sich gut ein, was ich mal als unorthodoxen pädagogischen Ansatz durchgehen lasse. Die teilweise recht trotzig und rebellisch klingenden Zwischenparts machen das Ganze ob der Thematik ja fast schon zur Satire. Der Song selber und allein ist jetzt nicht so überragend, aber die Idee und die fetzige Umsetzung haben durchaus etwas für sich und innovative und frische, künstlerische Ansätze kann man ruhig auch mal gut finden, setzen! 8 Punkte

Der Schritt zu Modepüppchen bei „Suburb Cinderella“ kommt dann zwar unerwartet, vor allem da hier auch klanglich anders begonnen wird, aber Abwechslung ist zu dem Zeitpunkt nicht die schlechteste Idee. Der Song ist wesentlich ruhiger, der Gesang dafür teilweise aber viel „angepisster“ (aber wirklich auch nur in Anführungszeichen, ich will hier nicht versehentlich einen Wutausbruch vermuten lassen, es bleibt recht ruhig) und offenbart sich in leicht gepressten Schreien und bildet einen großen Kontrastbogen zum butterweich gesungenen Refrain. Der längste Titel des Albums wirkt auch durch das gedehnte Tempo im Vergleich noch länger, was okay ist – aber wie immer hätte ich mir auch hier ein „längeres“ Ende gewünscht und dies hätte sich hier wunderbar in Kombination einer minimalen Stauchung im Mittelteil angeboten. Aber das ist eigentlich insgesamt nicht wirklich wesentlich und nur etwas arg übergenau. 6 Punkte

Es folgt „Self Fulfilling Prophecy“ – was gleich wieder flott drauf los hüpft und springt. Das ist ganz okay, aber damit werde ich halt auch nicht wirklich warm. Der Gesang folgt eine sehr annehmbaren Melodie, riskiert dabei aber auch mal wieder Kopf und Kragen. Unnötigerweise wie ich finde, denn ich wette, dass damit nicht jeder klar kommt aber das zieht sich leider immer wieder durch das Album. 5,5 Punkte

Backcover und Tracklist
Ob „Einstein Chapter“ genau SO auf der zuvor erschienen EP klang, kann ich nicht beurteilen, zumal dort eine „Southern Rock“, „Country“ und „Rock“ Version vertreten waren. Was dies hier davon sein soll, keine Ahnung – oder ob es etwas komplett Neues ist, wer weiß, wer weiß. Musikalisch teilweise annehmbar, gesanglich in meinen Augen teilweise grenzwertig – mich nervt der Refrain mit der oftmaligen Wiederholung des Titels ein wenig, vor allem wird das auch ein bisschen in die Solos mit reingesungen. Ne, das winke ich mit 4 Punkten durch.  

Ein bisschen Spaß muss sein – „Vergiss Es“ tangiert ein wenig Regionalhumor, aber leider sehr überschaubar, sonst teilweise nachvollziehbare oder krude Wunsch/Traumvorstellungen, welche alle leider nicht in Erfüllung gehen oder eben lieber gleich vergessen werden sollen. Ja das ist soweit ganz nett und okay, aber mehr auch nicht. 5,5 Punkte

Mein Highlight kommt überraschend am Ende der Scheibe mit Gastsängerin und in der Akustikversion. „Virus (Acoustic Version)“ klingt sehr anders, als die vorherigen Lieder was an den gerade genannten Gründen liegen mag, ist aber auch vollkommen anders aufgebaut. Der Gesangsaufbau hin zum sich steigernden Refrain finde ich stark, beide Stimmen zusammen klingen zwar nicht wie ausgebildete Profistimmen, aber ergänzen sich perfekt und erzeugen gemeinsam ein Gefühl von Wärme und Raum, was an dieser Stelle so wunderbar überraschend kommt. Genau solche Songs wünsche ich mir auch für das Ende eines Albums, weil es schafft etwas zu hinterlassen, das über die plötzliche Stile zumindest für einige Sekunden und Gedanken hinaus wirkt. Das es zudem weniger fröhlich ist und eine wirklich hauchdünne, zart flirrende Traurigkeit in sich birgt, gefällt mir sowieso – hach sowas schaffen auch deutlich bessere Bands nicht immer am Ende eines Albums, daher diesmal einzig und allein dem Song wegen! 8 Punkte

Cover:
Das Cover ist soweit ganz okay und annehmbar, eine warme Zeichnung ein wenig mit dem Charme eines Sprayers mit Skill porträtiert scheinbar die Band, auch wenn da dann mindestens zwei Mitglieder fehlen würden, dazu komischen Geisterwesen – okay, und schöne Details wie das Ulmer Münster und dem Firmenlogo, doch irgendwie mit Liebe gemacht.

Auf der Rückseite ebenso, Tracklist neben einer Uhr auf 3 Uhr, auf der Rückseite, sprich unterhalb der CD – selbiges Bild nur spiegelverkehrt siehe auch die Schrift der Tracklist in Spiegelschrift, aber während der Nacht, weil – wenn die Uhr noch immer gleich steht, es nun eben 9 Uhr ist. Sowas mag ich, das ist durchdacht und konsequent und liebevoll umgesetzt.

Das Booklet selbst, ist unspektakulär, aber hat auch noch kleine Zeichnungen in dem Stil sowie zwei Fotos, die CD selbst „ist“ besagte auf 3 Uhr gestellte Uhr. Wie gesagt, alles konsequent zu Ende gedacht und schön gemacht. Wertet das ganze ungemein auf, wenngleich ich sagen muss, des Covers wegen allein mitnichten irgendwie Interesse darauf bekommen hätte.


Fazit:

Oh je, wie fange ich an. Richtig schlecht oder lieblos ist überhaupt nichts gemacht, hie und da gefällig aber insgesamt dann doch zu ungewöhnlich um irgendwie anbiedernd oder gewöhnlich zu sein. Seien es die eingestreuten Solos oder die ganze Thematik der Songs. Die Band hat spürbar Spaß an der Sache was dem Ganzen ein sehr positives Flair gibt, mir aber dann wieder ein wenig zu unernst ist. Es ist jetzt nicht die musikalische Offenbarung auch wenn es Hand und Fuß hat, aber dazu fehlt irgendwie noch etwas. Einen abwechslungsreicheren Grundrhythmus, mehr Sicherheit in der Stimme – viele summierte Kleinigkeiten auf einen eigentlich positiv eingeschlagenen Weg, weil richtig warm werde ich damit leider noch nicht. Und da ich kaum solche Musik höre, kann ich leider auch nicht mit großartigen Vergleichen oder „für Hörer von Ratschläge“ aufwarten. Wenn ihr handgemachten Punkrock mögt, schaut rein – ganz schlimm ist es nicht, Ansätze sind vorhanden und die Band wird sich sicherlich freuen, aber die Welt geht auch nicht unter, wenn man es nicht tut. Ganz wie ihr wollt…




Gesamtergebnis: 6,07

Gesamtspielzeit: 36:40
Durchschnittsdauer: 3:03
= halbe Wertung Track 1

Liedqualität: 5,61 (3x)
[ (0,5*4) + 5 + 5,5 + 5 + 5 + 5 + 8 + 6 +5,5 + 4 + 5,5 + 8 ] / 11,5 = 5,61
Cover: 8,00 (1x)
Cover: 7
Lyrics: 12/12 = 10
Aufmachung: 8

Abwechslung: 5,5 (1x)