Montag, 4. August 2014

Ektomorf – Instinct (2005)


Frontcover
Ektomorf und ich, ganz wichtiger Bestandteil meiner Jugend und wohl meine persönliche Quotenrebellenband. Anfang 2006 wurde ich das erste Mal auf sie aufmerksam als ich in meiner ersten Metalzeitschrift überhaupt, dem Metal-Hammer damals einen Bericht über sie auf der DVD fand neben einem Video des letzten und mehr oder weniger aktuellen Albums. Der Bericht war supersympathisch und sie passten in die Underdog-Rolle als diskriminierte Sinti und Roma Angehörige in Ungarn - das war voll auf einer Linie mit meiner kindlichen Sympathie gegenüber den Indianern gegenüber den weißen Invasoren.
Musikalisch? Nada – eine Zäsur, es war unglaublich wild, brutal und ging voll auf die Fresse vorne raus – ich näherte mich zu der Zeit erst schüchtern dem Melo-Death zu; das war noch zu krass, aber hatte irgendwie was. So verborgen, noch unergründet für mich und irgendwie zügellos vor Aggression. Es dauerte fast zwei Jahre bis ich mir Ende 2007 dann eben diese CD anlachte und fortan dort Kraft und Begleitung fand bis sich diese wilde Phase irgendwann auslief und ich über den Black Metal zur unheilvollen Doom/DSBM Melange fand.

Aber genug gelabert, voll auf die Fresse jetzt mit „Set Me Free“ dem Opener der mit Gitarren über Schlagzeug anschwillt und sich im Gesang ergießt. Die Riffs haben definitiv Groove und sind eingängig, was aber auch daran liegen kann – dass sie sich oft Wiederholen und nur ein kurzes Intervall an Abwechslung haben. Der Refrain ist ebenfalls recht simpel gehalten, drei Wörter welche insgesamt vier Mal wiederholt werden. Das ist sicherlich nicht die hohe Kunst des Songwritings, dafür wirkt es aber verdammt erdig und direkt. 7,5 Punkte
Erschienen bei: Nuclear Blast
EAN-Nr.: 727361139728
Katalog-Nr: NB 1397-2

Wiederholender Gesang der schnell lauter wird, „Show Your Fist“ macht keine Gefangene und kommt schnell auf den Punkt. Auch dieser Song geht direkt vorne raus, rebelliert, groovt und knallt  – der Refrain ebenfalls wieder recht primitiv gestaltet, wird aber wenigstens von ein paar Einheimischen(?) Gesängen untermalt. Statt vorher mit dem Anfangsschema zu Ende zu spielen, kommt hier mal ein Breakdown und dieser wiederholt sich leiser werdend. Zwar nicht mehr ganz so geil wie früher, aber 8 Punkte sind noch drin.

Der Titelsong „Instinct“ fängt mal mit dem Refrain an, der sich wenig überraschend wieder schnell und oft wiederholt, bevor die lyrische Abwechslung in den Strophen kommt. Zoltan wirft hier schon mit den ersten, wenngleich einigermaßen gemäßigten Schimpfworten um sich und emanzipiert sich schreiend. Mittig taucht noch ein kurzes Gitarrensolo auf welches noch kaschieren kann, dass es ähnliche Bausteine wie im vorherigen Lied sind, wenngleich von der Reihenfolge anders arrangiert. 7,5 Punkte

Ob dies mit „Burn“ auch gelingt? Bedingt, wieder wird von Anfang an gewütet, stark auf die Snare gespielt und mit dem kräftigen Gitarrensound alles weg geschrubbt. Wieder sind akustisch ungewöhnliche Einsprengsel zu verwöhnen, welches ich wieder dem entsprechenden Kulturkreis zuordne, allerdings sehr verhalten im Hintergrund. Der letzte Aufruf lodernd in Flammen aufzugehen ist hierbei sogar recht interessant in Szene gesetzt mit leichtem Hall und vorwärtstreibendem Getrommel, ähnlich Anfeuerungsrufe – nur in wütend und angepisst und gar nicht nett. Noch 7 Punkte.

Bookletgestaltung ist latent anarchisch,
aber passend und ausreichend, wirkt evtl.
aber "bunter" und farbkräftiger als in echt.
So viel sei verraten, die starken Lieder – meiner Meinung nach sind soweit fast durch, „The Holy Noise“ hat aber das Glück wieder einen leicht anderen Ansatz zu haben. Hier geht es nicht sofort von 0 auf 100 sondern erst nach ein paar Sekunden und zwischendurch ist das Lied relativ ruhig, hat auch noch einen interessanten Zwischenpart aber hat sonst nicht die dicksten Argumente in petto. Geht so. 6 Punkte



Fuck You All“ – wenn das nicht die vorherrschende Attitüde ist, dann weiß ich auch nicht weiter. Zoltan wütet hier mehr oder weniger gegen reiche, selbstverliebte und überzeugte Autobesitzer, hauptberuflich Chefs und sonstige Menschen denen er am liebsten den Mittelfinger in die Augen drücken möchte, das ist kurzfristig vielleicht noch beeindruckend, Breaks sind soweit auch nett gemacht, wenngleich alles andere als innovativ und/oder einzigartig, aber hält dann auch nicht endlos an. 6 Punkte

Meine Meinung zu „United Nations“? Verzerrte Gitarren schwirren Unheilvoll im Hintergrund, nicht direkt bedrohlich – aber so, als ob was bevorstünde. Eine Melodie manifestiert sich und das Schlagwerk setzt ein, steigert sich und man ahnt auf was es hinausläuft, die Riffs werden einen Ticken simpler, greifbarer, direkter – ohne schwirren mehr, sondern direkt angespielt und nach der Hälfte ist es endlich oder aber auch leider soweit. Der Gesang setzt wieder ein und das Lied unterscheidet sich kaum noch von den vorherigen was die Stimmung anbelangt. Er erklärt sich wieder selbst, beklagt Rassismus und Vorurteile und wird gegen Ende vehementer und schneller. Das hätte cooler gelöst werden können, nein müssen! 5,5 Punkte

Besser ist da in der Tat „Land of Pain“ – was aber auch daran liegen könnte, dass hier Ektomorf gar nicht präsent ist, stattdessen Geräusche von Gewitter und Regen, eine Romaflöte und eine singende, ich bin mal so frei – Zigeunerin; besser ist das englische Gypsy im Booklet auch nicht. Das Lied selbst ist natürlich nicht die große Offenbarung, aber es ist Abwechslung, welche zudem thematisch stimmig und doch irgendwie passend ist. 6 Punkte

Backcover und Tracklist
Es folgt erneut keine Liebeserklärung, „I Break you“ ist nicht nur pervers klein im Booklet geschrieben, auch lyrisch ist das Lied latent bösartig oder eben rachsüchtig. Aber allein durch das vorrangegangene Lied, lebt dieses Lied auf – weil es der direkte Kontrast ist, der primär wirkt. Dieses Mal ist der Refrain Schema B; A wäre schnell immer das gleiche – B ist ein längerer Text etwas langsamer als die Strophe gesungen, gerne auch mit länger gezogenen Gitarrennoten. Ein kleines Solo ist auch vorhanden, schnell geschrubbt wird auch – gefällig. 6,5 Punkte

Die Schwäche des Albums, ja gar der kompletten leider etwas limitierten Karriere wird schon beim Titel klar: „You Get What You Give“ klagt, beschwert, reagiert und rächt erneut. Wäre der Refrain nicht wieder ein Bastard aus Schema A und B, wäre vielleicht auch mehr möglich gewesen. Ich finde hier schiebt die Gitarre latent dreckig, was mir am stärksten beim Einstieg auffiel. Nicht stark, aber etwas – hach es ist nicht leicht. 6 Punkte

Wir haben es fast schon erreicht, dennoch: „Until the End“ muss noch sein, der vorletzte Song des Albums. Gewohnt rau, kratzig und groovig, aber selbst ein paar kurze Solos hauen da jetzt nicht sonderlich viel raus. Dass es gegen Ende schneller wird ist auch nicht mehr neu, mich nervt das Schlagzeug da eher, bedingt befriedigte 5 Punkte.

Einmal noch „I Will“ was wirklich flott aus den Boxen knallt und versöhnlich stimmt. Das fast schon gekeifte „Blame Me, Hate Me“ find ich schon wieder großartig, hier wird nochmal alles rausgeholt was in den letzten 40 Minuten gang und gebe war, wobei das Lied wieder eines der besseren ist und somit dem Hörer noch mal schön einen Arschtritt gibt weil es so schön war. Ich beende mit 6,5 Punkten.


Cover:

Der Name im entsprechenden Schriftzug, das Logo und links und rechts skizzierte Löwen oder Bären wie Höllenmaler auf Stein und Albenname drunter? Es sieht auf jeden Fall steinig aus, unzerstörbar und ewig beständig was dem Kontext des Albums gut wiederspiegeln könnte, aber auch schon sehr wohlgesinnt interpretiert wäre. Es ist okay, zweckmäßig aber auch keine Meisterleistung, ausreichend mit Aussicht sozusagen.

Die Bookletgestaltung ist auch in diesem Stil, sprich das steinige, braun-beiger Hintergrund mit mehr oder weniger sinnvollen schwarzen Stichen, suggeriertem Relief, Schrift könnte Comic Sans oder dergleichen sein, jedenfalls nicht ganz glatt was ich ebenso stimmig finde, wenngleich wie obig erwähnt, manchmal etwas arg klein was Abzüge in der B-Note gibt. Nicht arg schlimm im Sinne von unleserlich, aber teilweise hätte eine größere Schriftgröße um Faktor 1 noch lange nicht das Layout zerschossen. Dazwischen Fotos der Bandmitglieder welche sehr cool aussehen und gut eingegliedert ist, doch sehr ansprechend gestaltet und noch um einiges interessanter als Front und Backcover.

Leider etwas suboptimal, die Raumaufteilung der
Bonusvideos, überwiegend schwarz die Röhre
und nicht verstellbar. Schade...
Und dann gibt es noch Multimedia Bonus Videos:
Autostart lässt sich problemlos ausführen, auch manuell ist das recht übersichtlich gestaltet. Gibt zwar zwei Dateien von denen ich keine Ahnung habe, was sie denn machen sollen aber dafür ist die Info einfach wie simpel und kurz gehalten. Autoran.inf sagt: „[autorun]
open=Ektomorf.exe“ – das sollte auch noch jeder Pfosten hinbekommen, erfreulich unkompliziert gestaltet, treue Leser wissen, dass ich da schon ganz, ganz anderes gewohnt bin und erleben musste.

Zu sehen gibt es in dem kleinen Player zwei Videos und zwar von „Destroy“ und „I Know Them“ vom vorherigen Album. Zwar fände ich es prinzipiell cooler, wenn ich Videos zum vorliegenden Album hätte, aber das ist Bonus und daher auch nur persönliche Meinung und keine negative oder gewertete Einschätzung. Das Bild ist nur recht klein, daher – wenig verwunderlich auch gestochen scharf, wenn nicht gerade verwackelt da aus der Bewegung heraus. Es lässt sich nur leider nicht vergrößern was die mögliche Bonuspunktzahl leider halbiert. Verkleinern lässt sich das Fenster auch nicht, ich muss also mit einer Übergröße an rahmender Schwäre auskommen.
Auch spulen ist so eine Sache, ich kann nicht zu 100% dorthin navigieren wo ich möchte, das ist eher tendenziös als genau. Dafür kann ich mit den beiden anderen Buttons sozusagen gefühlt von Frame zu Frame springen. Ob man das braucht sei jedem selbst überlassen, aber damit sollte sich das Ganze nivellieren.
Ansonsten ist die Bedienung tadellos und selbsterklärend, viel gibt es ja auch nicht zu tun. Brauchbare Beigabe.


Fazit:

Die Musik hat zweifelslos Federn gelassen, früher wären das bei mir glatt 8 oder 8,5 Punkte gewesen aber diesem Ersteindruck bzw. phasenweisen Eindruck hält die Band leider absolut nicht stand, so schmerzlich diese Erkenntnis für einen alten Fan auch sein mag. Ektomorf sind in gewisser Weise sehr plakativ und austarierbar. Thema ist fast immer gleich, der Sound ist nicht sonderlich technisch anspruchsvoll oder tiefgehend, geht viel eher direkt frontal vorne raus. Das kann und macht Spaß, aber sicher nicht für ewig.


Für Wochen, Monate oder auch mal Lebensabschnitte brauchbar, nicht aber das übergroße Ding Für Fans von SOULFLY oder SEPULTURA sicherlich nicht uninteressant, wobei hier auch schon ein großer Streit vorprogrammiert zu sein scheint. Die klingen ja wie, abgekupfert, das Original ist viel besser – sind so Sätze welche man sicherlich im Verlauf zu hören bekommt. Schlecht ist Ektomorf garantiert nicht, nur eben keine Musik zur tiefsinnigen Seeleneinkehr. Wer aber gerade seine Wohnung abreißt oder sich einfach nur austoben will ohne lange darüber nachzudenken, dem sei eine Empfehlung hier ausgesprochen.




Gesamtergebnis: 6,00

Gesamtspielzeit: 43:23
Durchschnittsdauer: 3:36

Liedqualität: 6,46 (3x)
( 7,5 + 8 + 7,5 + 7 + 6 +6 + 5,5 + 6 + 6,5 + 6 + 5 + 6,5 ) / 12 = 6,46
Cover: 6,63 (1x)
Cover: 4,5
Lyrics: 12/12 = 10
Aufmachung: 6,5
+ 2 Bonusvideos 2
- nur minimale Ansicht 1 = 7,5

Abwechslung: 4,0 (1x)

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