Wenn man sich im Vorraus ein wenig über diese
Veranstaltung schlau machte, hörte man eigentlich fast nur negatives. Veranstalter
mies, Preise überteuert, Bands würden nur durchgeschleust werden und so weiter
und so fort. Mit Nocturnal Depression, hatte der Abend aber eine Band im
Line-Up, welche mir sämtliche Unkenrufe wert war und probieren geht über
studieren, ebenso und sowieso.
Mit etwas Verspätung, zum einen fuhren wir
etwas später los als ich es mir vorgestellt hatte und zum anderen hatte ich den
Verkehr auf der Autobahn ordentlich unterschätzt, traffen wir dann in Alsfeld
ein. Parkplätze waren praktisch nicht mehr vorhanden, theoretisch schon – aber
dies scheiterte an alternativen Einparkmethoden welche das Kunstwerk
vollbrachten aus 10 Parkplätzen nur 6,5 zu machen. Chapeu – wenn das keine
Hexerei ist.
Die Halle war kleiner als ich sie mir
vorgestellt hatte, die dunkelbraune Holzdecke verlieh dem ganzen etwas leicht
beengendes und ich konnte mir schon vorstellen wie das Ganze riechen könnte,
wenn sie wirklich prall gefüllt wäre. Die Anzahl der anwesenden Menschen – laut
Veranstalter ausverkauft – konnte ich mir aber allein optisch kaum auf einmal
hier drin vorstellen.
Los ging es für uns dann mit Sargeist wovor ich nur meinen imaginären
Hut ziehen kann. Hat mich musikalisch sehr schnell angesprochen und war auch
optisch homogen und in sich geschlossen. Ich kannte die Band bislang noch
nicht, schein laut last.fm mal ein Lied von ihnen gehört zu haben, kann mich
aber nicht wirklich mehr daran erinnern. Nach dieser Darbietung, bei der mir
lediglich der Hall etwas zu extrem aufgedreht war – bei Ansagen oder auch im
Gesang oft hörbar und sehr lange in der Dauer, sprich ein sich übereinander
schiebender Klang – sollte ich mich ranhalten, daran etwas zu ändern. Ich hatte
zwar schon die CD im Merchstand in den Fingern, aber ich versuchte verzweifelt
und erfolgreich vernünftig zu bleiben.
Proclamation
konnten diese Begeisterungswelle nicht wirklich halten, wir verließen recht
rasch die Halle um zum Auto zu gehen und uns mit Drinken und Essen einzudecken.
Jetzt wäre der Punkt gekommen um doch etwas zu schießen und Vorurteil 1 absolut
zu bestätigten.
Die Preise sind scheiß TEUER!
Die Probierprobe Bier – mehr ist dieses
lächerliche 0,2 Liter Plastikgefäß nicht – für schlappe 2€. Das macht
hochgerechnet für die Maß 10€!! Das ist teurer als auf dem Oktoberfest, ich
glaub es hackt!! Frechheit - ohne Witz und für mich indiskutabel, relativ
billige Eintrittspreise hin oder her. Mein Tipp: Folglich in nahe liegenden
Lokalen, am Auto oder auf doch recht deiste Art und Weise drinnen trinken.
Ich wollte aber schnell wieder vor die Bühne,
denn jetzt kamen Nocturnal Depression!
Für mich eine absolute Ausnahmeerscheinung im DSBM, textlich sogar verständlich
und mit minimalistischen Mitteln viel Wert auf Atmosphäre gelegt. Nachdem ich
damals erfahren hatte, dass die Band auch live spielt – eine Tatsache, welche
in diesem Untergenre nicht unbedingt der Regelfall ist – wollte ich sie auch
sehen. Das Northern Lights Pagan Festival 2010 war gedanklich schon gebucht,
dann war ausgerechnet an diesem Tag die Abizeugnisverleihung inkl. Ball. Der
nächste Termin schien nahe, aber im Frühjahr 2011 ekelte die heißgeliebte
Antifa in Memmingen mit absurden Vorwürfen erst Minas Morgul aus dem Line-Up und holte schon Luft um gegen den
Ersatz, erfreulicherweise Nocturnal Depression zu wettern.
Der Abend schien faktisch noch besser zu
werden, da wurde der Gitarrist krank und die Band sagte wieder ab und ich
fragte mich. Wäre es soo schwer gewesen die 3 Riffs pro Minute zu lernen? Wie
dem auch sei, jetzt war es endlich soweit – mein Platz in der zweiten Reihe
nahezu frontal vor dem Sänger war perfekt und obige Frage wurde auch gleich
beantwortet. Die ganz langsamen Songs wurden größtenteils daheim gelassen, was
aber ob der kurzen Spielzeit absolut verständlich war. Das wahrscheinlich
bekannteste Lied – Nostalgia – wurde auch noch gespielt und auch wunderbar
inszeniert. Nicht so übertrieben wie im Video, aber dennoch aussagekräftig genug.
Kleiner Nebenkonflikt herrschte zwischen dem rechten Gitarissten und dem
Publikum – im einvernehmlichen Wechsel wurden Eiswürfel geworfen und
Mittelfinger gezeigt. Was auch immer da für ein Film ging, mir war es wurscht.
Nocturnal Depression waren geil. Punkt fertig aus…
Von Hades
Almighty sahen wir praktisch nur noch den Schlusssong, aber damit dennoch
schon ein Viertel des gesamten Auftritts. Hielt ich erst nicht viel davon, als
es sich zu ändern schien, war der Spaß aber auch schon vorbei. Hätte ich
vielleicht ganz sehen müssen um ein Urteil bilden zu können. Damit bezieh ich
mich jetzt auf Vorurteil 2.
Ja – Bands werden „durchgeschleust“ aber auf
welchem Festival werden sie dies denn bitte nicht? 45 Minuten Auftritt ist
kurz, hätte aber auch noch kürzer sein können. Daher vollkommen legitim und in
Ordnung.
Bei Archgoat
wollte ich diese Zeit um mich an den Sound zu gewöhnen nicht unbedingt.
Sonderlich prickelnd fand ich den Death Metal Einschlag nicht und würde ich mir
auch nicht zwingend ins Regal stellen, sofern das nicht wieder über
irgendwelche übertriebene Sammlungskäufe geschieht. War okay, muss aber auch
nicht…
Richtig frohlockend und mit einer mir
irgendwie bekannten, fröhlichen Melodie starten Troll. Allein bei dem Name und eben in Verbindung mit dieser
Melodie hatte ich fast auf etwas – im Rahmen eines Black Metal „Festival“ unpassend
lustiges gewartet, aber dem war nicht der Fall. Selten ein so dermaßen
zusammenhangloses Intro gesehen, welches mit dem Rest des Auftrittes nicht im Geringsten
kompatibel war. Gut waren sie trotzdem, das Keyboard fand ich zwar teilweise schwer
zu hören, gab dem Ganzen aber doch etwas mehr an Breite.
Am besten fand ich anfangs den Vorhang,
welchen Ragnarok hängen hatte. Den
überaus bulligen und kräftigen Gitarristen fand fast schon verstörend. Oder
anders ausgedrückt. Ich brauchte meine Zeit um einen Zugang zur Musik zu finden
und war daher von Nichtigkeiten abgelenkt. Ich ließ meinem Nackenwirbel
durchaus des Öfteren freien Lauf, je nach Platzsituation netterweise auch
komplett senkrecht stehend, aber zwingend noch mal muss ich die Band nicht
sehen.
Bei Horna
standen wir wieder ziemlich weit vorne links und zum ersten Mal bedauerte ich
es, dass keine nervigen Raucher sich eben nicht an das Rauchverbot hielten.
Irgendetwas – keine Ahnung ob Teil der Show oder nicht, wobei ich dies
bezweifle – stank abartig. Wie alte, modrige Luft – irgendwas schlecht
gewordenes, gekipptes. Ich flüchtete mich je nach Stärke des Geruchs in die
Haare meiner Freundin. Die rochen tausendmal besser. Betont geheimnisvoll und
mystisch bewegte sich der Sänger bedächtig, gab merkwürdige Fingerzeichen und
beschwor die komplette Unterwelt herauf. Das war interessant anzusehen, in
meinen Augen aber ein bisschen „too much“. Geschmackssache eben. Musikalisch
gingen Horna vollkommen in Ordnung, im Hinterkopf hatte ich aber ein klein
wenig mehr erwartet.
Jetzt machten sich langsam erste
Ermüdungserscheinungen bereit, aber es standen auch noch zwei Bands auf dem
Programm. Tsjuder kannte ich bereits,
sind in meinen Augen okay aber nicht zwingend. Sie bretterten gerade alles in
Grund und Boden als wir wieder in die Halle schauten, konnten zum Glück aber
auch ab und an das Tempo leicht drosseln. Dann fand ich persönlich sie am
besten und sogar gelungen. Mit der ganz ausufernden Raserei konnte ich wenig
anfangen und noch weniger dazu bangen. Ab gewissen Geschwindigkeiten überlass
ich das dann doch lieber meiner Waschmaschine.
Carpathian
Forest… *räusper* - auf diese Band konnte ich auf dem Ragnarök Festival
deswegen gut verzichten, da ich dachte sie heute sehen zu können. Faktisch
waren wir ziemlich erledigt, den kompletten Gig hätten wir eh nicht mehr
geschaut. Zwei, drei Songs und dann mal schauen wie’s geht, wäre der Kompromiss
gewesen.
Konjunktiv deshalb, weil die 20 Minuten
offizeller Soundcheck wohl nicht reichten. Auch danach konnte über eine halbe
Stunde gewartet werden. Eigentlich wollten wir jetzt laaangsam los, das Auto
war ebenfalls nur bis 4 Uhr nachts gebucht, nur wollte die Band auch nicht
wirklich anfangen. Als dann doch noch ein Lied gespielt wurde, glomm Hoffnung
auf aber direkt danach, wurde noch mal zurück gerudert und noch ein Soundcheck
durchgeführt. Und da war es mir dann echt scheißegal, fu! (Stand ja auch so
schön ausgeschrieben auf den Bannern)
Der Sound war insgesamt überraschend gut,
aber nach Hochglanz klang gar nichts. Dafür sind wir auch im falschen Genre. So
einen riesen Häck-Mäck um diese Uhrzeit für scheiß fvcking Black Metal zu
machen, halte ich für albern. Klar, womöglich und davon geh ich nach dem einen
halb gehörten Song auch aus, war der Auftritt klasse – aber irgendwann kommt
der Punkt, da ist es mir das auch nicht mehr wert. Daheim war ich im Übrigen
kurz nach 3 Uhr. Viel mehr Spielraum hätte es eh nicht mehr gegeben. Die Band
nehm ich daher nur mit Bedenken in meine Seen-Live Liste auf, denn das ist selbst
für meine minimalistischen Aufnahmekriterein eigentlich zu wenig gewesen.
Abschließend – ich fand den Abend toll und
gelungen. Preislich indiskutabel, den Rest allerdings voll in Ordnung.
Vorurteil 3 des schlechten Veranstalters konnte ich direkt auch nicht bestätigt
wissen. Die Ordner waren alle vollkommen okay, es gab keinen unnötigen Streß
oder sonstiges dergleichen.
Das Publikum war älter was ich im Grunde
nicht negativ finde. Keine Crowdsurfer oder zu agressive Drängler, empfand ich
als recht angenehm. Wollte auch lobend das fernbleiben eines Moshpits erwähnen,
leider gab es gegen Ende irgendwo ein kleineres Gerangel. Musikalisch in meinen
Augen absolut unpassend, was aber zum Glück die Mehrzahl so empfand oder
zumindest sich so verhielt.
Scheinbar gab es noch ein wenig Stunk auf den
Parkplätzen auf denen wir – vielleicht doch zum Glück – nicht standen. Ein paar
Sachen wurden geklaut und kindische möchtegern Hitlers mussten scheinbar noch
ein Ständchen singen. Hab ich nicht mitbekommen, aber liest man so im Netz.
Halt ich für dämlich, aber wie gesagt – war nicht dabei und/oder direkt
betroffen.
Fazit: absolut gelungen, je nach Zeit und Geld
nächstes Jahr vielleicht wieder. Tolle Sache.
Grüße:
Caro und die Pizzabekanntschaften. Seid mir nicht böse wenn ich mir aus Theressa keinen Namen merken konnte. Aber wenn ihr online zufällig sku11hun7er666, Guschii1 oder Mr.Oizo heißt, dann fühlt euch gegrüßt denn ihr seid gemeint. :p