Sonntag, 15. Dezember 2013

Sinister Howling III – 09ter November 2013 @ Halle 101 Speyer



Nachdem das “Under The Banner Of The Black Light Festival 2013” nicht direkt ausgefallen sondern unter mehr oder weniger nebulösen Gründen auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, fand in Speyer dieses Jahr nun mein nächstes großes Black Metal Event statt.

Nachdem Navi, Frau und Vesper eingepackt waren, ging es mit dem Auto auch schon Spätnachmittags los und verspätet schlugen wir während der ersten Band Betrayed auf.
Sonderlich viel bekam ich davon nicht mit, viel mehr musste erst die „neue“ Location beschnuppert werden und das hiesige Getränkesystem nachvollzogen werden.

Gleich vorne weg, das Pfandmarkensystem suckt echt derbe. Zur Wahl stand eine 5€ oder eine 10€ Marke und inklusive 4€ Pfand bei 2 Bechern, ging die 10€ Marke natürlich nicht auf und ich konnte nochmals eine neue Marke nachlösen, da beim Getränkeausschank ja nicht bar bezahlt werden kann. Das hat Nach- und Vor, nein eher nur Nachteile und ist nervig. Permanentes hochrechnen wie viele Felder ich noch frei hab, was ich strategisch geschickt als nächstes bestelle oder welche Marke ich löse um möglichst nur an einer Schlange anstehen zu müssen statt an beiden. Warum nicht einfach nur Geldbeutel auf und fertig?

Egal, Betrayed spielten also ganz nett im Hintergrund und als wir uns vor die Bühne stellten war der Auftritt fast schon wieder vorbei. Gut, dann eben Paria nach der kleinen Umbaupause.
Statt dem trven Textilband mit Logo und Namen im Hintergrund wurde hier jetzt auf die Leinwand gebeamert. Das sah ja am Anfang noch ganz nett aus, Kerzen tragende Frauen, irgendeine Kellerkapelle – ja das sah nach einer schwarzen Messe aus. Irgendwann bückten sich alle Frauen so komisch nach vorn, dacht mir noch – ja die werden ja nur andeuten, immerhin Einlass ab 16 – da kann man so was nicht bringen. Fehlanzeige! Das war der reinste Porno. Egal ob Anal, Vaginal, Oral – es gab wirklich alles, bis hin zu diversen Spielzeugen, SM Praktiken, Gangbang und Co was teilweise schon mehr nach Vergewaltigung aussah. Band schauen ohne das alles zu sehen? Unmöglich, sie spielen ja direkt vor der Leinwand und man ist sogar eher abgelenkt was ich nicht sonderlich prickelnd fand zumal der gut beleibte Sänger sich ebenfalls halb ausziehen musste, was soll das bitte für eine Alternative sein? Stil hatte das definitiv nicht, war eher verstörend und das nicht gerade auf künstlerische Art und Weise, mehr aufdringlich und aufgezwungen. Unabhängig davon, dass es nicht wirklich eine Aussage hatte und mir mehr wie ein künstlich aufgeblähter Schockmoment vorkam, hatte die Band genau diese Ablenkung in meinen Ohren auch bitter nötig. Musikalisch, sofern man sich da wirklich drauf konzentrieren konnte, war dargebotenes absolut belanglos, öde, beliebig, pille-palle, schlecht. Nachdem offensichtlich wurde, dass diese Szenen nicht nur kurzfristig sondern scheinbar das komplette Konzept sind und waren und eine bemühte Hinwendung zur Musik obige Schwachstellen offenbarten, verließen wir auch die Bühne. Ich hoffte lediglich stark, dass dies ausschließlich für diese Band war. Nocturnal Depression mit Porno? Bitte what? Unvorstellbar, Atmosphäre killend, ein Desaster…

Aber dem war dann wirklich nicht so. Dass dieses Filmchen ganz und allein auf die Schnapsidee von Paria beruht wurde dann bei Irrlycht klar. Jetzt hatte ich da nur ein kleines Problem mit Irrlycht und riet auch bewusst, nicht dicht vor die Bühne zu gehen. Es begab sich am 21. Mai 2011 die Gelegenheit, selbige Band schon einmal live zu bewundern. Wie dem damaligen, hier nicht offiziell vorgestellten Bericht zu entnehmen ist (http://www.lastfm.de/user/Amixor33/journal/2011/05/25/4eiahw_night_of_drunkenness) war ich zweifellos ordentlich betrunken an jenem Abend.

Daher bekam ich das meiste auch nur noch über Hören sagen mit beziehungsweise ging irgendwo zwischen den Synapsenschluchten verloren. Aber Highlights waren Peitschenschläge ins Publikum und Feuerspuckaktionen in einem viel zu kleinen Raum, wohin der Deckenventilator zu brennen anfing, schmolz und auf das Publikum tropfte. Nachdem ich fiese Bilder mit Peitsche auf last.fm von Irrlycht entdeckte, war ich mir umso sicherer, dass dieses bescheuerte Verhalten von ihnen an den Tag gelegt wurde. Nachdem ich also schon mit bescheuerten Filmen malträtiert wurde, hatte ich nicht sonderlich Lust dies zu steigern indem ich mir noch die passenden Striemen und Brandblasen dazu einfing.

Aber alle Befürchtungen waren umsonst, Irrlycht blieben brav und spielten wie aus dem Nichts verdammt groß auf. Ich kannte ihr selbstbetitelte EP ja bereits und fand es ganz okay, verkannte aber das irre Potential darauf. Denn live zündeten die Songs gleich doppelt. Rasender, straight nach vorne gespielter Black Metal welcher es schafft melodisch und gleichzeitig ungemein schroff und rau zu klingen. Das hebt das Hörerlebnis allein dadurch schon ein wenig aus dem Gros hervor und fand auf der Bühne seine Entfaltung. Vom Feuer spucken ließ der Sänger aber dennoch nicht ab, weswegen es dann doch eine gute Idee war nicht ganz vorne zu stehen. Ungeachtet der überraschend weitreichenden Hitzewelle, nässte der Brennstoff die Vorderstehenden doch etwas arg ein. Und wenn, dann lass ich mich nur mit Blut voll spucken (DNS).

Durch taktisch geschicktes Toiletten und Wertmarken- und Getränkekaufmanagement, konnte ohne Verzug dann auch gleich Position für Nocturnal Depression bezogen werden. Den Soundcheck machten sympathisch aussehende Musiker bis, Moment – die Hand? Ja ein leidiges Thema, aber der Sänger ist eben leicht auszumachen und so in Zivil wirkte er klein, niedlich, harmlos, nett. Das änderte sich aber schnell, denn in Pose geworfen war davon nicht im Geringsten mehr was über. Inzwischen hätte ich mir permanent am liebsten in den Arsch gebissen, dass ich doch keinen Fotoaperrat mitgenommen hatte. Erste Reihe einer wirklich niedrigen und übersichtliche Bühne, ich hätte den Bandmitgliedern theoretisch die Stiefel ablecken können, so nah und gut stand ich – wären 1A Fotos geworden.
Musikalisch dann ein Genuss zum dahinsiechen und suizidieren, toppte sogar den geilen Auftritt beim Kings of Black Metal im Frühjahr. Hier bestätigte sich auch der damals gewonnene Eindruck: live spielen sie die Stücke schneller und trotz der Tatsache, dass ich 5 Alben von ihnen besitze und behaupten kann, sie auch gut zu kennen – waren da immer wieder Solos die mir zumindest so in der Art unbekannt vorkamen oder ich sonst nicht wahr nahm. Gemessen an der Vorband kann man sicherlich noch das Schlagwort Downtempo dem Black Metal anhängen, aber ganz so langsam war das auch nicht. Dafür ungemein raumeinnehmend, atmosphärisch und emotional, wenngleich auf einer sehr kühlen, melancholischen Ebene. Aber alles in allem, wahnsinnig guter Auftritt – sogar besser als erwartet was eine Leistung für sich ist!

Kontrastprogramm: die Band um den weibischen Drummer Isvind konnte wiederum nicht überzeugen genauso wenig wie dieser dämliche Witz um die weibliche Besatzung des Schlagwerks. Dies war aber mitnichten eine Geschlechterfrage, sondern ein größeres Grundproblem. Für mich hatte die Band nicht wirklich Struktur, keine Andockfläche oder sonst etwas wo sie mich hätte abholen können oder zumindest empfangen. Wirr durchgeprügelt und zufällig mal den Akkord gewechselt, mehr blieb da echt nicht hängen. Versucht hatte ich es, ein oder zwei Mal dachte ich den Knackpunkt vor mir liegend zu haben, dem war aber nicht so.

Jetzt gab es überraschend eine Änderung in der Running Order, was zumindest namentlich auch Sinn macht. Umbringen sollten sich die Zuschauer allein aus finanziellen und chronologischen Gründen am besten ja auch erst am Ende, daher zog der Headliner Nargaroth vor.

Primär zog sich aber der Soundcheck welcher total unprofessionell wirkte. Nicht nur, dass nichts zusammen lief, auch die Justierung des Beamers (Yeah, endlich wieder Film) – war total schief und dilettantisch. Auch während des Live-Auftritts poppte immer wieder ein Fenster in den Film, welches daran erinnerte – dass dies gerade mit dem Windows Media Player abgespielt wurde oder dass ein neues Update verfügbar ist oder dass das wohl doch nicht der Vollbildmodus war etc. pp.
Dann bleibt noch die Personalie Ash bzw. Kanwulf, ernst nehmen kann ich den Typen nicht ganz. Allein der dämliche Auftritt bei Britt vor zig Jahren dürfte neben den vielen, vielen anderen Vorwürfen nachhaltig geschadet haben. Polarisierend sind Nargaroth folglich wie kaum eine andere deutsche Band und dies wurde auch im Publikum klar. Der ein oder andere Becher flog und während dem Auftritt kam es auch zu einem Handgemenge im Publikum. Ash ließ sich davon zum Glück aber nicht beeindrucken und reagierte nicht darauf, was sowieso nur nach hinten losgehen konnte. Stattdessen zog er sein Programm stur durch, zwar mit einer latent arroganten Plattitüde, dafür aber technisch ordentlich und skandalfrei. Generell wirkt er nicht mehr wie der, der er einmal war. Allein äußerlich ist er kaum wieder zu erkennen, Bezug nehmend auf obigen Fernsehauftritt vor, auf den Tag genau, 14 Jahren. Allerdings ist es auch noch keine zwei Jahre her, dass er wieder in Deutschland spielt was er zuvor boykottierte – seine Fanschar hingegen ist geblieben.
Rein musikalisch kann man sich das Ganze durchaus geben, mir waren es teilweise nur zu viel Introgedöns, Zwischengesampel und vor allem eine übertriebene Selbstinszenierung. Aber das ist wohl sein Stil. Damit kommt man klar oder eben nicht. Ich konnte darüber hinweg sehen, per se unsympathisch ist er mir ja nicht und ich finde jeder sollte die Chance haben sich unvoreingenommen präsentieren zu können. In echt und nicht nur unfreiwillig und passiv zwischen Internetgerüchten und Schlachten. Ob somit jeder Riff auch selbst komponiert war, keine Ahnung – konnte ich in dem Moment nicht nachvollziehen, Nazigrüße gab es auch nicht, soweit alles in Ordnung.
Die Videopräsentation war na ja, Landschaftsaufnahmen von vor allem eisigen Gegenden und Wolfsrudeln hatten durchaus etwas, passten aber nicht immer ganz zum Kontext. Wenn von Wald die Rede ist und die Wölfe sich durch eine Eiswüste jagen – okay, nicht so ganz. Dazu die technischen Unsauberkeiten, ja was soll ich sagen? Musik war gut, vollkommen in Ordnung, nur teilweise zu dick aufgetragen und das drum herum war nicht perfekt. Aber war dennoch anschaubar.

Damit die Einleitung im vorletzten Absatz auch Sinn macht, die letzte Band: Make a Change… Kill Yorself. Ich bin ja absoluter DSBM Fan und hab zig mehr oder minder gute CDs von Dutzenden absolut unbekannten Bands, von hiesiger leider aber nicht. Es kommt ja schon relativ selten vor, dass in diesem Genre live gespielt wird. Klar gibt es doch einige, aber mindestens ebenso groß ist die Zahl trver, einköpfiger Misanthropenkapellen welche aus Prinzip nicht live aufspielen. Ich konnte aber ungefähr einordnen was mich erwarten würde und wurde sogar richtig überrascht. Nicht nur, dass zum ersten Mal die Videos sinnvoll eingebunden wurden, die Aufnahmen von total zerstörten, verlassenen Gebäuden und der absoluten Verwüstung, des Verderbens, Einsamkeit, Verzweiflung und Hässlichkeit wurde sehr ästhetisch und stilvoll und vor allem unterstützend eingefangen, auch Live entfaltete sich ein ungemeiner Sog.

Der Sänger mimte natürlich den durch Geknallten, hielt irre, appellierende Ansprachen und warf irgendwelche Pillen ins Publikum – aber es passte in dieses selbstzerstörerische Bild und Image wie die Faust aufs Auge. Die Musik hatte Power, ihre Magie und wurde eben auch visuell wunderbar eingefangen. Somit eine sehr gute letzte Band welche neben Nocturnal Depression in meinen Augen den stärksten Auftritt des Abends boten.

Was mir nur zunehmend auf die Nüsse ging war das stetig anschwellende Aggressionspotential. Ja okay Betrunkene gibt es immer und überall, die liegen da halt rum – ein, zwei Leute können einem immer mal dumm kommen, aber diesbezüglich war gegen Ende einfach zu viel des Guten. So viele Assis hatte ich echt nicht erwartet, das war beschämend für die Veranstaltung und für die Szene und absolut stillos. Danke auch für die ganzen Flaschen und Glasscherben direkt unter den Reifen, ich hoffe ihr schneidet euch beim nächsten Mal so richtig tief daran!

Auch die Wertmarke zurück zu geben endete in einer müßigen Diskussion, da manchmal an der Theke Pfand berechnet wurde und manchmal nicht. Ich hatte noch 2€ auf der Marke und wollte diese ausbezahlt bekommen und zudem mein pfandfreies Glas ausgeben und auch nur meine 2€ und nicht 4€ inkl. Pfand, selbigen hatte ich ja auch nicht bezahlt. Meine Fresse war das eine umständliche Diskussion, denn eine Pfandmarke hatte ich ja natürlich auch nicht – woher auch, aber das imaginär, mir nicht zustehende Geld wollte ich auch nicht.

Fazit auf jeden Fall: Musikalisch ein überwiegend genialer Abend auch was den Sound anbelangt, die Videoleinwand war zu zwei Dritteln unnütz bzw. sogar störend und technisch auch nicht wirklich souverän, die Location soweit in Ordnung nur mit einem absolut bescheuerten Bezahlsystem und die sonstigen Zuschauer gingen mit fortschreitender Dauer immer mehr auf den Sack. Diesbezüglich FUCK YOU, ansonsten sehr schön.

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