Dienstag, 12. November 2013

The Agonist – 09ter Oktober 2013 @ Steinbruch Mühltal



Eine Woche später, gleicher Ort – wieder Konzert, gefühlt nur irgendwie von Anfang an lauter. Auf der Bühne standen schon Ferium aus Israel und hatten heuer den letzten Auftritt bei dieser Tour. Daher gab es sicherlich noch eine Extraportion Herzlichkeiten und Danksagungen. Musikalisch wurde ein recht passabler Einstand geboten, wenngleich mir das Ganze nicht bedingungslos zusagte. Würde ich den Großteil dem Melo Death zuordnen, waren latente Core Einflüsse durchaus zu hören. Leider ging die Mischung zwar oft gut aber nicht immer gelungen auf. Aber als typischer Einheizer durchaus zu brauchen und allzu lang dauerte der Auftritt auch nicht.

Wer nun chronologisch korrekt direkt folgte kann ich leider nicht mehr sagen, zur Not einfach die nächsten beiden Bands im Line-Up tauschen, inhaltlich passt mein Kommentar aber – daher sage ich jetzt einfach mal, danach kamen Dawn Heist.
Und Junge, Junge was war das für weggeworfenes Potential! Die stark präsenten elektronischen Einflüsse taten dem Metalcore / Nu Metal Bastard echt gut, der Sound war druckvoll und ging steil vorne raus und solange der Sänger growlte war auch alles okay – da lieferte er ordentlich ab. Als er aber clean zu singen anfing, hörte ich überrascht unvermittelt zu bangen auf. Was bitte war das? Und schnell wurde klar, der Typ verlor seine Eier sobald man ihn verstehen konnte. Kein Druck, kein Nichts in der Stimme. Leblos, saftlos, schwach – auch wenn ich absolut keine Note treffen würde, da würde ich im Halbschlaf mehr Energie rauspressen. Die ganze Körperhaltung war absurd anders, das Mikro plötzlich fast 20 bis 30 Zentimeter weg vom Mund gehalten als ob er sich seiner Stimme selbst unsicher war, während er beim Growlen das Mikro durchaus hätte verschlucken können. Und ich bezweifle stark, dass dies an diesem Abstand lag – denn selbst wenn, warum sollte er diesen aufbauen? Wegen dem besseren Klang ja wohl kaum. Auf Youtube hört es sich natürlich mitnichten so krass an, aber ich vermute auch mal – dass er dort die geballte Technik eines Studios im Rücken hat. Aber live kann er definitiv nur zu 50% singen. Das liegt nicht im Geringsten daran, dass er nicht arttypisch aussieht und oder vielleicht etwas ungewöhnlich singt – wobei es sicherlich in dieser Musikrichtung kein so besonders anderer Sound ist; viel eher würde ihn das ja interessant machen. Aber ich weiß was ich gehört habe und das war ein irgendwie doch schizophrener Auftritt. Beim Growlen Saft und Clean nur Luft – es hätte echt verdammt geil werden können, Konjunktiv! So nur ein permanentes Angeilen und Abblitzen lassen was mich nicht nur retroperspektiv sondern auch sehr schnell an dem Abend schon genervt hatte, da mir schnell bewusst wurde, was hätte möglich sein können. Ein anderer Sänger oder zumindest zwei, damit der Wechselgesang auch sitzt halte ich für unabdingbar. Meine Meinung…

Diese Probleme hatten die Finnen um Mors Principium Est nicht. Hier wurde herkömmlicher Melo Death serviert, welcher gleich eine ganz andere Stimmung inne hatte als die beiden Vorgängerbands. Ich fand die Band nicht schlecht, aber richtig vom Hocker hauen konnte sie mich auch nicht. Kurz erinnerten sie mich bei den Gitarren Solos an Childen of Bodom, waren dann aber doch wieder ganz anders. Fand aber leider nie so richtig den Zugang, der Sound war rau und so schon hörbar, aber ich fand – er zeichnete sich durch nichts besonders ab. War nicht dauerhaft so melodisch wie obiger Vergleich, war nicht herausstechend aggressiv oder melancholisch wie z.B. Insomnium – es klang nicht unbekannt oder belanglos aber auch nicht besonders anders oder einzigartig, so zumindest meine Auffassung. Ich hatte meinen Spaß – aber danach auch nicht wirklich das Bedürfnis mir eine CD anzulachen oder dergleichen. Einfach okay mit einem positiven Grundtenor.


Der Co-Headliner waren die Kanadier um Threat Signal. Diese waren schon einmal Gast im Steinbruch gewesen und gingen gleich voll begeistert in die Vollen und wirkten sehr sympathisch. Der Platz vor der Bühne war dann auch auf einem Schlag voll und das Publikum gab der Band auch genau das zurück, was sie von dieser erhielt. Zwar fand ich den Klargesang nicht ganz so klar und genau wie auf den Alben, aber immer noch um Welten besser als zum Beispiel bei Dawn Heist. Zudem viel dieses Manko nicht weiter ins Gewicht weil die Energie und Atmosphäre stimmte und so dies erfolgreich nivellierte. Es trug sogar zum speziellen Live Charme bei was oben nicht im Geringsten der Fall war. Ich weiß nicht wie umfangreich die Discographie der Band ist, ich selber kenne nur zwei Alben („Under Reprisal“ und die s/t) – aber kannte die meisten Songs und fand sie geil gespielt. Wirklich toller, positiver und energetischer Auftritt – ganz ohne befürchteten Windmühlen und dergleichen. Sehr schön.

Dann die ganz große Frage – wie ist The Agonist live: Kann Alissa White-Gluz den Bruch niederreißen oder ist sie nur ein optischer Aufpepper? Den Live kommt die Wahrheit in der Regel gnadenlos ans Licht. Die Antwort war zum Glück eindeutig. Ja sie kann und zwar ordentlich! Puristen könnten sich zwar vielleicht ein wenig an der Gesangstechnik auslassen, hält man seine Ohren offen hört man da durchaus auch was im Internet rumoren, aber das ist nun wahrlich Nippes. Klar gibt es bessere weibliche Sängerinnen im Extrembereich und zeitweise kam sie mir manchmal gefühlt unfreiwillig dem Black Metal Gesang nahe, beziehungsweise erinnerte daran – aber in der Regel meisterte sie sowohl die Growls als auch die klaren Passagen souverän. Ja, manchmal fand ich es etwas entrückt – aber noch voll und ganz im Rahmen. Auch Bühnentechnisch mussten sie sich Null hinter Threat Signal verstecken und griffen die noch im Raum schwebende Euphorie und Energie sofort auf und konnten sie bis zum Ende durchhalten. Ich stand etwas weiter hinten und hatte da auch genug Platz, vorne durften sich gerne andere Drängen, gesehen hatte ich dennoch fast alles und was ich gut fand ist und war, dass sich die Frontfrau als stark und Bühne beherrschend präsentierte, ohne aber zeitgleich ihre Bandmitglieder in den Hintergrund zu drücken oder eben um jener eben optischer Klecks zu sein, weswegen die Band überhaupt wahr genommen wird. Eben genau das, was ich zum Beispiel bei In This Moment befürchte, ohne dies unterstellen zu wollen. Musikalisch liegt mir deren letztes Album total, aber wenn ich mir allein viele der Bandphotos anschaue wird offensichtlich auf was dort der Schwerpunkt gesetzt wird. Ein Tipp – die Musik nicht unbedingt!
Das hat hier soweit alles gepasst und jeder hatte seinen Spaß. Nicht jeden Song fand ich übermäßig gelungen, aber nach zwei geilen Bands hintereinander zog einen dort der Sog einfach mit. Und ich harrte und harrte auf genau ein Lied: „Business Suits and Combat Boots“ welches ich einfach liebe. Ganz am Schluss, als letzte Zugabe dann endlich – perfekt! Noch schnell eine CD gekauft nachdem ich aber enttäuscht feststellen musste, dass eben das Album mit genau diesem Lied nicht dabei war und wirklich schnell den Laden verlassen. Der letzte Bus stand praktisch schon vor der Tür…

Insgesamt ein toller und lohnenswerter Abend wenngleich musikalisch ganz anders gewichtet als die Woche zuvor. Die beiden Headliner topp und absolut überzeugend, Ferium und Mors Principum Est brauchbar und Dawn Heist bedauerbar – denn eigentlich auch toll, hätte wäre wenn…

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