Eine Woche später, gleicher Ort – wieder Konzert, gefühlt
nur irgendwie von Anfang an lauter. Auf der Bühne standen schon Ferium aus Israel und hatten heuer den
letzten Auftritt bei dieser Tour. Daher gab es sicherlich noch eine
Extraportion Herzlichkeiten und Danksagungen. Musikalisch wurde ein recht
passabler Einstand geboten, wenngleich mir das Ganze nicht bedingungslos
zusagte. Würde ich den Großteil dem Melo Death zuordnen, waren latente Core
Einflüsse durchaus zu hören. Leider ging die Mischung zwar oft gut aber nicht
immer gelungen auf. Aber als typischer Einheizer durchaus zu brauchen und allzu
lang dauerte der Auftritt auch nicht.
Wer nun chronologisch korrekt direkt folgte kann ich leider
nicht mehr sagen, zur Not einfach die nächsten beiden Bands im Line-Up
tauschen, inhaltlich passt mein Kommentar aber – daher sage ich jetzt einfach
mal, danach kamen Dawn Heist.
Und Junge, Junge was war das für weggeworfenes Potential!
Die stark präsenten elektronischen Einflüsse taten dem Metalcore / Nu Metal
Bastard echt gut, der Sound war druckvoll und ging steil vorne raus und solange
der Sänger growlte war auch alles okay – da lieferte er ordentlich ab. Als er
aber clean zu singen anfing, hörte ich überrascht unvermittelt zu bangen auf.
Was bitte war das? Und schnell wurde klar, der Typ verlor seine Eier sobald man
ihn verstehen konnte. Kein Druck, kein Nichts in der Stimme. Leblos, saftlos,
schwach – auch wenn ich absolut keine Note treffen würde, da würde ich im
Halbschlaf mehr Energie rauspressen. Die ganze Körperhaltung war absurd anders,
das Mikro plötzlich fast 20 bis 30 Zentimeter weg vom Mund gehalten als ob er
sich seiner Stimme selbst unsicher war, während er beim Growlen das Mikro
durchaus hätte verschlucken können. Und ich bezweifle stark, dass dies an
diesem Abstand lag – denn selbst wenn, warum sollte er diesen aufbauen? Wegen
dem besseren Klang ja wohl kaum. Auf Youtube hört es sich natürlich mitnichten
so krass an, aber ich vermute auch mal – dass er dort die geballte Technik
eines Studios im Rücken hat. Aber live kann er definitiv nur zu 50% singen. Das
liegt nicht im Geringsten daran, dass er nicht arttypisch aussieht und oder
vielleicht etwas ungewöhnlich singt – wobei es sicherlich in dieser
Musikrichtung kein so besonders anderer Sound ist; viel eher würde ihn das ja
interessant machen. Aber ich weiß was ich gehört habe und das war ein irgendwie
doch schizophrener Auftritt. Beim Growlen Saft und Clean nur Luft – es hätte
echt verdammt geil werden können, Konjunktiv! So nur ein permanentes Angeilen
und Abblitzen lassen was mich nicht nur retroperspektiv sondern auch sehr
schnell an dem Abend schon genervt hatte, da mir schnell bewusst wurde, was
hätte möglich sein können. Ein anderer Sänger oder zumindest zwei, damit der
Wechselgesang auch sitzt halte ich für unabdingbar. Meine Meinung…
Diese Probleme hatten die Finnen um Mors Principium Est nicht. Hier wurde herkömmlicher Melo Death
serviert, welcher gleich eine ganz andere Stimmung inne hatte als die beiden
Vorgängerbands. Ich fand die Band nicht schlecht, aber richtig vom Hocker hauen
konnte sie mich auch nicht. Kurz erinnerten sie mich bei den Gitarren Solos an Childen of Bodom, waren dann aber doch
wieder ganz anders. Fand aber leider nie so richtig den Zugang, der Sound war
rau und so schon hörbar, aber ich fand – er zeichnete sich durch nichts
besonders ab. War nicht dauerhaft so melodisch wie obiger Vergleich, war nicht
herausstechend aggressiv oder melancholisch wie z.B. Insomnium – es klang nicht unbekannt oder belanglos aber auch nicht
besonders anders oder einzigartig, so zumindest meine Auffassung. Ich hatte
meinen Spaß – aber danach auch nicht wirklich das Bedürfnis mir eine CD
anzulachen oder dergleichen. Einfach okay mit einem positiven Grundtenor.
Der Co-Headliner waren die Kanadier um Threat Signal. Diese waren schon einmal Gast im Steinbruch gewesen
und gingen gleich voll begeistert in die Vollen und wirkten sehr sympathisch.
Der Platz vor der Bühne war dann auch auf einem Schlag voll und das Publikum
gab der Band auch genau das zurück, was sie von dieser erhielt. Zwar fand ich
den Klargesang nicht ganz so klar und genau wie auf den Alben, aber immer noch
um Welten besser als zum Beispiel bei Dawn Heist. Zudem viel dieses Manko nicht
weiter ins Gewicht weil die Energie und Atmosphäre stimmte und so dies
erfolgreich nivellierte. Es trug sogar zum speziellen Live Charme bei was oben
nicht im Geringsten der Fall war. Ich weiß nicht wie umfangreich die Discographie
der Band ist, ich selber kenne nur zwei Alben („Under Reprisal“ und die s/t) –
aber kannte die meisten Songs und fand sie geil gespielt. Wirklich toller,
positiver und energetischer Auftritt – ganz ohne befürchteten Windmühlen und
dergleichen. Sehr schön.
Dann die ganz große Frage – wie ist The Agonist live: Kann Alissa White-Gluz den Bruch niederreißen
oder ist sie nur ein optischer Aufpepper? Den Live kommt die Wahrheit in der
Regel gnadenlos ans Licht. Die Antwort war zum Glück eindeutig. Ja sie kann und
zwar ordentlich! Puristen könnten sich zwar vielleicht ein wenig an der
Gesangstechnik auslassen, hält man seine Ohren offen hört man da durchaus auch
was im Internet rumoren, aber das ist nun wahrlich Nippes. Klar gibt es bessere
weibliche Sängerinnen im Extrembereich und zeitweise kam sie mir manchmal
gefühlt unfreiwillig dem Black Metal Gesang nahe, beziehungsweise erinnerte
daran – aber in der Regel meisterte sie sowohl die Growls als auch die klaren
Passagen souverän. Ja, manchmal fand ich es etwas entrückt – aber noch voll und
ganz im Rahmen. Auch Bühnentechnisch mussten sie sich Null hinter Threat Signal
verstecken und griffen die noch im Raum schwebende Euphorie und Energie sofort
auf und konnten sie bis zum Ende durchhalten. Ich stand etwas weiter hinten und
hatte da auch genug Platz, vorne durften sich gerne andere Drängen, gesehen
hatte ich dennoch fast alles und was ich gut fand ist und war, dass sich die
Frontfrau als stark und Bühne beherrschend präsentierte, ohne aber zeitgleich
ihre Bandmitglieder in den Hintergrund zu drücken oder eben um jener eben
optischer Klecks zu sein, weswegen die Band überhaupt wahr genommen wird. Eben
genau das, was ich zum Beispiel bei In
This Moment befürchte, ohne dies unterstellen zu wollen. Musikalisch liegt
mir deren letztes Album total, aber wenn ich mir allein viele der Bandphotos
anschaue wird offensichtlich auf was dort der Schwerpunkt gesetzt wird. Ein
Tipp – die Musik nicht unbedingt!
Das hat hier soweit alles gepasst und jeder hatte seinen
Spaß. Nicht jeden Song fand ich übermäßig gelungen, aber nach zwei geilen Bands
hintereinander zog einen dort der Sog einfach mit. Und ich harrte und harrte
auf genau ein Lied: „Business Suits and Combat Boots“ welches ich einfach
liebe. Ganz am Schluss, als letzte Zugabe dann endlich – perfekt! Noch schnell
eine CD gekauft nachdem ich aber enttäuscht feststellen musste, dass eben das
Album mit genau diesem Lied nicht dabei war und wirklich schnell den Laden
verlassen. Der letzte Bus stand praktisch schon vor der Tür…
Insgesamt ein toller und lohnenswerter Abend wenngleich
musikalisch ganz anders gewichtet als die Woche zuvor. Die beiden Headliner
topp und absolut überzeugend, Ferium und Mors Principum Est brauchbar und Dawn
Heist bedauerbar – denn eigentlich auch toll, hätte wäre wenn…
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