Dienstag, 5. November 2013

Imperium Dekadenz - …und die Welt ward kalt und leer (2006)



Frontcover

Anno 2009 sah ich diese schwarzmetallische Kombo aus dem Schwarzwald zum ersten Mal live, kannte bis dahin nur den Track „Im Reich der fahlen Seelen“ – welchen ich zwar nicht als sonderlich spektakulär aber dennoch als fesselnd und gut erachte. Dieser ist hier zwar nicht vertreten, aber mal schauen wie sich das Debüt jener Truppe schlägt.

Zum „Einklang“ gibt es einige nicht näher definierbare Geräusche welche sicherlich nicht sonderlich zum Wohlbefinden beitragen. Suggeriert der Name irgendwie einen sanften Einstieg, ist dieser hier nicht so ganz gegeben. „Verstörung“ wäre vielleicht ehrlicher gewesen. Abschweifend könnte ich mir so was auch in einem Horrorfilm vorstellen, allerdings ohne trashige Attitüde. Diese Art des Einstiegs hat durchaus etwas, ich persönlich kann damit aber nicht so viel mit anfangen. 5,5 Punkte

Das klingt doch mal deutlich besser. Bei „Glanz Der Klinge“ werde ich gleich mit verzerrt rauschenden Gitarren empfangen, welche zudem erstaunlich melodiös schimmern. Die Vocals sind dezent im Hintergrund platziert und haben einen latenten Hall in sich. Im Vordergrund steht aber eindeutig die Saitenfraktion und auch das Schlagzeug ist der stimmlichen Performance ebenbürtig, welche mehr eingewoben denn hervorstechend ist. Das skizziert in meinem Kopf auf jeden Fall ein irgendwie entrücktes Bild ohne je klar zu werden. Etwaige Videos von Burgen und Kellern mögen ihr übriges dazu getan haben. Die hallende, rauschende Stimme aus dem Off, dennoch nicht verloren sondern präsent nur ungewohnt integriert - die irgendwie sogar doch fast wortwörtlich verständlich. Auf jeden Fall interessant und wieder erkennbar. 7,5 Punkte
Erschienen bei: Perverted Taste
EAN-Nr.: 803341222427
Katalog-Nr.: PT 140

Die Bilder auf der CD, unter der CD und im
Booklet sind für Black Metal fast schon Luxus.
Definitiv sehr schick!


Halls Of Lust“ ist dann schon das längste Lied des Albums. Der Sound startet wieder wunderbar rauschig ohne dabei zwangsläufig auf eine schlechte Produktion zurück schließen zu lassen, was in meinen Augen schon wieder fast eine Kunst für sich ist. Es gibt etliche Untergrundrumpel Bands die ansatzweise ähnlich klingen, nur wäre es vermessen dort von Absicht zu reden da es sich im Detail einfach miserabel produziert anhört. Hier habe ich das Gefühl, dass dieser Charme gewollt ist – im Kontrast dazu die teils glasklaren Melodiebögen der Gitarren die immer mal wieder aufblitzen. Das Lied insgesamt wirkt recht schleppend und langgezogen ohne zäh zu wirken. Dass es nicht langweilig wird, liegt an den Details: hie und dort wird das Tempo geändert, die Atmosphäre wechselt von schwirrend zu eben jenen klaren Passagen um recht episch-atmosphärisch auszufaden. 7 Punkte

Bei „Of All Ends“ ist das Tempo immer noch gemäßigt, der Aufbau wirkt kurzfristig sogar wie ein Aufstecksystem. Leises, loses Gitarrengeschwirre, einsetzende Lautstärke und Betonung darauf, dann erst Vocals und Start der Drums. In der Mitte wird alles wieder zurück gefahren und auf die nachhallende Melodie gelegt. Diese Wechsel sind aber immens wichtig, da das Lied sonst wenig innovativ wäre, anfangs zumindest. Gegen Ende sind es dann doch mehr als gedacht. Nach dem kurz Fliegerbomben(?) fallen, sprintet der Song wie aus dem Nichts los – ein etwas unruhiger Übergang, aber sonst sitzt die neue Struktur, welche wie ein anderer Song klingt. Kurz danach der nächste Bruch, diesmal runder aber auch wieder überraschend. Das hat sein Für und Wieder – denkt man am Anfang noch, das Lied läuft Gefahr ins belanglose abzudriften wird plötzlich, wenngleich chaotisch das Gaspedal durch getreten und eine neue Facette tritt ans Licht. Wäre das nicht ganz so hinterrücks aufgezogen gewesen, hätte es durchaus auch noch einen Punkt mehr geben können. 7 Punkte


Der Fall ist daher auch wieder groß, hatten wir gerade zum Ersten Mal ordentlichen Fahrtwind genossen – lässt einen das Instrumental „For Those Who Sleep Eternally“ komplett ausrollen und empfängt mit sehr sphärischen Klängen, nicht definierbarem Gebrummel und Geglucker und sehr sanften und schönen Gitarrenmelodien welche allein stehend schon wunderbar sind. Es ist nur so unglaublich überraschend, allerdings auch passend platziert und irgendwie gefällt mir das. 8 Punkte

Das Booklet ist komplett in schwarz-weiß
gehalten, Schrift eigentlich recht gut lesbar;
in der Regel mehr oder weniger gut erkennbare
Bilder im Hintergrund - insgesamt stimmig!
Fields Of Silence“ knüpft dann aber wieder am üblichen Schema an. Die Vocals empfinde ich mehr und mehr imponierend in ihrer Art und Weise und wie sie eingebunden werden. Die Atmosphäre schafft es, dass Lied mit wenigen, aber eindrücklichen und langgezogenen Tracks zu tragen. Sie ist ohne Zweifel rau und alles andere als glatt poliert, aber gerade deswegen auch so bodenständig und überzeugend. Man könnte dies alles auch wunderbar pompös und orchestral untermalen, würde aber nie diese Zwischentöne treffen. Gegen Ende gewinnt der Song noch leicht an Tempo, die Gitarren werden flotter, die Melodie verspielter aber weiter in dieser Epik getragen und spätestens jetzt sollte man Gefühl für das Album haben. Ansonsten wird man damit nicht mehr glücklich was sehr schade wäre. 8 Punkte

Das nächste kurze Interlude hört auf den Namen „Meine Reise Durch Die Zeit“ und ist wieder nicht mehr als „nur“ ein kurzes, klares Gitarrenspiel – allerdings mit einem sehr traurigen und einprägenden Nachhall. Ich hätte es gerne anders enden hören, kann aber ansonsten nicht im Geringsten daran meckern. 7,5 Punkte

Es knackt und bricht im Geäst, dann setzen auch schon die Gitarren ein. Willkommen in den „Schwarze Wälder“(sic!). Und hier erschlägt die Stimmung spätestens mit Einsatz der Stimme. Ein wunderbar atmosphärischer, vorwärtstreibender Song mit einer unglaublichen, stolzen aber auch wehmütigen Epik. Dieses kurze innehalten und Starten, der inhaltsleere, gehaltene Schrei zwischendurch – so verhallend, statt frontal und drückend und dennoch mit Kraft und Seele. Dieser Song ist erstaunlich kurz und direkt, aber prägnant und passend. Als Referenz durchaus in Erwägung zu ziehen wenn man die Band schnell kennen lernen möchte. Nicht plump rasend oder schreiend, sondern komprimiert und schön. 8,5 Punkte

Backcover und Tracklist
Länger sind dann die „Gefrorene Wunden“. Das Klangbild ist typisch gemäß obiger Beschreibung. Das Lied ist anfangs wieder langsamer um gegen Mitte für einen längeren Zeitraum richtig auszubrechen was insofern von Bedeutung, dass die Drosselung des Tempos plötzlich wieder an Bedeutung gewinnt, wenngleich kein neues Stilmittel. Dass es so aber immer noch gelingt, für eine Art Vertiefung zu sorgen und das dies generell noch nicht abgenutzt wirkt, spricht im positiven Sinne für sich. Die schnellen Parts wirken latent kauzig, was aber nicht böse gemeint ist. Das Lied spielt sich theoretisch auch schön aus, überlappt sich aber schon mit dem letzten Lied, sprich dies setzt schon ein, während das andere noch endet. Zwar nur für Sekunden und auch nicht so weltbewegend störend, aber ein klein wenig schon. 7,5 Punkte

Das heißt dann wie das Album „...Und Die Welt Ward Kalt Und Leer“ und ist ein höchstwahrscheinlich mit dem Keyboard erzeugtes Schlussstatement. Vielleicht ist der Vergleich etwas weit her gegriffen bzw. zu beliebig, aber ich denke kurz an Summoning – verdränge aber den Gedanken wieder erfolgreich und lausche dem Hundegebell und dem orchestralen Klängen. Das kann man durchaus so enden lassen… 7 Punkte


Cover:

Ja wer will es einer Black Metal Band übel nehmen, wenn das Cover schlicht in Schwarz-Weiß gehalten ist? Genau, niemand. Das leere und verwüstete Schlachtfeld sieht zwar nicht sonderlich prickelnd aus, ist aber mehr als befriedigend und sogar zweckdienlich. Warum? Zur Not halte man sich einfach noch mal den Albumtitel vor Augen. Daher ist die Booklet Gestaltung auch recht minimalistisch, wenngleich nicht lieblos. Die paar grimmigen Statements und Sprüche passen daher auch wie die Faust aufs Auge und gehören einfach so, fertig aus.

Von den Lyrics vermisse ich lediglich „Fields Of Silence“, sonst ist alles vorhanden was auch nicht unbedingt immer Gang und Gebe im Schwarzmetall ist. Damit kann man oder ich recht zufrieden sein.


Fazit:

Was gibt es groß zu sage? Der deutsche Black Metal ist nicht tot sondern recht lebendig und gut? Imperium Dekadenz machen auf jeden Fall aus dem Stand heraus klar, dass mit ihnen gewaltig zu rechnen ist. Das Album ist abwechslungsreich, vielschichtig, ohne jeglichen Fehltritt und hat seinen eigenen Charme ohne wie tot gehörtes Stückwerk zu klingen. Die Stimmung ist rau, nicht aber anarchisch – versüßt mit einem dezenten Wehklang. Reinhören sollte sich für Black Metal Fans definitiv lohnen und auch live taugt die Band durchaus.


Gesamtergebnis: 7,44

Gesamtspielzeit: 45:20
Durchschnittsdauer: 4:32
= doppelte Wertung für Song 3 und Song 9

Liedqualität: 7,33 (3x)
[ 5,5 + 7,5 + (2*7) + 7 + 8 + 8 + 7,5 + 8,5 + (2*7,5) + 7 ] / 12 = 7,33
Cover: 7,21 (1x)
Cover: 7
Lyrics: 5/6 = 8,33
Aufmachung: 6,5

Abwechslung: 8,0 (1x)

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