Frontcover - Aufkleber klebt auf der Hülle |
Starten tut das Ganze mit dem Titel „Deadwing“ und hier wird auch gleich
sofort klar. Anbiedern ist hier nicht, das Album muss sich erschlossen werden
und kommt einem nur bedingt entgegen. Die Anfangssequenz hat zwar definitiv
Erkennungsmerkmale, aber dabei bleibt es im Großen und Ganzen auch schon. Zusammen
mit Keyboard und Gitarre wird ein vielschichtiger Sound kreiert, der garantiert
nicht im Radio laufen wird. Dagegen spricht auch schon die Länge, Dynamik und
Lautstärke, welche zwischendurch sehr zurück gefahren wird. Einen klassischen
Refrain sucht man vergeblich, dafür wird man mit brauchbaren Gitarrensolos
verwöhnt. Das Lied ist in meinen Augen nicht wirklich schlecht, erschließt sich
mir aber nicht ganz und ist für einen Opener ehrlich gesagt mutig, aber auch
verdammt gewagt um es diplomatisch auszudrücken. 5,5 Punkte
„Shallow“ startet
dagegen schon deutlich direkter und lässt im Refrain auch die Gitarren einen
Ticken heftiger auslaufen. Hier bleibt dann auch gleich eher etwas hängen. Der
Song ist simpler gestrickt, wenngleich in der Mitte versucht wird durch
verzerrte oder nicht näher definierbare Sampels etwas Abwechslung statt einer
neuen Bridge zu bringen. Dennoch noch nicht der Übersong. 6 Punkte
Es ist schon sehr verkünstelt... Erschienen bei: Lava Records EAN-Nr.: 075679343727 Katalog-Nr.: 7567-93437-2 |
„Halo“ nimmt
diese Stimmung nur bedingt mit. Das kräftig einsetzende Schlagzeug bildet
sofort einen Kontrast, welcher zum Glück überraschend wenig stört. Denn
abgesehen davon bleibt es recht ruhig, der Gesang stellenweise gesprochen und
entrückt im Hintergrund, gesungen im Vordergrund und Stimmung transportierend.
Zwischendurch längere, progressivere Parts – nicht eingängig aber passend,
gegen Ende wieder Gesang und das Ganze abrundend. 6,5 Punkte
Es folgt das Kernstück „Arriving
Somewhere But Not Here” und mit Abstand auch längste Lied. Der Anfang
erinnert mich stark an Anathema, sehr ruhig und sphärisch mit langsam
einsetzender Gitarre bevor nach zwei Minuten auch der Gesang langsam einsetzt.
Langeweile kommt bis dahin nicht auf, dafür ist die Atmosphäre viel zu gut. Und
auch danach ist eine latente Steigerung der Stimmung zu vernehmen, während der
sanfte und angenehme Gesang sich behutsam anschmiegt und alles irgendwann im
Midtempo landet. Der Refrain ist daher nicht klassisch immer gleich, sondern
dem wechselndem Tempo und Instrumentalisierung repetitiv angepasst.
Mittig im Song dann die erste größere Zäsur mit sich
nochmals verschärfendem Instrumentalpart. Die Riffs treten in den Vordergrund,
werden wesentlich griffiger und wiederholen sich eine Zeit lang in der Art und
Weise bis sich alles langsam löst, nur noch einzelne Akkorde verloren in der
Schwebe stehen bis sie vom Ausgangspart abgeholt werden. Diesem wird Zeit
gelassen sich gemächlich auszuspielen, was er auch gekonnt ausgenutzt wird ohne
zu übertreiben. Sehr interessanter Songaufbau und Verlauf. 8 Punkte
... leider aber nicht wirklich komplett. Hier stehen ausnahmsweise zumindest Fragmente der Songtexte. |
Anstrengender finde ich da „Open Car“ welches mit härteren Gitarren und einem sehr monotonem
Gesang startet. Der ist lobenswerterweise neu in der Inszenierung, sorgt also
für frischen Wind – liegt mir hingegen aber nicht. Marginal gerettet wird dies
von sich sehr befreienden Parts indem die Stimme sich von der Wiederholung
lösen kann und dies auch weitläufig tut. 5,5
Punkte
In einem ganz anderen Klangkosmos beginnt „The Start Of Something Beautiful” mit
Synthesizer Klängen. Nach und nach vervollständigt sich der Sound mit den
verschiedenen Instrumenten, bleibt im Schemata klar aber nicht zwangsläufig vorhersehbar.
Abschnitte wiederholen sich, werden aber in Nuancen verändert. Kein sich
verlierendes Gefrickel, sondern ein sehr ruhiger Sound, übersichtlich aber
dennoch eindeutig progressiv. Ich mag die Stimmung welcher der Song mit Hilfe
des Keyboards nach hinten generiert. Klingt leicht verloren und vergänglich,
vorsichtig traurig aber noch nicht verzweifelt. Nicht offensiv und erdrückend
sondern passiv aber im Verborgenem präsent und dem Titel recht gebend:
irgendwie schön. 7,5 Punkte
Backcover und Tracklist |
Kommen wir gleich auf das Cover zu sprechen.
Ein sehr starkes Bild, welches einen Hauch der Grundmelancholie perfekt
einfängt und das vor sich hinträumende der Musik perfekt symbolisiert. In
meinen Augen gibt es aber auch wesentlich lichtere und wärmere Farben auf dem
Album zu finden, trotzdem eine starke und passende Präsentation. Die
Bookletgestaltung ist sehr interessant und künstlerisch, mich aber auch
verwirrend und enttäuschend. Lyrics lassen sich wenn überhaupt, nur
fragmentarisch wiederfinden. Dafür ist selbst der CD Aufdruck in die Kunst
miteinbezogen, was ich doch sehr liebevoll finde.
Fazit:
Ja – das dürfte nun am schwersten zu
formulieren sein. In meinen Augen kommt es stark auf die Tagesform des Hörers
an, welches mitunter zwischen Gefallen und Nichtgefallen unterscheidet. Jeden
Tag könnte ich das Album nicht genießen, es bleibt für mich auch mehr dem
Sommer vorbehaltene Musik, was natürlich eine rein subjektive Meinung ist. Die
Musik ist vielschichtig und abwechslungsreich, durchaus eingängig aber
definitiv nicht einfach oder leicht. Für Prog-Rockfans definitiv eine
Empfehlung, aber auch für Fans von Anathema oder Opeth – deren Frontman hilft
bei einigen Songs sogar aus – potentiell interessant. Kein schlechtes Album mit
vielen guten und durchdachten Stellen, aber manchmal kommt es echt auf den Tag
an.
Gesamtergebnis: 7,06
Gesamtspielzeit: 59:40
Durchschnittsdauer: 6:37
Liedqualität: 7,00
(3x)
[ 5,5 + 6 + 9 + 6,5 + (8*2) + 7 + 5,5 + 7,5 + 7] / 10 = 7,00
Cover: 6,8 (1x)
Cover: 8,0
Lyrics: 1,5/9 (1,7) + 3 = 4,7
Aufmachung: 6,5
Abwechslung:
7,5 (1x)
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