Mittwoch, 3. Oktober 2012

Opera IX – The Black Opera Symphoniae Mysteriorum in Laudem Tenebrarum (2000)



Was habe ich mich lange gedrückt vor diesem Review! Nicht weil ich vorliegende CD schlecht finden würde, ich finde sie nur nicht einfach, sondern schwer zu fassen. Mir war und ist der Zugang zur Musik noch immer nicht ebengleich, was durchaus damit unterstützt wird, dass wir es hier mit einem Konzeptalbum zu tun haben. Aufgeteilt in 6 Akten plus einem Bonussong - in der Regel länger als ein gewöhnliches Lied - zelebriert die italienische Black Metal Band hier ihr Schaffen. Vom reinrassigem Black Metal Gedanke muss aber von Anfang an Abstand genommen werden. Durchaus bizarre Gothic Einflüsse und ein namentlich kaum überraschender, opernhafter Einschlag, kombiniert mit der nicht gerade griffigen Bezeichnung „Horror“-Metal kredenzen ein interessantes Gebräu, das oft auch der Einfachheit halber schlicht Dark Metal getauft wird. Mit an Board ist zu diesem Zeitpunkt noch die (nicht negativ gemeint!) exzentrische Frontfrau Cadaveria, welche nach einem Split inzwischen unter selbigem Namen ihre eigene Band am Start hat. Frauenstimme und Gothic? Vergesst den Gedanken am besten sofort…

Act I The First Seal“ fängt ja noch harmlos an, schwirrende und atmosphärische Musik, Gesumme und leises Gesäusel. Lange hält die werte Dame das aber nicht aus und fletscht gleich die ersten Zähne. Erwähnenswert sind die hohen cleanen Ausbrüche, welche ungewohnt in der Tonart und im Ausdruck sein dürften. Nach einer kurzen Steigerungsphase ist die Gemütlichkeit aber erst mal dahin. Was folgt kann als progressiv bezeichnet werden, denn  Tempo und Stimmungswechsel sind mehrfach vorhanden. Eingebettet in einem mir etwas zu weichen, epochalen Klangspektrum fühlt sich das Ganze auch sehr harmonisch an, lässt mich aber ein wenig Tiefe vermissen. Hier tritt genau das Problem zu Tage was ich mit dem Album habe. Es ist handwerklich nichts dran auszusetzen, auch der Aufbau des Liedes ist gelungen, aber mir fehlt die einprägsame Dynamik. Die ist zwar vorhanden, schimmert für mich aber nur schwach durch und besitzt zudem zu wenige Wiedererkennungsmerkmale. 7 Punkte

Nachdem der erste Akt vorbei ist, fängt „Act II Beyond The Black Diamond Gates“ etwas ruhiger, ohne Doublebase an. Und man muss diese Stimmungen einfach mögen oder nicht. Ich find sie gut, tu mir damit aber etwas schwer. Der Bruch nach ca. 140 Sekunden ist alles andere als weich, ohne aber scharfe Kanten aufzuweisen. Das Keyboard zaubert gekonnt genau diesen Effekt zustande, welchen ich mit opernhaft andeuten wollte. Wenn sich etwas bewegt, dann alles: umfassend und kolossal. Die Stimme ist der einzige Gegenpol, welche gezielter die Höhen und Tiefen ausloten kann und somit harmonisch im Gleichklang, dennoch hervorsticht. 7 Punkte

Was nach dem zweiten Akt kommt, ist nun mehr wenig überraschend – „Act III Carnal Delight In The Vortex Of Evil“ schallt sich das nächste Stück. Im Prinzip gleich aufgebaut wie die vorherigen Songs, lediglich Klang und Zeitpunkt der Änderungen sind anders. Hier kommt der Punkt, wo ich mir langsam die gewisse Melodie wünsche, welche den Aufhänger spielen darf. Stattdessen ist es wieder die Highspeedpassage des Schlagzeugs, welche die größte Aufmerksamkeit zieht. Der Wechsel ab der Hälfte gefällt mir nicht sehr, wird durch ein zu Frieden stellendes Ende aber wieder kompensiert. 6,5 Punkte

Kernstück des Albums ist „Act IV Congressus Cum Daemone“, welcher erfreulicherweise mit einer einfachen Melodie ohne den kompletten Keyboardüberbau beginnt. Cadaveria trägt hier wesentliches bei, damit die Beschwörung gelingt und wird brav mit in den Song genommen.


Dessen Mittelteil präsentiert sich dann wieder unruhig und stürmisch, der Gesang dürfte teilweise zur Geschmackssache verkommen, wobei ich diese theatralische Gratwanderung zwischen getroffen und daneben passend finde. Und die Popsongverwöhnten Ohren finden auch endlich mal ein klar erkennbares, wiederholendes Element. Das ganze gipfelt in einem leicht ekstatischen Finale und markiert damit die Stärke des Werkes. 7,5 Punkte

Da damit aber noch lange nicht alles abgeschlossen sein kann, stolpert der recht kurze „Act V The Magic Temple“ hinterher. Das Ganze könnte durchaus einem miesen Horrorfilm entnommen sein, inklusive Flüstern und unheimlichem Uhrengong. Die ganze Klangsuppe welche für mich wie direkt aus einer Grotte klingt, wird aber mit reinen und kräftigen Gesang ausgeschmückt, bevor ein Schrei natürlich wieder alles aufwirbelt. Hier tauchen dann auch Keyboardpassagen auf, welche für mich persönlich die richtigen Sphären anreißen, bevor alles schnell noch melodiös niedergeschruppelt wird. Der Ansatz rechtfertigen 7 Punkte

Einer geht noch schien das Credo um mit „Act VI The Sixth Seal“ den vorläufigen Abschluss zu bilden. Hier wird allerdings gar nicht erst nach einem Kompromiss gesucht, sondern gleich in die Vollen gegangen, was natürlich ein Kontrast zum vorherigen Lied bildet. Somit dem Stil von Anfang an Treu, hat das Ganze auch etwas mehr Grip – auch wenn  zwischendurch gezielt die Zügel etwas lockerer gehalten werden. Ganz gelöst scheint das Problem dann aber doch nicht zu sein, dafür endet der Epos dann zu turbulent. 7 Punkte

Da irgendjemand schnell noch im „Abspann“ zu röcheln anfing, vermute ich mal, dass sich die Zugabe darauf bezieht. „Bela Lugosi's Dead“ würde zumindest vom Namen her Sinn machen. Sicher bin ich mir da aber nicht.
Wer aber auf jeden Fall jetzt noch röchelte war meine CD, da der Vorbesitzer mir diese etwas arg zerkratzt verkaufte – gerippt fanden sich diese Fehler aber zum Glück nicht! Vom Stil her, passt dieses Lied wunderbar zu den vorherigen – ist vom Aufbau aber dann doch anders, eben weil Eigenständig und nicht in eine zusammenhängende Komposition eingebunden. Stößt nicht wirklich auf und wird daher auch brav mit 7 Punkten abgenickt.



Fazit:
Ja, dieses lässt sich schwer ziehen. Ich glaub das Album hat wesentlich mehr Potential, als ich ihm abgewinnen kann. Grund dafür kann sein, dass ich mir allein das Konzept nicht ganz aneignen konnte. Ich hatte die ersten zwei, drei Liedtexte mitgelesen und war danach gelangweilt, weil sie mich nicht im Geringsten ansprachen. Inwiefern diese dann sinnvoll eingebunden sind, wage ich nicht zu beurteilen – verwehrt dem innovativen Gesamtprojekt somit aber vielleicht auch die Chance sich vollends zu entfalten. Es bot sich mir aber auch nicht ideal an, womit die Medaille bekanntermaßen zwei Seiten hat.
Als überladen würde ich den Sound auch nicht zwangsläufig bezeichnen, mir war er aber größtenteils zu gewaltig um alle Facetten, auch nach so langer Zeit zu erschließen. Für mich daher je nach Situation leicht anstrengend und gleich klingend, auch wenn ich weiß, dass sich so viel mehr dahinter verbirgt. Es ist nur nicht ganz bei mir angekommen. Schlecht geht aber definitiv anders!





Gesamtergebnis: 6,60* 7,00

Gesamtspielzeit: 51:04
Durchschnittsdauer: 7:18

Liedqualität: (3x) 7,00
( 7 + 7 + 6,5 + 7,5 + 7 + 7 + 7 ) / 7 = 7,00
Cover: 5,5* 7,5 (1x)
Cover: 5,5
Lyrics: 6/7 = 8,58 + 3 = 9!
Aufmachung: 5,5
+ Digipack 1 = 6,5
Abwechslung: 6,5 (1x)


*Änderung aufgrund der neuen Bewertungsrichtlinien! 

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