Sonntag, 21. Oktober 2012

Downfall of Gaia – 20ter Oktober 2012 @ Oettinger Villa Darmstadt



Einen interessanten und positiv überraschenden Abend lieferte das Konzert in der Oettinger Villa in Darmstadt. Vorbehalte waren ehrlicherweise vorab vorhanden gewesen, immerhin versteht sich die Location als sehr alternativ und linksradikal. Dazu liegen mir persönlich die Stilrichtungen Punk und Hardcore musikalisch nicht 100%-ig und noch weniger kann ich mit dem oft chaotischem Publikum anfangen, da ich in der Vergangenheit in anderen Clubs recht ernüchternde Erfahrungen gemacht hatte.

Jetzt hatte der Headliner des Abends aber noch Doom Metal in seiner musikalischen Melange angegeben, eine Unterart des Metals welche ich wiederum sehr mag und was in Ausschnitten auf Youtube recht vielversprechend klang. Vollkommen ahnungslos was uns jetzt also erwarten würde, wagten wir uns also auf das ominöse Gelände.

Mitten in einem großen und bewaldeten Garten lag die Oettinger Villa und bot so rein optisch gesehen einen ungewohnten Anblick. Der Eintrittspreis lag zwischen 6 und 8 Euro und kannte frei gewählt werden, der Raum mit der Bühne war überraschend klein. Zudem war zwar eine Bühne theoretisch vorhanden, aufgebaut war das ganze Set aber mitten im Raum und keine fünf Meter von der Bar entfernt. Das hatte natürlich seinen Reiz, da so in keiner Weise eine räumliche Distanz zwischen Band und Zuschauer herrschte und dem Ganzen eine größere Intimität gab. Die überschaubare Anzahl an Zuschauern (30-50) tat ihr übriges um dieses Gefühl zu vertiefen. War nicht das erste Konzert welches ich so in der Art sah, dennoch überraschend und bemerkenswert.

Der Eintrittsstempel beinhaltete zwar ein enthaltsames „XXX“ – dennoch gab es auch alkoholisches an der Bar, was erfreulicherweise konsequent billig war. 3€ für die Literflasche Apfelwein war da schon ein guter Ausgangspunkt um Pluspunkte zu sammeln.

Die erste Band Centuries wurde ihrem Namen hingegen nicht mal ansatzweise gerecht. Der Sänger war kaum zu hören - der Gitarrist hatte lustigerweise ein wesentlich lauteres Organ – und verlor sich im flirrenden Soundgemenge, welches anfangs noch interessant war. Der Sound bekam allerdings schnell eine wesentlich punkigere Schlagseite und wusste nur bedingt zu gefallen. Die Performance war abstrus, der Sänger sang mit dem Rücken zum Publikum. Man könnte somit mutmaßen, sich als einer von „uns“ zu inszenieren, immerhin bot die „Bühne“ diese Annahme an. Der Drummer wirkte ungelenkig oder zumindest unkonventionell, beherrschte sein Handwerk aber dennoch… ich konnte mich allerdings nicht wirklich auf etwas konzentrieren, da der Auftritt nach einer guten Viertelstunde schon wieder vorbei war. Mit Centuries hatte das nicht viel zu tun, eher mit Seconduries…

Die polnische Band Drips of Life stand als nächstes im Fokus. Die Ansagen waren schüchtern, kaum zu verstehen aber sympathisch und der Sound ließ aufhorchen. Kein stereotypischer Hardcore mit vorhersehbaren Breakdowns, sondern weitläufig mit Crust und D-Beat Einflüssen. Das ganze hatte Groove, eine Eigenständigkeit und Abwechslung – übertraf also schon komplett alle Erwartungen und ließ den Abend zum Erfolg werden.

Das Publikum war ebenfalls angenehm. Überwiegend älter und ohne nervtötende und rücksichtslose Hardcorekiddies und Moshspasten! Keine peinliche Selbstinszenierung oder dergleichen, sondern ein schöner Abend reduziert auf das wesentliche und wichtigste: ein Konzert mit Flair und Atmosphäre ohne störende Einwirkungen.
Zum Abschied gab es noch einen lustigen Wortwechsel zwischen einem freudigen Fan und der Band, indem der Sänger klar stellen wollte – dass Musik nicht das wichtigste im Leben ist. Für ein Schmunzeln taugte es.


Downfall of Gaia entsprachen dann ebenfalls wieder keiner typischen Norm. Sehr sphärischer Sound mit weitläufigen Klanglandschaften, bangbarem und intensivem Downtempo. Lustigerweise fand ich meine Schnittmenge nicht unbedingt bei typischen Doom Metal Bands sondern viel mehr im DSBM oder im genreübergreifendem Post Black Metal Bereich. An Autumn for Crippeld Children oder The Atlas Moth seien hier als metallische Referenzen angedacht. Der Auftritt war schlicht in der Performance aber tief in der Wirkung und holte mich genau dort ab wo ich abgeholt werden wollte. In der emotionalen Trance zwischen Musik, Bewegung und genussvollem Alkoholkonsum. Der in der Hand gehaltene Flaschendeckel war als Resultat vollkommen deformiert, leider auch die nasse, aus der Hand rutschende Flasche welche mich zumindest kurzfristig dem Bann entreißen konnte.

Ich genoss den Abend und die Bands. Location als auch Publikum wussten überraschend sehr positiv zu überzeugen und nach einem netten Plausch mit dem Frontmann von Drips of Life und dem obligatorischem CD Kauf zogen wir dann auch von dannen. Die anschließend geplante Bartour war absolut überflüssig und hinfällig.

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