Einen interessanten und positiv überraschenden
Abend lieferte das Konzert in der Oettinger Villa in Darmstadt. Vorbehalte
waren ehrlicherweise vorab vorhanden gewesen, immerhin versteht sich die
Location als sehr alternativ und linksradikal. Dazu liegen mir persönlich die
Stilrichtungen Punk und Hardcore musikalisch nicht 100%-ig und noch weniger
kann ich mit dem oft chaotischem Publikum anfangen, da ich in der Vergangenheit
in anderen Clubs recht ernüchternde Erfahrungen gemacht hatte.
Jetzt hatte der Headliner des
Abends aber noch Doom Metal in seiner musikalischen Melange angegeben, eine
Unterart des Metals welche ich wiederum sehr mag und was in Ausschnitten auf
Youtube recht vielversprechend klang. Vollkommen ahnungslos was uns jetzt also
erwarten würde, wagten wir uns also auf das ominöse Gelände.
Mitten in einem großen und
bewaldeten Garten lag die Oettinger Villa und bot so rein optisch gesehen einen
ungewohnten Anblick. Der Eintrittspreis lag zwischen 6 und 8 Euro und kannte
frei gewählt werden, der Raum mit der Bühne war überraschend klein. Zudem war
zwar eine Bühne theoretisch vorhanden, aufgebaut war das ganze Set aber mitten
im Raum und keine fünf Meter von der Bar entfernt. Das hatte natürlich seinen
Reiz, da so in keiner Weise eine räumliche Distanz zwischen Band und Zuschauer
herrschte und dem Ganzen eine größere Intimität gab. Die überschaubare Anzahl an Zuschauern (30-50) tat ihr übriges um dieses Gefühl zu vertiefen. War nicht das erste
Konzert welches ich so in der Art sah, dennoch überraschend und bemerkenswert.
Der Eintrittsstempel beinhaltete
zwar ein enthaltsames „XXX“ – dennoch gab es auch alkoholisches an der Bar, was
erfreulicherweise konsequent billig war. 3€ für die Literflasche Apfelwein war
da schon ein guter Ausgangspunkt um Pluspunkte zu sammeln.
Die erste Band Centuries wurde ihrem Namen hingegen
nicht mal ansatzweise gerecht. Der Sänger war kaum zu hören - der Gitarrist
hatte lustigerweise ein wesentlich lauteres Organ – und verlor sich im
flirrenden Soundgemenge, welches anfangs noch interessant war. Der Sound bekam
allerdings schnell eine wesentlich punkigere Schlagseite und wusste nur bedingt
zu gefallen. Die Performance war abstrus, der Sänger sang mit dem Rücken zum
Publikum. Man könnte somit mutmaßen, sich als einer von „uns“ zu inszenieren,
immerhin bot die „Bühne“ diese Annahme an. Der Drummer wirkte ungelenkig oder
zumindest unkonventionell, beherrschte sein Handwerk aber dennoch… ich konnte
mich allerdings nicht wirklich auf etwas konzentrieren, da der Auftritt nach
einer guten Viertelstunde schon wieder vorbei war. Mit Centuries hatte das
nicht viel zu tun, eher mit Seconduries…
Die polnische Band Drips of Life stand als nächstes im
Fokus. Die Ansagen waren schüchtern, kaum zu verstehen aber sympathisch und der
Sound ließ aufhorchen. Kein stereotypischer Hardcore mit vorhersehbaren
Breakdowns, sondern weitläufig mit Crust und D-Beat Einflüssen. Das ganze hatte
Groove, eine Eigenständigkeit und Abwechslung – übertraf also schon komplett
alle Erwartungen und ließ den Abend zum Erfolg werden.
Das Publikum war ebenfalls
angenehm. Überwiegend älter und ohne nervtötende und rücksichtslose
Hardcorekiddies und Moshspasten! Keine peinliche Selbstinszenierung oder
dergleichen, sondern ein schöner Abend reduziert auf das wesentliche und
wichtigste: ein Konzert mit Flair und Atmosphäre ohne störende Einwirkungen.
Zum Abschied gab es noch einen
lustigen Wortwechsel zwischen einem freudigen Fan und der Band, indem der
Sänger klar stellen wollte – dass Musik nicht das wichtigste im Leben ist. Für
ein Schmunzeln taugte es.
Downfall of Gaia entsprachen dann ebenfalls wieder keiner typischen
Norm. Sehr sphärischer Sound mit weitläufigen Klanglandschaften, bangbarem und
intensivem Downtempo. Lustigerweise fand ich meine Schnittmenge nicht unbedingt
bei typischen Doom Metal Bands sondern viel mehr im DSBM oder im
genreübergreifendem Post Black Metal Bereich. An Autumn for Crippeld Children oder The Atlas Moth seien hier als metallische Referenzen angedacht. Der
Auftritt war schlicht in der Performance aber tief in der Wirkung und holte
mich genau dort ab wo ich abgeholt werden wollte. In der emotionalen Trance
zwischen Musik, Bewegung und genussvollem Alkoholkonsum. Der in der Hand
gehaltene Flaschendeckel war als Resultat vollkommen deformiert, leider auch
die nasse, aus der Hand rutschende Flasche welche mich zumindest kurzfristig
dem Bann entreißen konnte.
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