Dienstag, 11. September 2012

Summer Breeze Festival 2012 – 16ter August @ Dinkelsbühl - Teil 1/3

Der Bericht ist einfach viel zu lang, daher hübsch aufgeteilt in drei Teilen inklusive ausführlichen philosophischen Ansätzen und Hasswutanfällen. Ein Bericht, mitten aus dem Leben gegriffen:

Summer Breeze Festival 2012 – 16ter August @ Dinkelsbühl - Teil 1/3
Summer Breeze Festival 2012 – 17ter August @ Dinkelsbühl - Teil 2/3
Summer Breeze Festival 2012 – 18ter August @ Dinkelsbühl - Teil 3/3



Von wegen Pause! Sonntagmittag vom Party.San heimgekommen, hieß es gleich am Montag und Dienstag arbeiten, Mittwoch in der Früh Berufsschule und dann sofort losdüsen.

Soweit der Plan. Da das gebuchte Auto allerdings erst ab 17 Uhr frei war und das ganze noch beladen werden hätte müssen, inklusive diverser Einkäufe (Gaskocher/Fahnenstange/Wärme-Kältefolie) und Anfahrtszeit, rechneten wir eine Ankunft in tiefster Nacht aus und verlegten unsere Abreise auf Donnerstag morgen um in Ruhe alles vorher schon erledigen zu können.
Zieht man noch das Gewitter in Betracht, welches in dieser Nacht aufzog – gar nicht mal so schlecht.

Dabei verpassten wir nicht sonderlich viel, ein Haufen unbekannter Newcomer, Zeug welches uns nicht interessierte und Rage (erst vor kurzem gesehen), Tankard (kein Pflichttermin) und Graveworm (schon einmal live gesehen).

Also ging die Fahrt am Donnerstag los, hatte allerdings einen verheerenden Nachteil. Wir campten auf „N“. Auf „N!!!“ Und auch nicht vorne bei N, sondern ganz hinten auf N was heißt, dass es sogar auf O teilweise kürzere Wege gab und O war schon maximalst gefickt.
Laufzeit vom Campingplatz zur Bühne inklusive Einlassschleuse, hochgerechnet im Durchschnitt 30 Minuten. Kurz mal Bier holen war also definitiv nicht!

Erste Band war wenig überraschend? Agrypnie – Die Band sah ich jetzt zum 4ten mal live, den Sänger in letzter Zeit weitaus öfter. Der Auftritt war durchweg gelungen, wenngleich mal wieder viel zu kurz. Beim Facebookvoting wurde noch mein Lieblingslied „Morgen“ gepickt, Band war super drauf – ein mehr als gelungener Einstieg.

Von der Merchmeile aus, konnte noch recht gut Epica angehört werden und hier und da bot sich mir noch ein Blick auf die Leinwand. Die Bühne selbst konnte ich natürlich nicht sehen. Wollte ich aber ehrlich gesagt auch gar nicht, da mir gehörtes schon nicht gefiel. Viel zu fades Gedudel ohne irgendwie griffig zu sein.

N war auf dem Bild, ganz, ganz links hinter dem Wald.
Sehr ruhige Wohnlage und fernab vom Berufsverkehr
Jetzt kommen wir zum angesprochenem Problem: Ziel war es, kurz zum Auto gehen, was futtern, was trinken, auf’s Klo zu gehen und Alcest anschneiden um dann rüber zu Iced Earth (DER PFLICHTTERMIN schlechthin!) zu wechseln. Zeitfenster, knapp unter 80 Minuten.

 Aber da war ja „N“. Realität sah folgendermaßen aus: Alcest komplett streichen und hektisch zur Main Stage hetzen und gerade noch so während dem ersten oder zweiten Lied einen guten Stehplatz direkt in der zweiten Reihe hinter dem Wellenbrecher zu finden. Und da waren sie…

Iced Earth: Ich war ehrlich gesagt richtig gespannt auf diesen Auftritt und wie sich der neue Sänger schlug, ein zugegebenermaßen sehr wunder Punkt bei mir. Die Band hat einen viel zu wichtigen Stellenwert in meinem Leben, war so gesehen der Ausgangsimpuls meiner ganzen metallischen Entwicklung, als dass ich da über einen Sängerwechsel einfach so hinwegsehen könnte. Als beinharter Barlow Anhänger hatte ich meine Probleme mit Owens, der zwar technisch einwandfrei, wenn nicht sogar überlegen war – stimmlich aber in meinen Augen nicht die passende atmosphärische Tiefe besaß, welche eben genau diese Band ausmachten.
Nachdem Barlow wieder zurück kam, sah ich einer seiner letzten Auftritte live, bevor er wieder die Fliege machte. Dieser war extrem geil und hängte die Messlatte eigentlich irgendwo unerreichbar in den Himmel.


Das neue Album unter dem neuen Sänger Stu Block konnte sich zumindest bewähren und bot auch wieder erfreulich bessere Songwritingstrukturen. Block war dabei sehr gut in der Lage, wie Barlow und gleichzeitig wie Owens singen zu können. Zwar nicht 100%-ig identisch, aber sehr ähnlich, ohne einen Schuss Eigenständigkeit vermissen zu lassen. Doch wie schlug er sich live und wie klangen alte Barlow Lieder, welche ich nur mit Wehmut von Owens gesungen anhören konnte?

Vornweg sei gesagt, die Sicht war theoretisch ideal – vor mir niemand großes, dank dem Wellenbrecher eine genügend große Lücke, als dass ich sowohl direkt auf die Bühne als auch auf die Leinwand schauen konnte. Nur die Sonne, ja die schien bereits tief stehend, direkt in die Augen – die Bühne war für diese Uhrzeit katastrophal ausgerichtet, so konnte das Konzert anfangs nur über die Leinwand erkennbar verfolgt werden. Gesanglich, überraschend stark. Ein 1A Konzert der Extraklasse, alte Songs konnten ohne Beigeschmack mitgeträllert werden. Hat extrem viel Spaß gemacht und war mehr als nur sehenswert. Technisch Block sicherlich auch leicht überlegen, nur leichte nostalgische und gefühlte Nuancen trennen ihn noch von Barlow. Denn dieser bleibt für mich nach wie vor die Nr.1 – der beste Sänger von Iced Earth schlechthin. Und wenn dieser nicht ist, dann ist Stu sicherlich der bestmögliche Ersatz. Damit war der Tag, die Woche, das Festival – meine ganze heile Metalwelt gerettet und der Band wird weiterhin mit Euphorie die Stange gehalten. Geiler Auftritt, vielen Dank!

Das Gerücht von ungepflegten Festivalbesuchern
ist natürlich an den Haaren herbeigezogen, wie
diese gründlich-schmerzhafte Bierrasur bewies
Damit wäre genug gelobt worden, die nächsten Acts konnten nicht ansatzweise mithalten. Da wären zum einem Die Apokalyptischen Reiter, welchen ich recht zwiegespalten gegenüber stehe. Sie haben ein paar gute Songs welche mir recht gut gefallen, ansonsten lässt mich deren Musik relativ kalt. Kombiniert mit dem generierten Hype zog das natürlich hauptsächlich die Art Publikum an, welchem ich am liebstem aus dem Weg geh. Eine arme Frau dürfte noch auf einem Schlauchboot sitzen und T-Shirts verteilend und sich von der lüsternen Meute crowdsurfen lassen. Mir war das ganze etwas zu dämlich, daher sah ich mir das während dem Essen aus der Ferne an. Qualitativ nicht wirklich zwingend…

Behemoth waren für mich auch nicht mehr sonderlich interessant, da wir uns ewig weit vorkämpfen hätten müssen um irgendwo mitten im Getümmel stehend nichts zu sehen. Auch hier stellte der distanzierte Blick fest. Gut, aber im Endeffekt genau die gleiche Show wie eine Woche zuvor. Und so viele Schippen hätten diese gar nicht nachlegen können um aus der Ferne noch besser zu sein als bei der geilen Show auf dem Party.San in der Nähe. Als erneut gesehen notiert, aber den für mich besseren Auftritt stets im Hinterkopf gehabt.

Auf die nächste Band hatte ich mich ebenfalls sehr gefreut, da ich Eluveitie doch oft und gerne höre, bislang aber noch nicht live gesehen habe. Sicht war soweit in Ordnung, klanglich konnte dies ebenso überzeugen … ABER(!!) … es war nur noch nervend. Alle 30 Sekunden kam von hinten ein beschissener Crowdsurfer an und das kotzt mich nur noch an. Von „einmal gemacht haben müssen, weil geil“ kann nicht im Geringsten die Rede sein, wenn Mister Unbekannt das dritte Mal in kürzester Zeit über einen hinwegtrampelt. Von Konzertgenuss kann ebenfalls nicht die Rede sein, wenn andauernd jemand auf einen niederzufallen droht und sich durch harte Stiefel Schläge gegen den Kopf ankündigt. Das hat trotz Vorsicht mich, als auch meine Freundin getroffen der zudem dabei noch ein Shirt kaputt ging.
Als dann noch das penetrante Gemoshe losging war das Fass voll. Wir standen inmitten einer Gruppe kleinerer Menschen, darunter auch viele Frauen und genau dort musste Vollgas reingestürmt werden. Arschlöcher! (Und ihr Penner habt mir mein Ragnarök 2012 Bändchen abgerissen!!)

Wir zogen daher verfrüht ab, weil es einfach keinen Spaß mehr machte. Primär gehe ich auf ein Konzert wegen der Musik und nicht weil ich mich permanent Prügeln will. Dafür reicht ein kostenloser Hinterhof auch. Das Crowdsurfen und Moshen dazu gehört schön und gut, aber es muss irgendwann auch mal Schluss sein. Was vollkommen fehlt ist a) Rücksicht und b) Maß. Würde dies mal kurz passieren würde ich mich ja gar nicht aufregen, aber wirklich die ganze Zeit… geht gar nicht!

Nach einer kurzen Zeit ging es zu Ghost Brigade ins Zelt, von denen ich letzte Woche ob des Sounds bitter enttäuscht wurde. Dieser stimmte diesmal, trotzdem fand ich das Ganze ernüchternd, da hier zu 100% die gleiche Setlist in der gleichen Reihenfolge gespielt wurde. Ein klein wenig Variation hab ich schon erwartet, aber Fehlanzeige. Der Auftritt war nicht wirklich schlecht, zerbrach aber an der immensen Erwartungshaltung meinerseits. Den wahnsinnig guten Gig drei Jahre zuvor am gleichen Ort werden sie wahrscheinlich nicht mehr toppen können, werden von mir aber genau an diesem gemessen.

Sucht mal hier einen Orientierungspunkt. Viel Spaß...
Damit sind Ghost Brigade nicht allein konfrontiert. Ich hab in recht kurzer Zeit erstaunlich viel davon live gesehen, was ich auch privat am liebsten hör. Wenn ich bei last.fm meine Top20 Charts anschaue, habe ich 13 Bands davon schon live gesehen, die 14te ist demnächst möglich. Das heißt ich hab fast alles für mich relevante schon gesehen und es läuft lediglich auf Wiederholungen hinaus, welche großartige und einzigartige Momente insofern relativieren, dass sie oft nicht mehr in dieser Einzigartigkeit und subjektiven Qualität erreicht werden. Das macht sie zwar zum Einem zu etwas sehr besonderen, zum Anderen schmälert es aber den Spaß an der Wiederholung, da es durch die nostalgische Überhöhung des Vergangenen dem Gegenwärtigen unnötig und unmöglich schwer macht.

Bevor ich mich jetzt aber vollkommen in philosophischen Gedanken verliere eine Band – Deathstars. Auch diese Band spielte 2009 schon, wurde von mir aber verpasst und diesmal nachgeholt. Und was soll ich sagen, die Band groovt ordentlich und bot eine ausgezeichnete Show. Die bunte Mischung aus Industrial und Gothicmetal mit einer leicht an Marilyn Manson erinnernden Attitüde funktionierte wunderbar und besaß eine erfrischende Eigenständigkeit. Vor allem der Bassist überraschte mich positiv mit seinem Gesang, der um ein vielfaches mächtiger und böser klang, als ich es von den Liedern gewohnt war. Ein wahrlich gelungener Auftritt der mir viel Freude bereitete.

Zwischendurch hatten wir durch einen simulierten Ohnmachts- oder Schlafanfall eine kleine Gruppe lustiger Menschen angelockt und nachdem ich mehrfach erfolgreich „Besitzansprüche“ *g* klar stellen musste, wurden wir zunehmend vom mysteriösen Absperrband umzingelt, welches ständig aus dem Nichts auftauchte und uns vertreiben wollte.

Da wir uns dann doch nicht mit der Security anlegen wollten, strandeten wir erst am teuren Zapfhahn und schließlich im Zelt wo Farsot auf der Bühne standen. Und keine Ahnung was für unterschwellige Töne die in petto haben, jedes Mal wenn ich Farsot sehe, habe ich danach keine Ahnung was und wie genau das überhaupt war. Alkoholische Einflüsse schließe ich diesmal sogar vehement aus, denn für eine ordentliche Basis war mir das Bier mit 3,30€ für 0,4 Liter zu teuer und „N“ zu weit weg! Was ich weiß ist, dass mir der Auftritt gefiel – detaillierte Bemerkungen kann ich dazu warum auch immer, aber nicht abgeben. Die Frage „war’s er?“ konnte auch nicht eindeutig geklärt werden - am Party.San wollte mir ein möglicher Bärenaufbinder weiß machen, dass er nächste Woche bei Farsot auf der Bühne steht. Da seine Freundin bei Cannibal Corpse singt, hatte ich ihm das gutgläubig geglaubt… warum auch nicht?


Was danach folgte ist die inoffizielle Fortsetzung von Homers Odyssee und wurde als „der geheime Weg“ bekannt. Bei einer wahrlich kühlen (12°) und schrecklich nebeligen Nacht, irrten wir eine geschlagene dreiviertel Stunde im Kreis umher, auf der Suche nach unserem Zelt. Fixpunkte konnten dank dem Nebel nicht wirklich erkannt werden, eine deutlich schwächere Beleuchtung bei den abgeschobenen Plätzen tat ihr übriges dazu. Die Bezeichnung „der geheime Weg“ beruht dabei darauf, dass der Weg wirklich kompliziert war. Von der geteerten Straße aus, musste an der richtigen Stelle auf eine halb ausgetrampelte Wiesengasse gewechselt werden, von der man irgendwann einfach links abzweigen musste, da sich dort weitere, garantiert nicht ordnungsgemäße Zwischengassen auftaten, an deren Ende sich unser Ziel befand. Und genau dieser letzte Wechsel war nicht immer einleuchtend, da absolut willkürlich und gar nicht eben, sondern recht abgesenkt. Wir verirrten uns daher noch mehre Nächte und auch tagsüber, nannten es aber entschuldigend immer einfach „den geheimen Weg“.



Die ersten beiden Bilder sind der offiziellen Summer Breeze Homepage entnommen. Rest wie gewohnt selbst geschossen.

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