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Ordentlich Staub aufgewirbelt
hat vor kurzem die Meldung, dass die Mitglieder von Pussy Riot für ihren
provozierenden Auftritt in einer Kirche festgenommen wurden und in einem wohl
alles anderem als fairen Prozess zu bis zu 7 Jahren Haft wegen „Hooliganismus
aus religiösem Hass“ angeklagt werden.
In einer einmütigen Aktion hatte die maskierte, feministische
Punkband Anfang Februar in der wichtigsten orthodoxen Kirche Russlands ein
musikalisches Gebet inszeniert in dem sie um die Vertreibung Putins beteten. (Heilige
Mutter, gesegnete Jungfrau, vertreibe Putin!)
Unter anderem kritisierten sie den Führungsstil Putins und
die aggressive Einmischung der Kirche in die Wahlen, welche empfahl Putin zu
wählen.
Ich lege es jedem Nahe, sich das Video anzuschauen und
darüber nachzudenken, ob das ernsthaft 7 Jahre Haft wert sein soll. Manche
Youtube Kommentare, ob im vollem Ernst oder im Spaß geschrieben, stimmten mich
doch etwas nachdenklich und traurig.
Relativierungen wie –
in muslimischen Ländern könnte es dafür die Todesstrafe geben und in anderen
Ländern würde so was sicherlich härter bestraft werden, sind für mich keine
Begründungen sondern illegitime
Ausreden! Aussagen wie der „satanische Veitstanz“ bereite Mitarbeitern Bauchschmerzen
halte ich persönlich für lächerlich!
Und genau hier kommen
wir an einen Punkt, an dem sich Kunst (Musik), Ethik und Freiheit ganz fies
schneiden und offenbar nicht genug Platz für alle da ist.
Dass es in
angesprochenen muslimischen Ländern teilweise aus religiösen Gründen verboten
ist, bestimmte Musikrichtungen zu spielen, (Beispiel wäre u.a. Black Metal im
Iran) halte ich für – diplomatisch
ausgedrückt – sehr bedauerns- und bemitleidenswert.
Es mag meiner
persönlichen Grundeinstellung und Meinung entspringen – ich finde aber, dass
sich vor allem Religionen viel zu sehr in die kulturellen Belange der
weltlichen Gesellschaft einmischen. Wenn in Polen, ebenfalls Black Metal Bands
Auftrittsverbote bekommen – macht das zwar vordergründig aus Sicht der Kirche
Sinn, immerhin ist diese Musikart in der Regel genau gegen die Religion
gerichtet, dies zeugt aber nicht gerade
von einem säkularisiertem Land!
Viel mehr riecht das
ganze nach einem alten, verranztem Ethikdogma, welches sich noch immer
Machtbereiche zuschreibt, die es in einer freien, demokratischen Gesellschaft
so nicht mehr geben kann!
In einer gesunden
Demokratie muss es möglich sein, so etwas frei ausleben zu dürfen. Verglichen
mit der oft extrem blutigen Historie diverser Glaubensrichtungen, kombiniert
mit den oftmals sehr strikten und brutalen Forderungen und/oder Auslegungen
dieser, verbietet es sich gerade zu, sich zum doppelzüngigen Moralapostel
aufzuschwingen wenn die textliche Kritik ebenso bösartig zurück schreit.
Natürlich ist das ab einem gewissen Punkt ein sehr heikles Thema, da
alles natürlich auch nicht geht – sonst wäre der öffentlichen Diffamierung und
personellen, völkischen oder sonstiger Hetze Tür und Tor geöffnet, was der
Begründung „Kunst“ mehr schadet, denn entspricht, trotzdem kann nicht alles per se verboten, verurteilt oder
bestraft werden, was über die üblichen Konventionen hinaus geht.
Wenn Politik ins Spiel kommt, wird das ganze manchmal noch brisanter,
unsachlicher und dilettantischer. Vielleicht die passende Gelegenheit um so
beim Vorbeilaufen noch zu einem Seitenhieb gegen die von mir ach so geliebte
Antifa auszuholen, welche mir persönlich schon manch Konzert vermasselt hat –
indem uninformierte, rufschädigende, haltlose sprich falsche Vorwürfe und
Anschuldigungen bei Gemeinden angetragen wurden, was zur Absage der Konzerte
führte.
Das soll auf keinen Fall ein Blankoschein für nationalsozialistische
Bands sein, aber es wird wohl nicht zu viel verlangt sein, sich ausführlich,
ernsthaft und reflektiert zu informieren bevor man Alarm schlägt. Den gleichen
Vorwurf kann man ebenfalls den zuständigen Behören machen, welche brav
abnickend – ich betonte schon: per se
– verbieten.
Ein Prachtexemplar an haltloser Diffamierung ist das selbsternannte „Berliner Institut für Faschismus Forschung“
welches 2008 die Paganfest Tour in Berlin mit nahezu strafffälligen Aussagen
verbieten lassen wollte. Zwar gab es auch mehr als nur zweifelhafte Reaktionen
darauf, der Umgang mit allen Zuschriften, ob sachlich fundiert oder nicht – war
aber mehr als nur weit ab von jeglicher Seriösität.
Ich empfehle jedem
Szenefremden, sich zuerst zu informieren, bevor man sich diese Unterstellungen
an tut, für interessierte aber hier der passende Link:
Musik hat schon immer provoziert und angeeckt, Musik ist unabhängig vom
Genre zutiefst neutral, desinteressiert und hochpolitisch zugleich – eben komplex
und nicht einfach so über einen Kamm zu scheren. Was Politik betrifft, denke man
nur an die Geschichte des Punks, des Raps, vergleicht Songwriter von jetzt,
über 68 bis hin zu Narrenstücken im Mittelalter. Das alles ist Kultur und alles
konnte nur mit Freiheit gedeihen bzw. aus dem Wunsch nach Freiheit heraus.
Musik ist eine Lebenseinstellung und Musik ist wichtig!
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