Montag, 23. Juli 2012

Phoenix Festival 2012 – 21ter Juli @ Alte Seilerei Mannheim

Line-Up

Wie fang ich am besten an – das Phoenix Festival ist ein zweitägiges Benefizfestival welches vom Kreisjugendwerk der AWO Rhein-Neckar zugunsten sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher aus dem Rhein-Neckar Kreis organisiert wird. Wem diese hehren Gründe noch nicht reichen, wird zudem mit sehr billigen und ultrafairen Eintrittspreisen geködert. Gutes tun und gleichzeitig billig feiern, besser geht es nun wirklich nicht!
Und wenn dann der Veranstalter auch noch ein treuer und überfleißiger Moderator auf metalgigs.de ist, sprich im selben Team wie ich sitzt, gibt es eigentlich nichts mehr zu zögern.

Nachdem ich also feststellte, dass ich am Samstag frei haben würde, wurden die Karten umgehend geordert. Den Freitag mit Sensles, Circle of Silence und Grave Digger konnte ich nicht besuchen, dafür allerdings den Samstag mit 9 Bands für unschlagbare 10€ im Vorverkauf inklusive Porto.

Nach einer gut halbstündigen Anreisezeit trafen wir auch nahezu pünktlich zum Start ein.
Den Opener spielten God Delusion welche sich in diversen „Battel of the Bands“ Vorrunden diesen Slot sichern konnten. Das Publikum verteilte sich spärlich in der sehr geräumigen Halle, was für den Opener eigentlich nicht ungewöhnlich ist. Dieser präsentierte sich nicht schlecht und boten kurzweilige Unterhaltung. Der Frontmann hatte die ein oder andere lustige Aussage am Start – insgesamt blieb bei mir aber nicht wirklich viel hängen.

Blutgericht fielen vor allem durch übertrieben aggressive Ansagen auf, ansonsten präsentierten sie einen kruden Mix aus Hardcore und härteren Deutsch Rock. Das funktionierte gelegentlich, war aber im Großen und Ganzen nicht meine Baustelle.

Ähnlich sah es mit New Born Hate aus welche einen sehr energiegeladenen Auftritt ablieferten. Hauptsächlich am Hard- und Metalcore gebunden, wurden latent Death und Thrash Metal Elemente eingewoben bis hin zu sehr New Metal lastigen Passagen. Konnte ich stellenweise feiern, fand oft aber leider keinen Zugang geschweige denn den durchgehenden Rhythmus.

Als Special Guest angekündigt waren Cypecore welche ich schon auf dem Summerbreeze 2009 sehen konnte und mir damals sehr zusagten. Der Auftritt war allein optisch übertrieben cool, schwarze Uniformen mit leuchtenden LED Lampen und Endzeit Bemalung – es war einfach innovativ und stimmig. Im Gegensatz zum Namen wurde hier allerdings kein Core gespielt sondern ansehnlicher Melo Death mit einigen Industrial Anleihen. Nach einer kurzen Anwärmphase – die verschwommene Erinnerung an 2009 hob die Ansprüche wohl unrealistisch hoch – zündete die Band bei mir voll und ganz und erste Warnsignale meines Körpers strömten Nacken aufwärts. Auch insgesamt schien die Band heimlicher Headliner des Abends zu sein, denn dermaßen voll war die Fläche vor der Bühne den ganzen Abend über nicht mehr. Sehr gelungener Auftritt und als Belohnung legte ich mir gleich beide Alben und für meine Freundin ein Shirt zu.

Deadborn waren für mich persönlich der erste Totalausfall. Keine Ahnung wie das Ganze im Studio oder auf der Scheibe klingt, aber ich empfand den Sound als reinstes Geknüppel ohne Dynamik, Aggressivität oder Intensität. Da es kaum Melodienläufe oder sonstige, hervorstechende andere Merkmale gab, welches dies hätten kompensieren können, leider nur ein langweiliges vor sich Hingespiele ohne Wiedererkennungswert.

 
Eine gelungene Bühnenstaffierung hatte Six reasons to kill in petto. Auch sonst konnte ich sie größtenteils gut feiern, was unter anderem daran lag, dass die Bassbreaks nicht immer – aber oft genau richtig platziert waren. Ich steh total auf diese Basswände, welche wie mächtige Wellen auf einen zurollen und platziert eintreffen. Traf zwar insgesamt nicht 100%-ig meinen Geschmack, aber wider aller Vernunft („Dann tu halt langsamer“ – „Ne geht nicht, wenn ich im 5ten Gang fahr, kann ich auch nicht plötzlich nur 30 fahren“) gab ich mein Bestes und verbrauchte sämtliche Energien. Lief mir doch überraschend gut rein.

Debauchery
Born from pain hatten zwar die Dynamik welche ich bei Deadborn vermisste, reizten mich aber trotzdem nicht sehr. Nach gut 3 Songs zog ich ab und warf mir eine Schmerztablette gegen die Kopf und Nackenschmerzen ein. Ein „kleiner“ Spaziergang um die Seilerei erwies sich als weitläufiger als gedacht und so trafen wir gerade so noch rechtzeitig zu Debauchery wieder ein.

Da zwischen dem Bier ab und an mal eine Cola oder ein diebischer Schluck an einem Energytrink genossen wurde, war ich daher sofort wieder auf der Höhe. Ich ließ den Auftritt allerdings recht ruhig angehen und wurde von dem blutigen Spektakel positiv überrascht. Der Death Metal schallte angenehm rund und groovend aus den Boxen und verlor sich nicht im tiefsten Gegrunze. Vor allem die gelegentlichen, hellen und hohen Screams welche auch aus dem Mund eines Heavy oder Thrash Metal Sängers gelassen worden hätten können, sorgten für die nötige Abwechslung und kamen jeglicher Eintönigkeit, welche zum Glück nicht abzusehen war präventiv zuvor. Und da die Band ein übertrieben, blutiges, brutales und sexistisches Bild zu hegen pflegt, durfte natürlich eine Stripeinlage auch nicht fehlen. Nett, aber mehr nicht – hätte es für mich nicht unbedingt gebraucht.

Lamera war die letzte Band des Abends, welche natürlich auch Uhrzeit bedingt mit einem Zuschauerschwund zu kämpfen hatte. Auffallend nervig waren die Ansagen mal auf deutsch, dann wieder auf englisch, dann wieder deutsch und so weiter und so fort. Absolut überflüssiger Anglizismus im wahrsten Sinne des Wortes. Musikalisch sicherlich nicht der Reißer, trotzdem brannte ich noch mal sämtliche Energien ab und gab extremst gedopt und berauscht noch mal alles. Da die Band zuerst schlapp machte fühlte ich mich als Sieger und untermauerte meine Ambitionen als Extrembanger.

Untergenremäßig war es sicherlich nicht mein Festival, aber ich hatte viel Spaß und mir gefiel es in der Tat sehr gut. Und jetzt kommt der traurige Part:


Ob die Zukunft des Phoenix Festivals gesichert ist, steht momentan noch in den Sternen da finanziell einiges schief ging und von daher auch um Spenden gebeten wurde. Da das Festival NICHT unter kommerziellen Interessen an den Start ging, sondern ein bewusst besucherfreundliches und preiswertes Benefizkonzert war, welches die Erlöse gespendet hätte, halte ich zumindest eine Erwähnung für mehr als nur optional sondern auch für notwendig! Solche Aktionen gehören gerettet.

Mein genereller Appell unabhängig von der Veranstaltung: Unterstützt eure Region, euren „Underground“. Er ist Teil der regionalen Kultur und ihr könnt selbst Teil davon werden. Gebt den Künstlern und der Szene eine Chance! Ihr werdet es bereuen, wenn diese plötzlich verschwindet.



PS: Ein "Fickers" an Deathcon Alpha oder ihren Promotern. So halt, weißte bescheid. ;)

PS2: (Fotos sind von mir - allerdings wird sich bei dieser Qualität sicherlich niemand darum reißen, diese als seine auszugeben T_T)

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