Und weiter geht’s. Es hätte sicherlich zigtausend
vernünftige Argumente gegeben, den letzten freien Tag sinnvoll zu nutzen
(aufräumen, lernen, ausschlafen etc. pp.) aber ich wollte unbedingt auf ein
Konzert! Und so schnürte ich auch diesmal meine Stiefel und bereitete mich auf
einen neuen abenteuerlichen Abend vor.
Da ich im Bus aufgrund meines pösen Marduk Shirts
angesprochen und auf ein Bier bei der Tanke um die Ecke eingeladen wurde,
verzögerte sich mein planmäßiges Eintreffen um fast anderthalb Stunden, sodass
die erste Band schon gefrühstückt war. (Texas
Cornflakes Massacre) Die Band müsste ich aber schon frisch nach dem Umzug
gesehen haben. Wie die waren keine Ahnung (mehr), aber egal. Weiter geht’s…
Sapiency standen
nämlich schon auf der Bühne und ballerten ihr Zeug druckvoll durch den Raum.
Growls waren sehr schön kräftig, Clean Vocals bis auf ein paar wenige, weniger
gelungene Parts auch in Ordnung. Die Bühnenperformance war überzeugend, die
Songs griffig und das ganze heizte schon ein wenig an. Arg viel haben sie aber nicht
mehr gespielt.
Zwischendrin erneut einen Kulturschock unter die Nase
gerieben bekommen. Bier in 0,3er- Gläser! Wtf?! Was ist das? Wenn ich ein
„kleines“ Bier will, bestell ich ne Halbe, aber das versteht da oben eh keiner.
2,50€ fand ich dafür nicht ganz ohne und übertrifft sogar Batchkapp Preise!
Daher musste ein Weizen her, das wird wenigstens in akzeptierten Messgrößen
verkauft und ist für den weiteren Verlauf wichtig! *g*
Denn dann traten Beyond
All Recognition in optimistischer Banduniform auf. (Ihr werdet darin schwitzen
wie Schweine *hehe*) Das G
anze klang interessant, Hardcore mit starken elektronischen
Einflüssen. Logische Genreneuerfindung: Dubcore. Ich bin nicht wirklich ein
Freund der Hardcoreszene und Musik, war deshalb wohl so was von fehl am Platz,
aber ich mag zwischendurch so „ausgefallene“ Sachen und liebäugelte in der
Vergangenheit schon das ein oder andere male mit Trance Metal. Die Band schien
ab und an sogar Skrillex zu featuren, das klang diesbezüglich dessen Liedern
sehr, sehr ähnlich.
Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass die Band
irgendetwas großartig neu erfunden hätte, die Breakdowns waren vorhersehbar wie
sich öffnende Regenschirme bei Regen, da aber auf progressive, chaotische oder
sonstige unberechenbare Songstrukturen gänzlich verzichtet wurde, ließ sich
dazu sogar überraschend gut bangen. Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß und
tobte mich in choreographischen Ganzkörperbewegungen aus. Flotte Tanzschritte
kombiniert mit stereotypischen Breakdownbewegungen und aggressiver
Nackenpenetration. Warum nicht? Solang es mich nicht legt und irgendwie
Stimmung erzeugt, denn mal ganz ehrlich: Was war da vor der Bühne los?
So ein Weichspülerpuplikum hab ich selten erlebt! Die ersten
3 Reihen – mich ausgenommen – beinahe stoische Ruhe und Bewegungshemmungen,
geschlechtergemischte Rudelbildung und viertelstündige Fotoshootingseassons. Ich
mein was zur Hölle? Ich stell mich doch nicht gaaaaanz vorne rein während die
Band spielt um Fotos, nein nicht von der Band, sondern von der eigenen Gruppe
in allen nur erdenklichen Formationen und Kombinationsmöglichkeiten zu
schießen. Auch auf Bandansagen
wie „Let’s drink some beer together. Who has a beer in his hand?“ – Null,
wirklich NULL (0) Reaktionen! “Come on. I thought we play in Germany?!”
Da konnte ich nicht anders als das einzige Gerstengetränk in einem gefühlten
Radius von zig Kilometern stolz in die Höhe heben.
Auch Animationen die darauf abzielten, das Publikum näher
zur Bühne zu locken schlugen grundsätzlich fehl und mir konnte die Band echt
leid tun. Da mir das ganze musikalisch und stimmungstechnisch an dem Abend
wunderbar rein lief, märtyrerte ich mich absolut uneigennützig weiter.
Bei Engel welche
ebenso eine irre Show abrissen, dass selbe Trauerspiel in Grün. Untertrieben
unterkühlte Begeisterung und eine Lust auf das Konzert nahe dem Gefrierpunkt. So
was muss nicht sein und gefiel den Bands nicht wirklich. So kam seitens Vokalist
mehrmals die Empfehlung die Bar zu besuchen beziehungsweise eine freundliche
Beschwerde bezüglich des leisen Applauses. Musikalisch klangen Engel wie Melodeath mit einem diesem
Abend thematischen, elektronischen Einschlag und deutlich kräftiger und
intensiver, als in den Youtube Videos welche ich mir den Tag zuvor kurz zu
Gemüte geführt hatte. War wesentlich besser als erwartet. Und irgendwann, gab
es endlich etwas Bewegung und den ersten kleinen Moshpit.
Und diesmal war ich dabei, da mehrere Faktoren dafür
sprachen. a) keine Karatekiddies und sonstige Assis b) kein chronischer
Gewichts- und Massennachteil und c) eine insgesamt angenehme Atmosphäre. Es ist
ein Unterschied ob man absichtlich grob verletzt wird oder man theoretisch
gefangen wird. War daher ein erfreuliches Erlebnis und zeigte mir immerhin,
dass das Publikum teilweise schon könnte, wenn es wollen würde…
Das ganze ebbte noch ein paar mal auf und ab, die Stimmung
war die letzten 3 Songs dann auch endlich da und das ganze gipfelte in Synchronhüpferei
wobei ich mich lebensmüde noch in Haarrotationen in der Luft übte. Aber war
geil!
Zum Abkühlen und angesichts der Tatsache, eines
bevorstehenden, schriftlichen Tests in wenigen Stunden stieg ich auf Cola um,
um mich erneut zu ärgern. 0,3l Cola für 3€?! Antialkoholische Getränke sollten meiner Meinung nach auf jeden
Fall billiger sein als Alkohol und nicht so maßlos überteuert sein. Aber gut,
das werde ich mir auch nicht mehr bestellen.
Blieb noch eine Band, Dead
by April und Headliner des Abends. Urplötzlich kamen zig Leute aus ihren
Verstecken gekrochen und legten der endlich gereiften Stimmung noch einiges
dazu. Und das war absolut unverdient! Ich fand die Band einfach nur mies. Die
Growls/Screams als unklar zu bezeichnen klingt vielleicht irreführend,
verwaschen wäre der beste Eindruck. Im Vergleich zu den vorigen Bands ein
deutlicher Abfall in Sachen Qualität, dazu ein absolut seichtes bis belangloses
Songwriting das dem sprichwörtlichen Kitsch mehr als nur einmal nahe kam.
Selbst die elektronischen Elemente wirkten selten fördernd, sondern verloren
sich oft irgendwo in dem ganzen Gedudel. Diesem gehypten und warum auch immer
nun so gefeierten, zahnlosen Zeug wollte ich nicht weiter Tribut zollen, daher
verließ ich den Abend nach wenigen Liedern und zog heimwärts.
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